Seid ihr alle da?
Lorenz Janeschitz lässt die Puppen tanzen
In Kroatisch Geresdorf in der Hauptstr. 23 entsteht hinter einem unscheinbaren Tor seit über 2 Jahren ein winziges Theater. „Theaterdirektor“ ist Lorenz Janeschitz, studierter und diplomierter Puppenspieler und Theaterwissenschaftler. Auf seiner Kleinkunstbühne wird ab Mai zur Freude der Kinder regelmäßig die „Lorenz Janeschitz Märchenbühne“ ihre Vorstellungen geben. Hin und wieder stehen aber auch Kleinkunstabende auf dem Programm. Eröffnet wird mit dem Märchen „Bällchen, Schnellchen“ von Jan Malik.
Ein Leben für die Puppen
Theatermensch Janeschitz blickt auf ein bewegtes Leben zurück, in dem er immer wieder als Puppenspieler, Kabarettist, Komiker und Kleinschauspieler auf und hinter der Bühne stand. In Wien, Güssing und nun seit vielen Jahren in Kroatisch Geresdorf – quasi als Alterssitz - schuf der gebürtige Niederösterreicher immer wieder eigene kleine Marionetten- und Kleinkunstbühnen. Seit nunmehr 11 Jahren bildet er mit der Güssingerin Silvia Hanzl ein künstlerisches Team.
Janeschitz ist - wie er es ausdrückt - Puppenspieler aus Leidenschaft und spielt gemeinsam mit seiner Partnerin landauf landab in Kindergärten, Volksschulen oder den Thermenhotels, vor allem für sein kleines Publikum. 19 Vorstellungen waren es allein im heurigen Frühjahr. Mit Kasperl und der Großmutter, mit Räuber, Gendarm und dem Krokodil und vielen anderen Handpuppen zaubert Janeschitz rote Wangen und glänzende Kinderaugen. Auch für Kindergeburtstage oder andere Veranstaltungen kommt er gemeinsam mit Silvia Hanzl zu seinem Publikum, auch direkt nach Hause.
Aber Lorenz Janeschitz ist nicht nur Puppenspieler. In den vergangenen 43 Jahren hat er selbst mehr als 1.300 Puppen gebaut – auch das eine Leidenschaft des Schöngeists. „Und Frau Maria Pospisil näht bis heute die Kleider für meine Puppen und kleidet sie immer wieder ein. Eine wahre Künstlerin beim Nähen!“, begeistert sich Janeschitz.
Wie kommt aber ein junger Mann darauf, zu kommunistischen Zeiten ins Nachbarland zu gehen, um Puppenspieler zu werden?
Schon als Kindvom „Puppenspieler-Virus“ angesteckt
Janeschitz wurde schon als Kind unheilbar mit dem „Puppenspieler-Virus“ angesteckt. „Ich habe als Kind in Wien jede Woche den Kasperl besucht. Sein Begleiter, der kleine schwarze Ali, hat zu jedem Kind gesagt `Wiedersehn und Zwicker-Bussi aufs Bauchi!´. Das habe ich geliebt!“ Und die Liebe verging nicht. „Mein Berufsziel war und blieb Puppenspieler. Für meine Mutter war das kein ordentlicher Beruf, keiner von dem man leben kann. Sie erlaubte mir aber dennoch, Puppenspieler zu werden, unter der Bedingung, dass ich danach noch einen „normalen“ Beruf lerne.“
Unruhige Zeiten in Prag
So zog Janeschitz dann als junger Mann nach Prag, ins Zentrum der Puppenspielkunst, und absolvierte an der dortigen Kunsthochschule das Studium für Schauspiel, Bühnenbildner und Kostümbildner mit Nebenfach für Puppenspiel und Puppenbau. Dort wurde er auch Zeitzeuge einer politisch unruhigen Zeit, des „Prager Frühlings“ und des Einmarsches der Russen. Seinen tschechischen Magister-Titel durfte Janeschitz in Österreich freilich nie tragen.
Zwischen Küche und Bühne
Frisch gebackener Magister und wieder zurück aus Prag, löste Janeschitz dann sein Versprechen ein und lernte im noch heute renommierten Lokal „Pfefferschiff“ in Salzburg Koch und Konditor. „Meine Mutter behielt Recht, dass es nicht leicht sein würde, als Puppenspieler seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber meine Leidenschaft für das Puppenspiel hat dennoch nie nachgelassen. Viele Jahre habe ich nachts gekocht und am Vormittag in den Kindergärten gespielt. Mein Theaterblut war immer stärker als der Koch-Beruf!“, so Janeschitz.
Heute in der Pension, kann er sich uneingeschränkt seiner Leidenschaft widmen. Mit seinen hunderten Puppen lebt Janeschitz in Kroatisch Geresdorf/Geristof und im Mai wird dort sein Herzensprojekt – ein eigenes Märchentheater und eine Kleinkunstbühne mit Platz für 35 Besucher – eröffnet. Auch als „Theaterdirektor“ hat Janeschitz Erfahrung. „In Wien habe ich für einige Jahre das kleinste Theater der Welt betrieben, das „Le Petit“ mit ganzen 18 Plätzen. Viele bekannte Schauspieler waren von dem winzigen Theater fasziniert und sind bei mir aufgetreten!“
Auf Asien- und Australien-Tournee
Und was war das größte Erlebnis seiner Karriere als Puppenspieler? „ Das war 1980 die Produktion der Kreutzer-Oper `Das Nachtlager von Granada´ als Marionetten-Theater. Ich habe die Puppen dafür selbst gebaut, die Oper wurde mit 12 Puppenspielern im Rahmen der Wiener Festwochen aufgeführt! Anschließend wurden wir auf eine Tournee nach Australien, Japan, Korea und Taiwan eingeladen und konnten dort mit unseren Puppen tausende von Menschen begeistern!“
Wenn auch bei Ihnen die Puppen tanzen sollen:
Kleinkunsttheater „Seid ihr alle da?“
Lorenz Janeschitz,
0676/46 910 63
kleinkunsttheater@gmail.com
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