"Jeden Tag das Beste geben"

Christoph Wurm ist seit Februar dieses Jahres Generaldirektor der VKB-Bank. | Foto: VKB-Bank
  • Christoph Wurm ist seit Februar dieses Jahres Generaldirektor der VKB-Bank.
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BezirksRundschau: Wie waren für Sie die ersten hundert Tage als Generaldirektor?
Christoph Wurm:
Die letzten Monate waren ganz unzweifelhaft eine turbulente Zeit. Nicht nur für mich, sondern für die gesamte Führungsmannschaft. Der Unfall von Albert Wagner hat uns alle sehr betroffen gemacht. Wir haben ja sehr eng zusammengearbeitet. Auf der anderen Seite ist es klar, dass wir im Berufsleben Verantwortung tragen. Und diese Verantwortung haben wir auch angenommen. In Summe war es gefühlsmäßig und zeitmäßig eine intensive Zeit. Der Zusammenhalt in der Führungsmannschaft war und ist enorm. Das war ab dem ersten Moment spürbar. Und das hat uns allen auch viel Kraft gegeben.

Und wie fällt die Bilanz über die ersten hundert Tage aus?
Ich denke, wir haben einen guten Weg von der alten zur neuen Führung gefunden. Da haben wir die richtige Vorgangsweise für uns und unser Haus gewählt. Wir haben da, glaube ich, die richtigen Schritte gesetzt. Wichtig war mir, dass wir weiterhin die Interessen der Kunden in den Vordergrund gestellt haben.

Das heißt, die ersten drei Monate waren in gewisser Hinsicht eine Stabilisierung nach innen? Auch in Hinblick auf die Mitarbeiter?
Natürlich ist eine Hauptaufgabe in einer Ausnahmesituation, dass man die Mitarbeiter mitnimmt. Gleichzeitig darf man aber nicht den Blick nach vorne verlieren. Wir befinden uns ja auch im gesamten Sektor in einer außergewöhnlichen Zeit, wenn man sich zum Beispiel die historisch niedrige Zinssituation vor Augen führt. Der Drei-Monats-Euribor ist negativ – und das ist eine außergewöhnliche Situation. Die Herausforderungen für die Bankenbranche und damit auch für die VKB-Bank sind riesig. Stillstand ist daher keine Option.

Wie verläuft die Suche nach dem dritten Vorstandsmitglied?
Wir sind gerade dabei, mit dem oder der Besten die Gespräche zu finalisieren und werden dann an die Öffentlichkeit gehen. Der nächste Schritt ist die Zustimmung des Aufsichtsrats.

Wann wird die Entscheidung öffentlich?
Jedenfalls vor dem Sommer.

Im Juni?
Ende Juni, Anfang Juli. Vor den Sommerferien.

Wie schätzen Sie die Zinsentwicklung ein?
Aus heutiger Sicht wird die Niedrigzinsphase noch andauern. Das ist in Summe für viele aus der Finanzwelt eine Herausforderung, etwa bei den Vorsorgethemen, bei der die Vermehrung des Geldes nur eingeschränkt möglich ist. Im Jahr 2015 wird es bei den Zinsen zu keiner markanten Veränderung kommen.

Und 2016?
Wir gehen davon aus, dass 2016 die Zinsen langsam nach oben gehen werden. Unter der Voraussetzung, dass die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der EZB auch greifen. Aber prinzipiell ist da vieles noch offen.

Wie beurteilen Sie die Situation der oberösterreichischen Betriebe?
Oberösterreichs Wirtschaft ist eine starke. Wir erkennen nur, dass das Wachstum eher verhalten ist. Uns täte ein stärkeres Wachstum gut, auch in Hinblick auf die internationale Konkurrenzfähigkeit.

Warum wächst Oberösterreichs Wirtschaft nicht so stark?
Wir sind Teil einer europäischen Wirtschaftsentwicklung. Dem können wir uns auch nicht entziehen. Ich glaube nicht, dass es nur von einer Ursache abhängt. Das fängt bei den politischen Rahmenbedingungen an und endet bei der Einstellung von uns allen. Letztlich ist ein jeder von uns aufgefordert, zu gestalten. Die Frage muss sich wohl jeder stellen, ob er seinen Beitrag zum Wohlstand leisten will. Verhalten wird von Einstellungen geprägt. Und wenn wir gewillt sind, gute Arbeit zu leisten, dann schlägt sich das auch in konkreten Ergebnissen nieder.

Wie können Sie als Bankmanager eine positive Grundstimmung hervorrufen? Etwa in Ihrem Unternehmen?
Die geht immer von uns selbst aus. Da muss ich mit der Führungsmannschaft als Vorbild vorangehen. Wenn wir intensiv daran arbeiten, nicht nur Durchschnitt sein zu wollen, können wir etwas bewegen. Man muss versuchen, jeden Tag das Beste geben zu wollen.

Welche politischen Rahmenbedingungen kritisieren Sie?
Ich wünsche mir ein gemeinsames Bild für die Zukunft. Ich wünsche mir, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, die leistungs- und wirtschaftsorientiert sind und die unternehmerisches Handeln unterstützen und gleichzeitig den sozialen Frieden gewährleisten. Es geht darum, beide Seiten zu fördern. Das ist etwas, das Österreich ausgezeichnet hat.

Ein Festhalten an der Sozialpartnerschaft?
Diese war in der Vergangenheit sehr wichtig und gut. Es gibt nun eine Fülle an Aufgaben, um gute Rahmenbedingungen für die Zukunft zu schaffen.

Gegen die Bankenabgabe hat die VKB-Bank nicht geklagt.
Nein. Aus meiner Sicht ist die Bankenabgabe in sich ein zu kurzsichtiges System.

Warum?
Es geht darum, dass sich Banken wirtschaftlich verantwortungsvoll entwickeln können, und nicht, dass einzelne Branchen belastet werden. Banken sind ein Teil der Wirtschaft. Es geht nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander. Ich plädiere intensiv dafür, die bestehende Bankenabgabe in Hinblick auf Einlagensicherung einzurechnen.

Zur VKB-Bank. Wie sieht der finanzielle Ausblick auf das aktuelle Geschäftsjahr aus?
Das Ziel ist, in etwa dort zu liegen, wo wir 2014 gelegen sind. Geplant ist ein EGT (Anm.: Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit) von rund zehn Millionen Euro, das im Lichte von regulatorischen Vorschriften, Einlagensicherung, Abwicklungsfonds eine ziemliche Herausforderung ist. Bei der Kernkapitalquote wollen wir wieder bei rund 15 Prozent bleiben. Bei der Cost-Income-Ratio liegen wir bei etwa 77 Prozent. Da wollen wir ein, zwei Prozentpunkte besser werden.

Das Thema Wien ist ad acta gelegt?
Das ist mittelfristig aufgeschoben. Wir wollten immer einen großen Schritt nach Wien gehen. Aber in Zeiten, in denen Unsicherheiten verhaftet sind, sollte man nicht in neue Märkte gehen. Neue Märkte benötigen große Investitionen und eine erhöhte Aufmerksamkeit des Managements. Daher haben wir beschlossen, uns auf unseren Kernmarkt Oberösterreich zu fokussieren.

Wie viel Zeit bleibt Ihnen noch für die Pfadfinder?
Die Pfadfinder werden immer ein Teil meines Lebens sein. Das Engagement ist ein Stück weit in den Hintergrund getreten, weil die Verantwortung und die zeitliche Anwesenheitin der Bank deutlich zugenommen haben. Aber die Verbundenheit und die Werte bleiben erhalten.

Wie halten Sie es dann mit "Jeden Tag eine gute Tat"?
Das ist ein guter Vorsatz im Leben eines Bankmanagers. Das soll symbolisieren, jeden Tag sein Bestes zu geben und sich jeden Tag der Bedürfnisse und Sorgen seiner Mitmenschen anzunehmen. Etwa, dass wir es schaffen, dass sich Kunden ein Stück weit ihren Lebenstraum verwirklichen können. Oder, dass deren Sorgen etwas geringer werden.

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