Rauchverbot in der Gastronomie ab 1. November
Das sagen Wirte und Lokalbetreiber zum Ende des Rauchens
BEZIRK. Österreichs Wirte und Lokalbetreiber hatten es rund um das Thema Rauchen in den letzten zwölf Jahren nicht leicht. Ihre Pflicht war es, die Anpassungen zum Nichtraucherschutz auf eigene Kosten in ihren Räumlichkeiten umzusetzen und die Gäste zufriedenzustellen.
Geteilte Meinungen
Bei diesen Meinungen stoßen Fronten aufeinander: Auf der einen Seite empörte Nichtraucher, die in sauberer Luft essen und trinken möchten, bzw. die Kinder vor dem Rauch bewahren wollen. Und auf der anderen Seite die Raucher, die sich in ihrer persönlichen Freiheit verletzt fühlen und auf die Zigarette zu Kaffee oder Drink während einem gemütlichen Lokalbesuch nicht verzichten wollen.
Lösung lang ersehnt
Der Konsens der Umfrage der Bezirksblätter durch einige Gastronomiebetriebe war durchwegs vorhanden: Es solle zu einem Ende kommen, damit sich die Menschen endlich an die Umsetzung gewöhnen.
Schwieriges Prozedere
Der derzeitige Betriebsleiter der "Bank" in Oberwart, Andras Toth, hatte ein schweres Vermächtnis. Nach der "Don't Smoke"-Offensive galt die "Bank" mit damaligem Besitzer als Pionier in Sachen Nichtraucherlokal im Burgenland, doch die Gäste blieben aus. Danach wurde das Verbot entschärft, was auch zu Kontroversen führte. "Es ist gut, dass die Lokale ab November im gleichen Boot sitzen, das hebt alle Lokale auf den gleichen Nenner", so Andras Toth, allerdings: "Das strikte Verbot ab Mai hätte die Menschen über den Sommer sanfter herangeführt als ab dem kalten November", fügt er hinzu.
Die Zigarette zum Kaffee
Das 250 Jahre alte Kaffeehaus "Träger" in Pinkafeld sehnt sich ebenfalls nach einer eindeutigen Lösung. "Natürlich tut es weh, einen betagten Gast nach draußen bitten zu müssen wenn es gegen seine Rauchergewohnheiten spricht", so Christine Träger, selbstverständlich stehen Maßnahmen im Freien zur Planung.
Gesundheit und Toleranz
Dass man niemanden ausschließt, ist Wirt Josef Ebner eine Herzensangelegenheit. Der Gastro- und Fleischereibetrieb bietet sogar für Veganer eine Alternative mit hausgemachten Fleischersatzprodukten aus Gluten. Beim Rauchen zog er rigoros am 1. Mai einen Schlussstrich in seinem Lokal und fordert: "Wir müssen miteinander um unser soziales Wohl zusammenstehen. Toleranz ist gefragt und rauchen ist definitv nicht gesund", und weiter: "Verzicht ist eine Sache der Gewohnheit. Das Rauchverbot in der Gastronomie funktioniert europaweit, warum sollte es bei uns in Pinkafeld oder im Bezirk nicht passen?"
Umsatzeinbußen nicht erwartet
Inwieweit die Gäste ausbleiben oder nicht, werde sich weisen. Fakt ist, dass sich österreichweit alle Lokale an diese Regel halten müssen und das scheint für die meisten Lokalbetreiber der Trost zu sein. Besondere Furcht vor großen Umsatzeinbußen bestehe nicht.
Insider des Nachtlebens befürchten Einschränkungen
Lokalmatador des Nachlebens im Bezirk, Jürgen Schwarzmayer, alias DJ DARK, sorgt seit Jahrzehnten für Musikgestaltung bei ausgewählten Festen und bekennt sich: "Dadurch, dass ich 25 Jahre als Musik-DJ tätig bin und die Menschen mit ihren Bedürfnissen beim Fortgehen kenne, finde ich das neue Rauchergesetz in dieser Auflage nicht in Ordnung! In Nachtclubs, Discos und auf Veranstaltungen wäre ich dafür, dass weiterhin geraucht werden darf. Und zwar so wie es in den letzten Jahren war, als sich die Gäste aus Rauchern und Nichtrauchern wahlweise aufteilen durften. Ich beobachte immer wieder, dass der Raucherbereich mit Gästen voll, und der Nichtraucher-Raum leer ist. Jeder Wirt soll selber entscheiden ob geraucht wird oder nicht!"
Meinung des Bezirksparteiobmannes
LA Georg Rosner hat eine klare Linie in punkto Rauchverbot: "Meine persönliche Meinung dazu ist, dass das generelle Rauchverbot in den Gastronomiebetrieben schon längst gelten sollte.
In anderen Ländern ist es schon seit Jahren so und dort funktioniert es ja auch. Ich habe nicht verstanden, warum es in Österreich diese Kompromiss-Lösung gegeben hat. Ich habe auch Verständnis für den Ärger der Gastronomiebetriebe. Vor allem weil sie viel Geld investieren mussten, um Nichtraucher-Bereiche zu schaffen.
Ich selbst bin Nichtraucher, aber ich weiß aus vielen Gesprächen mit Rauchern, dass ein generelles Rauchverbot kein großes Problem wäre. In vielen Lokalen – vor allem in denen gegessen wird – darf man ja ohnehin nicht mehr rauchen. Und das ist auch sehr angenehm – egal ob man Raucher oder Nichtraucher ist."
Gesetzeslage
Nach dem Ende der türkis-blauen Regierung kam wieder neuer Schwung in die Thematik des generellen Rauchverbots in der Gastronomie. Im Juli wurde nun neuerdings das Rauchverbot beschlossen, das ab 1. November in Kraft treten soll. Seit 2008 mussten Raucher- von Nichtraucherbereichen in der Gastronomie getrennt werden. SPÖ und ÖVP hatten sich im Jahr 2015 auf ein generelles Rauchverbot ab Mai 2018 geeinigt. Nach den Neuwahlen 2017 sagte die türkis-blaue Regierung die geplante Reform unter dem Druck der FPÖ wieder ab. Ein österreichweites Volksbegehren für das Rauchverbot erreichte vergangenen Herbst beinahe 900.000 Stimmen. Die SPÖ hat im Mai 2019 eine Gesetzesinitiative bewirkt, das Rauchverbot tritt nun am 1.11. in Kraft.
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