Große Gedenkfeier mit hunderten Menschen
Am 4. Feber vor 20 Jahren starben vier Roma durch ein schreckliches Bombenattentat in Oberwart.
Der tragische Tod von Josef Simon, Peter Sarközi, Karl und Erwin Horvath hinterließ eine große Lücke, erschüttete die Bevölkerung, brachte die Roma aber in den Fokus der Öffentlichkeit und rüttelte viele - auch in der Politik - auf. Seit damals hat sich viel verbessert, aber Lücken gibt es nach wie vor. Am 4. Feber 2015 fand in Oberwart eine große Gedenkfeier mit Lichterzug vom Rathaus zur Gedenkstätte statt.
Bockelmann-Ausstellung eröffnet
Im Offenen Haus Oberwart wurde im Vorfeld die Ausstellung "Zeichnen gegen das Vergessen" von Manfred Bockelmann, Bruder von Udo Jürgens, von LH Hans Niessl und UHBP Heinz Fischer eröffnet.
Musikalisch begleitet wurde die Vernissage u.a. von Feri Janoska, Agata Siemaszko und Eveline Rabold.
Die Ausstellung umfasst zahlreiche Zeichnungen des Künstlers von Portraits von Kindern, die in Konzentrationslagern ermordet wurden. Bockelmann zeichnete auch Portraits der vier ermordeten Oberwarter Roma.
"Der Blick hat kein Ende. Er ist da, hier und jetzt. Er hat aber auch keinen Anfang. Der Künstler hat uns gequält und befreit zugleich. Das ist Schreckensarbeit, das ist Reinigung", fasste Peter Wagner in seiner Rede zusammen.
"Wir haben die Pflicht, die Vergangenheit in Erinnerung zu halten. Wer sich nicht erinnern will, wird anfällig für neue Ansteckung. Wenn wir den Holocaust nur mit Daten und Zahlen darstellen, wird man bei jungen Menschen nichts erreichen, diese werden vergessen. Ich zeige mit meinen Bildern auf uns selbst und wozu Menschen alles fähig sind. Wir Menschen können, wenn wir nicht aufpassen, zur Gefahr werden", warnt Bockelmann.
"Vor Jahren hat mir der Begriff OHO nichts gesagt. Heute ist das Offene Haus Oberwart zu einem wichtigen Zentrum der Kultur und auch Erinnerung geworden", so UHBP Heinz Fischer.
Die Ausstellung ist bis 1. März (eventuell 8. März) zu besichtigen. "Die vier Romabilder bleiben in Oberwart. Ich habe sie für Oberwart gezeichnet. Es ist wichtig, dass man Opfern ein Gesicht gibt", so Bockelmann abschließend.
Lichterzug und Gedenkfeier
Vom Rathaus Oberwart aus zogen angeführt von der Stadtkapelle Oberwart hunderte Menschen in einem Lichterzug zur Gedenkstätte. Mit dabei waren auch UHBP Heinz Fischer, LH Hans Niessl und LH-Stv. Franz Steindl an der Spitze der vollversammelten Landesregierung.
Neben SchülerInnen und Vertretern der Roma gedachten in Reden auch Spitzenpolitiker. „Das Attentat hat die innenpolitische Landschaft in Österreich erschüttert und es ist bis heute ein traumatisches Ereignis, das sich in unser Gedächtnis eingebrannt hat. Wir müssen Hass den Nährboden entziehen“, sagt LHStv. Franz Steindl.
"Wir alle haben die Verantwortung, immer und überall wachsam zu sein und aktiv zu werden - gegenüber Aus- und Abgrenzungstendenzen, ersten Zeichen von Verhetzung, Hass und Gewalt sowie jede Form von extremistischem und fundamentalistischem Gedankengut. Wir müssen jeglichen autoritären und antidemokratischen Tendenzen entschieden entgegentreten und mit allen Mitteln des demokratischen Rechtsstaates bekämpfen“, so LH Hans Niessl.
"Ich bin Bürgermeister für alle Oberwarter. Wir leben nicht in einer heilen Welt. Ich setze mich aber dafür ein, dass Konflikte gemeinsam und nicht durch Bomben gelöst werden!", betonte Bgm. Georg Rosner.
Weltkulturerbe
Der Vater von Peter Sarközi, Stefan Horvath, lebt noch heute in der Siedlung. In seiner Ansprache präsentierte er seine Vision: "Ich möchte aus dieser Siedlung mit ihrer Geschichte ein Weltkulturerbe machen. Es gibt in ganz Europa und auch nicht in Österreich eine Siedlung mit so einer Geschichte!"
Ihm schwebt auch ein Begegnungszentrum und Museum in der Siedlung vor. Dazu könnte es auch Fördermittel der EU geben.
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