Kommentar: Große Chance durch Begeisterung

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Das Frauen-Nationalteam verwirklichte einen österreichischen Fußball-Sommertraum und spielte sich sensationell ins Halbfinale der UEFA Women's Euro in den Niederlanden sowie in die Herzen der Österreicher.
Das Team von Dominik Thalhammer erzeugte dermaßen große Fußball-Euphorie, wie man es sonst nur bei den Männern kennt, wenn sie eine Europameisterschaft erreichen. Diese herrschte bereits vor zwei Jahren, als es Alaba & Co. in der Qualifikation schafften und erlosch erst mit dem 1:2 gegen Island.
Viki Schnaderbeck & Co. erarbeiteten sich den Erfolg und diese Euphorie jedoch erst im Laufe der EM selbst. Und diese steigerte sich von Spiel zu Spiel - bis zu großen Empfang der Spielerinnen am Freitag in Wien. Ganz Österreich fieberte zuvor mit und auch die (großen) Medien sprangen auf diesen Emotionszug auf - gerade rechtzeitig, um sich auch einen gewichtigen Teil vom Kuchen "abzunaschen".

Unglaubliche Leistung

Es ist dieser Erfolg und dieser Hype dem gesamten Frauen-Nationalteam zu gönnen. Dominik Thalhammer und sein Betreuerteam gemeinsam mit den Spielerinnen haben über Jahre daran gefeilt und sich stetig verbessert. Die Mentalität ist ihre Stärke und die große Einheit ihr Zugpferd. Jede Spielerin rennt für die andere und man hat nie das Gefühl, dass diese Einheit Risse bekommen kann.
Es war einfach großartig das mitzuerleben, was in den Niederlanden passierte - und auch schon die Zeit davor. Das Team hat jetzt eine neue Reise begonnen, die noch viele Möglichkeiten bietet und dafür schon jetzt das Allerbeste! Gleichzeitig gebürt allen im Team Lob und Anerkennung, denn sie haben alle Erwartungen übertroffen und das in beeindruckender Manier. Dazu meine allerherzlichste Gratulation an alle!
Vor einigen Wochen hätte niemand erahnt, dass aus der Randnotiz "Frauenfussball" plötzlich ein gesellschaftliches Zentralthema wird, das vom Bundespräsidenten über den einfachen Fußballfan bis zum größten Macho oder Nichtsportaffinen kaum irgendjemanden unberührt ließ. Und viele, die den Frauenfussball vor einigen Monaten noch belächelt haben, tun es nicht mehr.

Langer Weg

Doch, man hatte das Gefühl, dass der Erfolg plötzlich vom Himmel fiel, da ja zuvor kaum etwas vom Frauenfussball oder dem Frauen-Nationalteam bekannt war. Aber dass dieser große Erfolg nur die Spitze eines langen, steinigen und mit Hindernissen gesäten Weges war, wissen nur die wenigsten.
Lange bevor der Medienhype vor ein paar Wochen einsetzte, war Österreich bereits auf einem erfolgreichen Weg - der kaum wahrgenommen wurde. Dabei stand das Frauen-Nationalteam bereits für die EM 2013 im Playoff und verpasste die Endrunde nur knapp, schaffte in der Quali 2015 für die WM Platz 2 in der Gruppe und scheiterte ebenfalls hauchdünn. Und selbst davor - als Alaba & Co. auf Platz 70 herumtümpelten, ehe der Koller-Express durchstartete - lagen die Thalhammer-Mädels schon um Platz 30 herum. Und dass Neulengbach und nun St. Pölten über Jahre fixer Bestandteil in der Champions League sind, blieb ebenso weitgehend nur Insidern vorbehalten. Das U17- und U19-Team waren schon bei EM-Endrunden dabei und vor einigen Monaten spielte sich Österreich sogar zum Schul-Weltmeistertitel ...
Somit hätte der Medienrummel, der das männliche Geschlecht seit Jahrzehnten intensiv begleitet - schon vor einigen Jahren ins Rollen kommen können und sich (statt nur einiger kurzer Aufblitzer) stetig entwickeln - die Spielerinnen hätten es sich verdient und vielleicht auch finanziell davon profitiert, doch was für ein Aufwand, der Sprung von 0 auf 100 ist einfacher und auf einer Erfolgswelle so mitzuschwingen, geht schnell und bringt viel mehr ...

Frauenfussball begeistert

Dabei könnte der Frauenfussball schon lange begeistern, wenn man ihn lässt. Das Herz, die Leidenschaft und der Idealismus, den die Spielerinnen in sich tragen, gibt es nicht erst seit kurzem, sondern ist vielmehr wesentliche Basis - und das seit Jahren (vielleicht schon immer). Ich selbst hatte meinen ersten Kontakt 2008 - beim Oberwarter Fasching. Darauf folgte ein erstes Spiel als Zuschauer und von da an hatte mich der Frauenfussball gepackt.
Mittlerweile sind über neun Jahre vergangen und in all dieser Zeit war die Zustimmung und das Interesse der Öffentlichkeit enden wollend. Man wurde als Fan und medialer Unterstützer eher belächelt - also ähnlich wie die Spielerinnen behandelt. In der Zeit durfte ich bereits einige schöne Erfolge miterleben - in der Bundesliga mit dem FC Südburgeland und international wie Siege über Belgien, Dänemark oder Finnland mit dem Frauen-Nationalteam. All das war etwas Besonderes und stets ein Erlebnis - auch die Kontakte mit den Spielerinnen. Viele schöne Momente und Emotionen hätte es ohne den Frauenfussball nicht gegeben - schade eigentlich, dass Vieles davon der Öffentlichkeit verborgen blieb, denn Frauenfussball begeistert.
Heute haben sich viele der Kritiker von damals selbst anstecken lassen - und Frauenfussball ist nun salonfähig sowie absolutes Gesprächsthema geworden. Das ist wunderbar und ein großer Schritt, aber warum blieb dies solange in der Schublade?
Viele Baustellen, die es deshalb gibt, hätten in den letzten zehn Jahren schon behoben werden können oder verbessert - denn eines ist Fakt, selbst, wenn jetzt etwas geschieht, braucht es eine Entwicklung und vor allem Zeit. Also wurden viele große Chancen vergeigt, weil der Sport wesentlichen Kräften - die nun im Freudentaumel mitschwingen - über all die Jahre gerade als Randnotiz ausreichte.

Nachhaltigkeit gefragt

Derzeit ist die Euphorie groß und auch im ÖFB will man nun (jetzt erst?) etwas für den Frauenfussball in Österreich tun. Zweifelsohne war das Nationale Zentrum der bisher größte Meilenstein - aber seit damals ist außerhalb von St. Pölten wenig passiert. Die Bundesliga hat keinen Hauptsponsor, obwohl über einen solchen immer wieder gesprochen wird, die mediale Berichterstattung ist und war abseits der Euro eher mager - auch von den großen ÖFB-Partnern war bis vor wenigen Wochen wenig Enthusiasmus zu spüren.
Somit bleibt abzuwarten, ob die notwendige Nachhaltigkeit auch nach der EM aufrecht bleibt und so der Frauenfussball in Österreich wirklich einen Schub nach vor bekommt. Zu fordern, dass sich die Bundesligavereine bei den Männern auch im Frauenfussball engagieren soll, ist gut und begrüßenswert - doch kann nur ein Teil der Lösung sein. Die große Breite ist nur in der Periphere - also in den Bundesländern möglich, wo allerdings die Infrastruktur auch aufgrund der finanziellen Situation des Frauenfussballs eine sehr schwierige ist.
Solange es Bundesligavereine gibt, die nicht einmal einen eigenen Platz haben oder entsprechende Sponsoren, die einen geregelten finanziellen Background sichern, ist es wichtiger Basisarbeit zu leisten - als Bundesligavereinen etwas aufs Auge zu drücken, was sie aus welchen Gründen auch immer nicht wollen (denn auch dort ist klar - nur wenn sie es selbst aus Begeisterung machen, wird etwas Positives daraus).
Nachhaltigkeit ist gefragt - und es bleibt zu hoffen, dass in einigen Monaten nicht nur wieder jene (wenigen) übrig bleiben, die seit Jahren den Frauenfussball im Rahmen ihrer Möglichkeiten begleiten und unterstützen - auch medial. Ein Schulterschluss wie er jetzt gerade passiert, ist auch in den nächsten Jahren notwendig, um die Breite und die Spitze entsprechend in jene Richtung zu lenken, die der Sport und vor allem die Sportlerinnen selbst verdienen. Ehrliche Anerkennung, geeignete Strukturen und vor allem gute Rahmenbedingungen ist entscheidend.
Die momentane Euphorie in allen Bereichen rund ums Frauen-Nationalteam ist eine große Chance, die unbedingt genutzt werden muss - denn abseits der Euro gibt es noch großen Aufholbedarf, weniger im Sportlichen aber ansonsten in fast allen Belangen!

Einige Frauenfussball-Plattformen


Frauenfussball in Österreich
Das Frauen-Nationalteam
Nationales Zentrum für Frauenfußball
12te Frau
womensoccer.at
MeXXoo Austria

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