Kommentar
Ohne Kantine, aber mit Schutzmaske - Frust ist verständlich
Die Sportvereine sind frustriert und enorm verärgert über die angekündigten Maßnahmen, die ab Freitag gelten sollen. Die fehlenden Einnahmen bedeuten ein großes Problem, das für viele Vereine sogar existenzbedrohend sein kann oder wird.
Die am Montag präsentierten und ab morgen geltenden Maßnahmen der Bundesregierung haben verständlicherweise großen Unmut und enormes Unverständnis bei den Vereinen und Fans verursacht. Zumal der genau Text der Verordnung erst, heute Donnerstag, bekannt werden soll.Die heftige Kritik ist absolut nachvollziehbar, da kaum ein wirklicher Sinn dahinter zu sehen ist. Die großen Risikogebiete liegen im privaten Bereich und kaum bei Sportveranstaltungen im Freien. Dabei wird durch die geplanten Verschärfungen kein wirklicher Unterschied mehr zwischen indoor und outdoor gemacht sowie schon gar nicht zwischen großen Sälen oder Stadien und kleinen Räumen. Somit bleibt der Sinn ziemlich offen.
Großer finanzieller Schaden
Zudem kommt ein enormer finanzieller Schaden für die Vereine zu - durch die Sperre der Kantinen fällt eine zentrale Einnahmequelle weg und ohne Verköstigung wird wohl auch die Zuschauerzahl überhaupt sinken, was weitere Einnahmensverluste mit sich bringt. Die Ausgaben bleiben aber - Dressenwaschen, Schiedsrichter, Strom, ...
Davon abgesehen wirken die Maßnahmen wie ein "Faustschlag" gegen die engagierten Ehrenamtlichen und deren wochenlangen Bemühungen, mit viel Aufwand organisatorisch ein Konzept zu erarbeiten, um die Rahmenbedingungen für einen Spielbetrieb zu sichern. Die gesetzten Maßnahmen der Vereine haben weitgehend hervorragend funktioniert. Damit soll nun laut Bundesregierung Schluss sein - und jene hartgesottenen Fans, die dennoch ihren Teams die Treue halten, dürfen das nun (im Freien) mit Mund-Nasen-Schutz machen. Dennoch ... ein Appell, unterstützt eure Vereine, trotz widriger Umstände, auf den Plätzen und in den Stadien!
Forderungen nach Unterbrechung verständlich
Unter diesen Aspekten ist die Forderung vieler Vereine aus den Ligen und Klassen einer zumindest vorübergehenden Unterbrechung der Herbstsaison verständlich. Denn jedes Heimmatch kommt einem "Minusspiel" gleich und der Spielbetrieb ist kaum kostendeckend. Andererseits ergeben sich bei einer Unterbrechung mit ungewissem Fortgang neue Probleme - ähnlich wie im Frühjahr, wo die Saison annulliert wurde.
Nun gibt es zwar neue Regelungen, dass bei Abschluss einer Halbsaison eine Wertung mit Auf- und Abstieg möglich ist, aber dafür ist eine solche auch zu absolvieren. Das ist einer der wesentlichen Gründe, um die letzten Runden noch irgendwie durchzuziehen. Meines Erachtens war es ein großer Fehler, die Herbstsaison 2019 komplett zu streichen, statt sie als "Hintertür" aufrecht zu erhalten, also beispielsweise als es ab Juni/Juli möglich war, wieder zu kicken - doch zu finalisieren. Nun steht der Fußball, wie schon bei der Annullierung zu befürchten war, vor einer ähnlichen Situation, dass die begonnene Herbstsaison bedroht ist, abzubrechen. Und das vor der Ungewissheit, wie und wann im Frühjahr tatsächlich "normal" gespielt werden kann.
Maßnahmen gegen Virus
Aktuell steigen die Fallzahlen täglich auch in Österreich stark an - gestern waren es fast 2.000 Neuinfektionen. Da sind strengere Maßnhamen absolut notwendig, um die Situation in Griff zu bekommen bzw. sie im Griff zu behalten. Aber auf Sportplätzen ist das Risiko (im Freien) eher gering und es sind kaum Cluster dort entstanden. Das große Risiko liegt - wie praktisch alle Institutionen und Experten betonen - eher im privaten Umfeld. Somit scheinen diese geplanten Maßnahmen am Ziel vorbeizuschießen und gleichzeitig auch die regionalen Behörden auszuhebeln - die ebenfalls ihrerseits Konzepte erarbeiten, die dann bei Inkrafttreten oft schon überholt sind.
Ohne Veranstaltungen, die einer Kontrolle unterliegen, verlagert sich das Treffen genau in diesen wenig kontrollierbaren privaten Raum. Damit erhöht sich wiederum das Risiko. Wobei bei einer weiteren Reduzierung von Veranstaltungen der "schwarze Peter" bei den Vereinen und Organisatoren liegt, da diese ja absagen, ist ein Trick der Regierung, um sich "abputzen zu können": Die Veranstaltung darf ja stattfinden und dass mit Zuschauern, aber die dürfen halt nur nichts essen oder trinken. Nur ist gerade im Sport nicht nur der Eintritt eine Einnahmequelle.
Definition und Wortlaut wichtig
Nun gilt es aber erstmal abzuwarten, wie der exakte Wortlaut in der Verordnung definiert ist - und was alles unter "Veranstaltung" fällt.
Als Veranstaltung gelten insbesondere geplante Zusammenkünfte und Unternehmungen zur Unterhaltung, Belustigung, körperlichen und geistigen Ertüchtigung und Erbauung. Dazu zählen jedenfalls kulturelle Veranstaltungen, Sportveranstaltungen, Hochzeiten, Filmvorführungen, Ausstellungen, Vernissagen, Kongresse, Schulungen und Aus- und Fortbildungen.
Begräbnisse und ganztägige Weiterbildungen sind (explizit) vom Getränke/Speisenverbot bzw. Personeneinschränkungen ausgenommen. Was ist beispielsweise mit Blutspendeaktionen - dort gibt es ja zur Stärkung auch ein Getränk und eine kleine Speise (ist dann auch verboten, wenn das als Veranstaltung definiert ist oder wird das bereits dort nicht inkludiert).
Und auch das Wörtchen "bei" lässt einiges an Interpretation im Vorfeld zu. Denn was es kann wohl heißen "während", "im Rahmen" oder "im Umfeld" oder "in direktem Zusammenhang" oder sogar noch mehr - zeitlich und örtlich enger oder weiter gefasst. Ohne einer exakten Definition lassen sich möglicherweise für genau diesen Punkt auch schlüssige rechtliche "Hintertürchen" finden - zumal konzessionierte Vereinskantinen (also der Gastronomie gleichzusetzende) in der Ankündigung gar nicht angesprochen wurden. Somit gibt es noch viele Unklarheiten und großen Unmut, der zu immer stärkeren Widerständen führt. Und genau das ist in einer Situation, in der es notwendig ist, an einem Strang zu ziehen, ziemlich kontraproduktiv. Und jene "schwarzen Schafe", die sich eh an nichts halten wollen, treffen solche Maßnahmen eh nur bedingt, viele, die die Regelungen mittragen aber teilweise mit voller Härte. Und das wird wohl noch so weitergehen - ob sinnvoll oder sinnlos, soll jeder für sich selbst entscheiden.
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