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Die Bezirksrundschau Oberwart schrieb vor 30 Jahren
100 Jahre und ein bißchen weise
Der älteste Pinkafelder Paul Orsolits lebt im Kloster und wurde 100 Jahre. Orsolics wurde am 12. Jänner 1891 in Heugraben geboren. Zur kroatischen Muttersprache lernte er noch Deutsch: "Viel Schul' gangen bin i net!", bekennt er, denn er habe seinem Großvater, einem Fuhrmannsunternehmer mit vier Pferden, zu begleiten gehabt. Dafür konnte er gut reiten - noch im Königreich Ungarn unter Franz Josef.
1912 rückte Orsolits unter ungarischem Kommando ein, ein Jahr später gab's ein Manöver unter Aufsicht seiner Majestät, des Kaisers und Königs: "Ja, 1913 hab ich ihn g'sehn. Der war damals bei uns!" 1914 wurde Orsolits zur Russischen Front abkommandiert, kam verwundet nach Prag ins Spital. 1915 verlor er für kurze Zeit die Sprache - Grauen des Krieges. 1916 kam er in russische Gefangenschaft, doch vor dem Abtransport nach Sibirien gelang ihm die Flucht. Er versteckte sich in einem Keller und wurde befreit. 1918 erlebte er in Italien das Ende des Krieges. Ein Jahr nach Anschluss des Burgenlandes an Österreich heiratete er Anna Cekic und lebte mit ihr in glücklicher Ehe bis zu ihrem Tod 1969. Sie hatten drei Kinder.
Im 2. Weltkrieg diente Paul Orsolits im Volkssturm bei Güssing - wieder gegen die Russen. 1955 ging er in Pension, mit 88 Jahren kam er ins Kloster in Pinkafeld. Für ihn kommt der Glaube aus seiner Familie: So ließ sein Vater einst ein Feldkreuz aufstellen, weil der Sohn aus dem Krieg heimgekommen war. "Wie wird man denn 100 Jahre?" "I waß net! I waß a net, was no wer'n wird. Geduld muaß ma hob'n", meint Paul Orsolits. Seine ganze Lebensweisheit fasst er verschmitzt lächelnd und zufrieden so zusammen: "Unser Herrgott halt mi bei der Hand!"
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