Flugschrift verbreitet Ängste vor AsylwerberInnen
Ängste verbreitet das Flugblatt in Oberkohlstätten: "Der Kohlstätterhof soll mit Asylwerbern gefüllt werden?"
OBERKOHLSTÄTTEN (ps). Berührende Bilder von Hilfsbereitschaft gingen in den letzten Wochen vom Burgenland aus um die ganze Welt: "Wir helfen Flüchtlingen und Asylwerbern aus den Krisenherden, die in Europa eine neue Heimat suchen"! In Oberkohlstätten sorgt ein Flugblatt jetzt für Unruhe.
Eine "besorgte Nachbarin" informiert, dass der Kohlstätterhof, das lokale Gasthaus im Dorf mit Asylwerbern aufgefüllt werden soll und wirft die Frage auf: Ist das noch zumutbar? Die Antwort wurde gleich zynisch mitgeliefert: „Der Wirt weiß die Antwort, er zieht nach Oberwart!
Wie denkt die junge Ortsbevölkerung darüber?
Katharina Wendl, eine 17-jährige Schülerin der Maturaklasse des Wimmer Gymnasiums in Oberschützen, ist über diese Flugschrift gar nicht erfreut, weil klar hervorgeht, dass die Verfasserin/der Verfasser Ressentiments gegen Flüchtlinge bzw. Asylwerber hegt. Zwischen den Zeilen kann man das Misstrauen gegenüber Flüchtlingen deutlich herauslesen, meint Katharina, denn diese verteilte Info in ihrer Heimatgemeinde Oberkohlstätten zielt lediglich darauf ab, Verunsicherung und Angst zu schüren, so Katharina Wendl.
Gemeinsam Integration leben
"Integration kann nur gelingen, wenn alle betroffenen Akteure zusammenarbeiten, besonders in kleinen Gemeinden ist dies von großer Bedeutung. Wichtig ist, dass die hier lebenden AsylwerberInnen Zugang zu Deutschkursen haben und sie individuell (von freiwilligen Mitarbeitern der Hilfsorganisationen Caritas, Rotes Kreuz ect.) betreut werden.
Einige Menschen haben Angst, weil sie erstmals direkt von den Krisenherden der Welt betroffen werden. Das was sich weit weg abspielt, ist plötzlich ganz in der Nähe – nur in sehr heruntergebrochener Form.
Sie kennen Oberkohlstätten und dessen EinwohnerInnen schon seit Langem, sind alles gewohnt. Wenn plötzlich neue Leute hierher ziehen, die anders sind und noch kein Deutsch können, werden diese Gewohnheiten unterbrochen. Vorurteile und eigene Abstiegsängste können hinter Floskeln wie – ich habe nichts gegen Flüchtlinge, ABER….gefliessentlich versteckt werden und werden dank social media salonfähig. Der vorgegaukelte Patriotismus entpuppt sich spätestens jetzt als (latente?) Xenophobie, so Katharina weiter.
Beispiel 25 männliche Flüchtlinge
„Unbegründete Ängste kann man nur ad absurdum führen, wenn man mit der lokalen Bevölkerung redet (Infoabende, nicht nur kurze Rundbriefe). Fragen, auch kritische müssen beantwortet und auf Bedenken eingegangen werden. Die Bevölkerung würde bei der Unterbringung von 25 Männern wohl wenig erfreut reagieren, deshalb wäre es umso wichtiger, sie auf die Ortsteile zu verteilen und Gruppen zu initiieren, die sich um die Asylwerber kümmern (Deutschkurse, Besuch bei Ämtern und Ärzten…)
Für mich stellt sich nicht die Frage ob 25 Flüchtlinge zu viel für Oberkohlstätten sind, sondern, wie man alles organisiert. Das ist der springende Punkt. Plant man sorgfältig, begegnet man den Ängsten der Bevölkerung und versucht, diese zu minimieren, kann alles nur gut laufen.
Es sind Menschen, die da kommen. Es geht nicht darum, ob es zumutbar ist, plötzlich neue Gesichter im Ort zu sehen, die man nicht kennt. Es geht nicht darum, dass Gebäude mit Flüchtlingen angefüllt werden. Es geht darum, Menschen in unserer Gesellschaft aufzunehmen, die alles verloren haben und sich ein sicheres, lebenswertes Leben für sich und ihre Familie wünschen. Die Unterbringung in kleinen Einheiten ist im Hinblick auf mögliche Traumata essenziell für eine gute Integration“, meint Katharina abschließend.
Klare Stellungnahme von Bgm. Leonhard Schneemann
Für Bgm. Schneemann ist die Vorstellung der Wirtsleute nicht umsetzbar. Er bezieht klar Position:" Im Pfarrhaus sind bereits 8 Asylwerber untergebracht, wir werden die Bevölkerung in Oberkohlstätten nicht überfordern, es muss sozial verträglich sein und die Rahmenbedingungen müssen passen. Die Restquote von sieben Flüchtlingen werden wir sicher in den anderen Ortsteilen unterbringen."
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