Wochenddienste sind neu geregelt
Seit Jahresbeginn sollen sich Wochenend-Patienten in der Nacht an den zentralen Notruf wenden.
OBERPULLENDORF/DEUTSCHKREUTZ (EP). Die Wochenenddienste für Allgemeinmediziner wurden so geändert, dass die Dienst habenden Ärzte nur noch von 7.00 bis 21.00 Uhr Anrufe entgegennehmen.
Ab 21.00 werden Personen, die den Notruf 141 wählen, zu einem Telefon-Arzt verbunden, mit dem Details und notwendige Schritte besprochen werden. Die Ärzte haben nun eine Ruhezeit von 21.00 bis 7.00 Uhr, wer in Wochenend-Nächten außerhalb dieser Zeit krank wird, konsultiert seit Jahresbeginn einen so genannten Telefon-Arzt. Überlange Dienstzeiten von 48 Stunden und mehr können zu einer Übermüdung führen, begründet die Ärztekammer die Änderung, die Patienten würden ja trotzdem rund um die Uhr betreut.
Veränderung
Das System habe sich in Niederösterreich bestens bewährt, es gehe dadurch ja nicht kaputt. "Es ist eine Umstellung, die Leute sind eben gewohnt, dass ihr Arzt fast rund um die Uhr erreichbar ist", weiß Allgemeinmediziner und Vertreter aller Ärzte im Bezirk Oberpullendorf, Dr. Michael Heinrich. "Natürlich musste man diesen Schritt unter anderem gehen, damit der Beruf des Hausarztes für junge Ärzte wieder attraktiver wird. Es ist keine Verschlechterung, sondern eine Veränderung." Außerdem würden immer mehr Frauen diesen Beruf ergreifen. "Mit dieser neuen Regelung lassen sich der Arztberuf und Familie besser vereinbaren." Dr. Michael Heinrich übernahm von seinem Vater die Ordination, die eigene Praxis führt er seit 2016. Sein Alltag als Hausarzt sei abwechslungsreich und erfordere viel Fingerspitzengefühl.
"Man muss in diesem Beruf natürlich mit Menschen gut umgehen können, man baut ja ein persönliches Verhältnis zu seinen Patienten auf."
Verbesserte Versorgung
Für Dr. Ulf Schlaffer, praktischer Arzt mit eigenem Therapiezentrum in Neckenmarkt, bringt die Neuregelung eine wesentliche Erleichterung für alle niedergelassenen Kollegen. "Weiters wird die Attratkivität des Hausarztberufes sicher erhöht, die Nachtruhe wird einen spürbaren Gewinn an Lebensqualität bringen. Ich hoffe, dass auch die Wochentags- und Nachtbereitschftdienste schnellstmöglich analog zu der Akutordination im Krankenhaus Oberwart verändert werden. Das wird einerseits für uns Ärzte, aber auch für die Patienten zu einer Verbesserung der Versorgung führen, um auch nach Diensten ausgeruht für unsere Pateinten in der Ordination da zu sein."
Allgemeinmedizinerin Dr. Gabriele Rother ist seit 20 Jahren Hausärztin und betreibt ihre Praxis in Oberpullendorf. Sie befürwortet die neue Regelung, gehören doch Wochenend-Dienste von bis zu 72 Stunden der Vergangenheit an. "Es profitieren alle, denn auch die Patienten haben nichts davon, wenn man nach einem anstrengenden Wochenend-Dienst unausgeschlafen in der Praxis erscheint."
Weniger Bürokratie
Die Neuregelung mache den Beruf des Hausarztes wieder attraktiver und sei wichtig für die Zukunft des Berufsstandes. "Die Patienten müssen sich umgewöhnen, man kann vom Arzt nicht fordern, Tag und Nacht für alle da zu sein. Die Menschen sind ja dadurch medizinisch nicht unterversorgt, sie werden eben anders versorgt." Gabriele Rother kann sich keinen schöneren Beruf vorstellen. "Meine Arbeit ist abwechslungsreich, aber fordernd. Ich betreue ganze Familien, Kinder, Alte, Gesunde, Kranke – und begleite diese oft bis zu ihrem letzten Atemzug." Von der Politik würde sie sich mehr Wertschätzung für ihre Arbeit wünschen. "Ich arbeite mit Patienten und nicht mit der Bürokratie."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.