"Zuhause sitzen ist nicht meins"
Karl Schöll absolvierte eine Gewalttour mit dem Rad, 3.401 km bis zur Nordsee und wieder zurück.
NECKENMARKT (EP). Sportlich aktiv war der 65-jährige Karl Schöll schon immer: "Zuhause rumsitzen, das ist nicht meins. Ich muss in Bewegung sein", so der ehemalige Unternehmer.
Gute Planung
Mit dem Rennrad war Schöll immer unterwegs: "Ich hatte ja eine Firma und da war Freizeit knapp. Aber sooft es ging, bin ich durch den Bezirk geradelt. Und genau zwei Tage nach meiner Pensionierung saß ich am Rad und bin meine erste große Tour gefahren." Der letzten 3.401 Kilometer langen Tour gingen vier größere voran: 2013 umrundete Schöll den Bodensee, die zweite führte ihn in die Schweiz, wo er den gesamten Radweg absolvierte, bei der dritten Tour radelte er 1.966 Kilometer durch Frankreich der Mosel entlang, im letzten Jahr absolvierte er den Mur-Radweg.
Gewalttour
Am 15. August startete Karl Schöll zu seiner bislang letzten Tour. Gestartet wurde in der Schweiz in Andermatt, dann ging's nach Chur: "Am Weg dorthin musste ich gleich am ersten Tag 650 Höhenmeter überwinden." Dann ging es Richtung Straßbourg über Offenburg, Karlsruhe, Ludwigshafen, Mannheim, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln und Düsseldorf nach Duisburg. Dann weiter nach Holland Richtung Arnheim und Rotterdam bis zur Nordseemündung.
"Ich bin dort genau bei Sonnenuntergang angekommen - es war einfach nur faszinierend. Ich hatte Tränen in den Augen." Nach Hause ging es dann am rechten Rhein-Ufer entlang quer durch Deutschland und Österreich.
Dass solche Gewalttouren bis ins kleinste Detail geplant werden müssen, ist klar: "Ich muss ja auch das gesamte Gepäck mitnehmen.
Bei meiner letzten Tour waren das immerhin 12 bis 13 Kilo." Exakt wurde auch die Route berechnet, Tourenbücher gekauft, Notizen gemacht und während der Fahrt wurden alle Kleinigkeiten in einem Büchlein festgehalten. Trotz aller Vorbereitungen gab es auch einige kritische bzw. unvorhergesehene Situationen: "Ich musste mich oft durchfragen, weil es Umleitungen gab, die mein Navi nicht anzeigte. Und einmal bin ich versehentlich in der Schweiz auf der Autobahn gelandet. Die Polizei hat mich dann kontrolliert und mir geholfen von der Autobahn zu kommen."
Strapazen
Schwierig sei auch gewesen, mit all dem Gepäck die Pässe zu überwinden. Und die Fahrt durch einen Tunnel werde ich nie vergessen - das war grenzwertig." Schöll war fast durchwegs auf Radwegen unterwegs: "Manchmal musste ich auch auf die Bundesstraße ausweichen, weil Radwege schlecht waren oder einfach endeten. Besonders die Pflastersteine waren problematisch." Pro Tag saß Karl Schöll etwa neun Stunden am Rad, dabei spulte er bis zu 160 Kilometer ab. Auch ein Sturz ging glimpflich aus. "Ich war unterzuckert, weil ich außer dem Frühstück nichts gegessen hatte." Untertags gab's Bananen oder einen Müsliriegel, am Abend wurde ordentlich gegessen. Ans Aufgeben habe er trotz aller Strapazen nie gedacht. "Ich hatte zwar einen kleinen Einbruch bei 2.500 Kilometer, aber was ich anfange, bringe ich auch zu Ende." Alle Fotos auf www.meinbezirk.at/burgenland.
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