Maturaprüfungen heuer wieder "wie früher"
Mündliche Matura 2022 im Focus

Schon im Vorjahr galt: Maturafeiern mit Masken außer am eigenen Platz
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  • Schon im Vorjahr galt: Maturafeiern mit Masken außer am eigenen Platz
  • hochgeladen von Gesa Buzanich

Die mündliche Matura soll heuer laut Ministerium wieder stattfinden. Den zwei letzten Jahrgängen wurde sie dagegen gänzlich erlassen. Wie stehen die von mittlerweile 2 Jahren Pandemie, Schulschließungen und Distance-Learning betroffenen LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern dazu? Wir haben uns umgehört.

Unverhältnismäßig

"Ich finde es total unfair, wie unverhältnismäßig entschieden wird. Unser Matura-Jahrgang hat am längsten unter der Corona-Situation gelitten und tut es auch jetzt noch. In der Klasse merkt man die psychische Belastung wirklich enorm und jetzt soll die Matura mit Alibi-Erleichterungen einfach so durchgedrückt werden", zeigt sich eine Maturantin im BRG fast schon erschüttert.

Wie sah es in den Vorjahren aus? Dem Matura-Jahrgang 2020 wurde nach nicht einmal 2 Monaten Lockdown die mündliche Matura erlassen, in der schriftlichen wurden die Jahresnoten großzügig mit einbezogen.
2021 war der Antritt zur mündlichen Matura ebenfalls nur freiwillig. Heuer soll lediglich der Fragenpool für die AHS reduziert werden, für die Matura-Klausuren steht wie im Vorjahr mehr Zeit zur Verfügung.

Übungsphasen fehlen

Auch Direktorin Sonja Hasler(HAK/HAS Oberpullendorf) sieht die Situation ähnlich: "Die mündliche Reife- und Diplomprüfung bzw. die Abschlussprüfung in der Handelsschule sollte, meiner Meinung nach, wieder auf freiwilliger Basis sein – so wie es in den letzten Jahren der Fall war. Dieser Abschlussjahrgang hat nun schon das 3. Schuljahr mit der Pandemie leben und lernen müssen."
"Der Lehrplan konnte zwar aufgrund unseres engagierten Lehrpersonals und unserer technischen Gegebenheiten erfüllt werden, jedoch fehlten intensive Übungsphasen um den Lehrstoff in allen Bereichen zu festigen. Auch die psychische Belastung wird bei einigen SchülerInnen immer mehr bemerkbar. Dieser zusätzliche Druck könnte nun in die falsche Richtung gehen", beschreibt sie die Situation und fügt hinzu: "Ich würde allen AbschlussschülerInnen eine Erleichterung für die Reife- und Diplomprüfung bzw. Abschlussprüfung wünschen!"

Resignation

"Wir können es eh nicht ändern, fair ist es aber sicher nicht", stellt Maturantin Sophia von der HAK resigniert fest. "Die mündliche Matura sagt dabei gar nicht so viel über deine Fähigkeiten oder deinen Fleiß aus, es ist viel auch Glückssache, welches Thema man zieht. Ich habe im September schon eine vorgezogene Matura-Prüfung abgelegt, da hatte ich Glück." Und HAK-Maturantin Laura meint: "Ich findes es so unfair. Wir mussten viel länger allein zu Hause sitzen und lernen, als die beiden Jahrgänge zuvor. Es bemühen sich alle, aber den Online-Unterricht kann man trotzdem nicht vergleichen mit Unterricht in der Schule."

Große psychische Belastung

Klassenvorständin Judith Friedl macht sich Sorgen um ihre SchülerInnen: "Ich sehe diese Entscheidung sehr kritisch. Natürlich müssen wir irgendwann wieder zur Normalität zurückkehren, aber auf wessen Kosten? Die Schüler:innen sollen, nachdem sie zwei Jahre lang mit der Pandemie und ihren Einschränkungen zu kämpfen hatten, so maturieren wie vor der Pandemie. Dass diese Schüler:innen aber auch mit persönlichen Problemen, die leider durch die Pandemie entstanden sind, konfrontiert sind, wird dabei außer Acht gelassen.

Viel geleistet

 Klaus Wukowits als Vertreter des Elternvereins im BRG sieht die Situation ähnlich: "Zum Zeitpunkt der Matura 2022 haben die Maturant*innen 2 ½ Jahre mit der Pandemie zu kämpfen gehabt. Also mehr als die Hälfte ihrer Oberstufenzeit. Zwischen Lockdowns, Homeschooling, Angst um die eigene Gesundheit oder die Gesundheit naher Verwandter, Zukunftsangst und einer permanenten Krisenstimmung haben sie ihren Lernstoff bewältigen müssen und haben es mit positiven Noten bis zur Matura geschafft. Das ist mit ziemlicher Sicherheit eine weit größere Leistung, als die, welche durchschnittliche Maturantinnen in den letzten Jahrzehnten erbringen mussten. Ich nenne nur die Maskenpflicht als ein Beispiel für die vielen Herausforderungen, denen sich Schüler*innen derzeit stellen müssen.
Wer eine, in gewissen Bereichen, erleichterte Matura als ein Geschenk ansieht, übersieht völlig die enormen Leistungen, die die Jugend derzeit erbringen muss."

Misere geht an Unis weiter

Und auch eine andere Mutter zeigt sich verständnislos und verweist auf eine ähnlich schwierige Situation, die die MaturantInnen dann an den Unis erwartet:
"Als Mutter einer Maturantin bin ich enttäuscht, dass seitens des Bildungsministeriums der Eindruck erweckt wird, dass alles wieder normal ist und keine Rücksicht darauf genommen wird in welcher Verfassung eine Schülergeneration ist, die 2 Jahre Homeschooling, Lockdown und private Einschränkungen hinter sich und eine ungewisse Zukunft vor sich hat. Es ist schwer mit anzusehen, unter welchem Druck und in welcher psychischen Verfassung sie ihre Schulzeit beenden müssen.
Als Mutter eines Maturanten des letzten Jahrgangs weiß ich außerdem, dass sich die Misere für die Erstsemester dann an den Universitäten fortsetzt."

Die von uns befragten direkt Betroffenen - Lehrer, Eltern, Schüler - zeigen sich bei diesem Thema ganz offensichtlich einig .
Bleibt nur die Frage, auf welchen Überlegungen die Entscheidungen des Ministeriums beruhen.
Und weshalb die dortigen Verantwortlichen die Situation anscheinend so ganz anders einschätzen, als die Betroffenen vor Ort.

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