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Vereinsdiskussion um Unterbrechung der Herbstsaison
BEZIRK OBERWART. Einige Vereinsvertreter sprechen sich für eine (zumindest) Unterbrechung der Meisterschaft aus. Andere sehen dadurch weitere Probleme auf die Vereine zukommen.
Unterbrechung gefordert
"Ich bin für eine Unterbrechung der Meisterschaft unter den jetzigen Umständen. Ohne Kantinenbetrieb ist das nicht machbar. Wenn die Situation so drastisch ist, muss alles nicht notwendige gestoppt werden. Ohne Kantine kommen keine Zuschauer und so werden die Matches zu "Geisterspielen". Solche funktionieren im Amateurbereich nicht", meint Harald Schneller, Obmann vom SV Großpetersdorf.
Harald Schneller: "Die Regierung reagiert in etwa so: Sie erlaubt dir das Autofahren, aber ohne Benzin wird das nicht gehen."
"Unter diesen Voraussetzungen ist an eine Fortführung des Spielbetriebs nicht annähernd zu denken. Ohne Einnahmen wird uns Amateurvereinen die "dünne" Lebensader abgetrennt. Im Frühjahr gab es die selbe Diskussion in der 1. Liga! Dort wurde bzgl. der gesetzten Maßnahmen (keine Zuseher) von einigen Vereinen der Abbruch gefordert. Die logische Konsequenz kann somit nur der Abbruch sein. Zum Leidwesen aller Beteiligten", sagt Bernhard Thier, Obmann SV Kroisegg.
"Vielleicht sind solch drastische Maßnahmen notwendig, aber damit schadet man den Vereinen im Amateurfußball, denn ohne die Einnahmen aus der Kantine wird es schwer für jeden Verein, vielleicht sogar unmöglich für den Einen oder Anderen. Ebenso werden die Zuschauer immer weniger werden, aufgrund der Witterung und auch aufgrund der Maskenpflicht", ist Christoph Böhm, Obmann der SG Redlschlag überzeugt.
Christoph Böhm: "Meines Erachtens wäre es besser die Saison vorläufig zu unterbrechen und abzuwarten."
"Außerdem geht es um die Herbstmeisterschaft und diese könnte man gegebenenfalls auch so werten, da es keinen Auf und Abstieg gibt, jedoch sollte sich der Verband für die Frühjahrssaison eventuell ein Konzept zurechtlegen, sollten die Maßnahmen noch drastischer werden", ergänzt Böhm.
"Unter diesen Voraussetzungen ist ein Spielbetrieb für die Amateur-Vereine uninteressant und wirtschaftlich auf Dauer nicht machbar!", erklärt SV Kirchfidisch-Obmann Georg Posch.
"Ich bin der gleichen Meinung wie Christoph Böhm. Als Klassenobmann (STV) der 2. Klasse Süd habe ich mit allen Vereinen der 2. Klasse Süd A telefoniert und danach ein Schreiben an den BFV verfasst. Sollte sich letztendlich herausstellen, dass ab Freitag tatsächlich kein Kantinendienst mehr ausgeführt werden darf, appellieren die meisten Vereine für eine sofortige Spielunterbrechung. Unsere Fixkosten bleiben ja gleich, es kommen aber keine Einnahmen mehr. Dies ist fast für alle Vereine nicht tragbar und würde wahrscheinlich das Ende von vielen Vereinen bedeuten", betont Dieter Höfler, Obmann vom SV Hochart.
"Wenn wir keine Kantine betreiben dürfen, ist es für unseren Verein eine Katastrophe. Denn unser Verein finanziert sich zum größten Teil aus den Einnahmen der Kantine. Sollten diese wegfallen, frage ich mich, mit welchen Geld wir Spieler, Trainer, Schiris und die Erhaltung der Sportanlage bezahlen sollen - etwa aus den vielleicht 12 hart gesottenen Zuschauern, die Eintritt zahlen und noch dazu vielleicht sitzen und frieren müssen oder mit unseren eigenen?
Roland Sauhammel: "Zur neuen Verordnung der Regierung kann ich nur sagen, dass es für unseren Verein eine Katastrophe ist!"
"Sportlich gesehen wäre es ja kein Problem, aber aus finanzieller Sicht ist es einfach unverantwortlich allen Funktionären gegenüber, denn diese haften mit dem Privatvermögen für allfällige Schulden. Der SC Loipersdorf/ Kitzladen spricht sich für eine sofortige Unterbrechung der Meisterschaft aus. Über eine Fortsetzung vielleicht ja auch erst im Frühjahr kann man ja diskutieren", meint Sauhammel.
"Der Vorstand des SV Welgersdorf hat bei einer Sitzung einstimmig die SOFORTIGE Aussetzung befürwortet", so SV Welgersdorf-Pressesprecher Dietmar Kaiser.
Für eine Unterbrechung spricht sich auch Manfred Bürger, Obmann vom SC Bad Tatzmannsdorf aus: "Da mit diesen drastischen Maßnahmen es nicht möglich ist, den laufenden Spielbetrieb
aufrecht zu erhalten und durch die Kantinenschließung auch keine Einnahmen für den Verein
kommen, sind wir - der SC Sumetzberger Bad Tatzmannsdorf - für die vorläufige Einstellung
des Spielbetriebes. Wir Funktionäre, die unentgeldlich viele Stunden für den Verein arbeiten, sollen dann vielleicht noch das entgangene Geld aus dem Kantinenbetrieb selber aus der Privatkassa zahlen. Soweit darf und soll es nicht kommen, dann stirbt jeder Verein."
Viele offene Fragen
"Auch wir sind gestern zusammengesessen und haben die aktuelle Situation ausführlich diskutiert und sind zum Schluss gekommen, dass eine Aussetzung des Meisterschaftsbetriebes (für uns) die beste Lösung wäre. Wir sind aber ganz klar gegen einen Abbruch oder eine Annullierung der Saison. Zumindest so lange bis einige Punkte, vor allem was den Ausschank und die Maskenpflicht betrifft, nachverhandelt sind", so Michael Ringbauer, Markt Neuhodis.
"Wir haben jetzt schon Mittwoch haben und außer den Ankündigungen im TV gibt es noch keine konkrete Verordnung, an die man sich halten kann (muss). Meiner Meinung nach, sind noch sehr viele wichtige Punkte ungeklärt", so Ringbauer weiter.
- Mundschutz auch für Funktionäre und Ordner oder eventuell auch für Ersatzspieler?
- Gilt der Mindestabstand von 1m auch bei den zugeordneten Sitzplätzen? Sogar dann, wenn ein Mundschutz getragen wird?
- Dürfen die Ordner während des Spiels stehen oder müssen diese auch sitzen?
- Was passiert mit den Spielern, die am Vorspiel der Reserven teilgenommen haben? Dürfen wir denen Getränke geben (zumindest Minerwasser)?
- Dürfen Zuschauer von daheim Getränke mitnehmen?
"Wir haben am Samstag ein Heimspiel und müssen uns vorbereiten. Wann sollen wir das machen?
Wir leben, wie viel andere Vereine auch, zum Großteil von den Einnahmen aus der Kantine. Die fallen für Erste zu 100% weg. Auch die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern werden sich aufgrund der neuen Restriktionen zumindest halbieren. Das heißt, dass wir froh sein müssen, wenn wir durch die Eintrittsgelder den Schiedsrichter bezahlen können", kritisiert Ringbauer.
Probleme bei Unterbrechung
"Es gibt in der Landesliga ähnliche Meinungen, jedoch gibt es bei einer Unterbrechung und einem möglichen Abbruch viele zusätzliche Bedenken wie Rückforderungen von Saisonkarteninhabern, Rückforderungen von Sponsoren, Abwenden von Spielern, Funktionären, Kindern vom Fußballsport. Die Politik stoppt den Mannschaftsport zur Gänze, weil ja die Vereine eh nicht spielen wollen… In anderen Bundesländern wird weiter gespielt (Steiermark, Niederösterreich)", argumentiert Mario Windhofer, Obmann vom SC Pinkafeld.
Mario Windhofer: "Ein Großteil der Einnahmen-Ausfälle werden vom NPO Hilfsfonds kompensiert. Die Vereine müssen Entschädigungen einfordern."
"Weiters wird ein Großteil der Einnahmen-Ausfälle, insbesondere der Kantine, durch den sehr groß dotierten NPO Hilfsfonds kompensiert! Der Fonds wurde bereits bis Juni 2021 verlängert. Es gibt
zudem Gespräche mit der burgenländischen Politik für etwaige weitere Kompensationszahlungen – ähnlich wie in Niederösterreich", so Windhofer, der sich für die Fortsetzung der Herbstsaison ausspricht: "Wir sind derzeit der Meinung, dass wir zumindest noch die 5 bis 6 Runden der Herbstsaison fertig spielen sollten. Danach kann man noch immer entscheiden. Wir versuchen gerade eine Konferenz in der Landesliga zu organisieren und eine gemeinsame Lösung zu finden."
"Ohne Kantinenausschank haben wir keine Einnahmen - das ist richtig, aber wenn wir die Saison unterbrechen, haben wir diese auch nicht. Dann können genau die Dinge eintreten, die der Obmann aus Pinkafeld beschreibt. Eines darf man auch nicht vergessen, dass man max. 15 Runden (15 Frühjahr und 15 Herbst) spielen wird können, das bedeutet auch, dass eine Unterbrechung nicht nachgeholt werden kann", ergänzt Christian Portschy, Obmann vom SV Zuberbach.
"Das ist richtig, wenn wir die Saison unterbrechen, dass wir keine Einnahmen haben, aber um das geht es meiner Meinung nach nicht. Fakt ist, wenn jetzt unterbrochen wird, werden wohl Legionäre, Trainer usw. nicht weiter bezahlt werden. Das sind die Kosten, die anstehen, wo es aber im Gegenzug fast keine Einnahmen gibt. Hinzukommen noch die Kosten vom Schiedsrichter, Dressen waschen, Strom etc… Da es bei den meisten Vereinen noch um 5 bis 6 Spiele geht, ist das trotzdem eine höhere Summe. Und was im Frühjahr passiert, kann jetzt keiner einschätzen, man muss aber davon ausgehen, dass es nicht besser wird", sagt Dieter Höfler vom SV Hochart.
Länderverbände gegen Unterbrechung
Milletich erteilt einer möglichen Unterbrechung eher eine Absage: "In Gesprächen mit den übrigen Verbänden zeigte sich, eine mögliche Unterbrechung der Herbstsaison ist nirgendwo ein Thema. Wir stünden ziemlich alleine da. Die übrigen Verbände wollen die Herbstsaison durchziehen."
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