Oberwart
PhytonIQ bietet ressourcenschonend nachhaltige Lebensmittel
Landesrat Leonhard Schneemann besuchte das innovative Oberwarter Unternehmen PhytonIQ, das zukunftsweisend pflanzliche Nahrungsmittel herstellt.
OBERWART. Das Unternehmen PhytonIQ mit Sitz in Oberwart hat ein System einer Indoor- Farm entwickelt. 2017 wurde das Unternehmen als Start-Up gegründet. Aktuell sind 37 MitarbeiterInnen beschäftigt.
„Wir haben Natur-, Umwelt- und Klimaschutz als Schwerpunkte in unserem Regierungsprogramm definiert“, sagte Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann bei seinem Besuch bei PhytonIQ: „Schön zu sehen, dass das Burgenland einmal mehr Vorreiter im Thema Innovation ist. Nicht zuletzt ist es durch die maßgebenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen möglich, dass sich solche Unternehmen im Burgenland ansiedeln.“
Internationaler Erfolg
Ein weltweit beachteter Erfolg von PhytonIQ war der der erste erfolgreiche Indoor-Anbau von Wasabi: Normalerweise braucht die Pflanze drei Jahre um zu reifen, sie wächst wild am Ufer von Flüssen in Japan und Südostasien sowie vereinzelt in Russland. Wasabi ist ein sehr teures Produkt und kostet rund 650 Euro pro Kilogramm.
PhytonIQ hat es geschafft, eine neue Form des Anbaus für diese Pflanze zu entwickeln, sodass die diese nach schon einem Jahr verzehrt werden kann. "Wir bauen seit rund zwei Jahren auch Safran an und heuer soll auch der Anbau von Erdbeeren noch folgen. Unser Vorteil ist, dass wir indoor das ganze Jahr produzieren können", informiert Unternehmer Martin Parapatits.
Wachstum ohne Erde
"Die Pflanzen wachsen in einem Regalsystem und werden mittels LED beleuchtet, hydroponisch bewässert und erhalten so eine perfekte Umgebung. Dadurch wachsen die Pflanzen schneller als in der freien Natur. Sie benötigen keine Erde, sondern gedeihen in einer Nährstofflösung, aus der sie ihre Nährstoffe ziehen. Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft sparen wir 95 Prozent Wasser und 85 Prozent Dünger ein. Wir vermeiden auch den Einsatz von Pestiziden. Da wir aber ohne Erde produzieren, können wir keine Bio-Zertifikate erlangen", berichtet Parapatits.
PhytonIQ hat die angewandten Techniken bereits patentieren lassen, wie beispielsweise die automatische Aeroponik-Bewässerung zur Wasser- und Nährstoffversorgung. Der benötigte Strom für die Anlage stammt zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie. "Wir haben eine Photovoltaikanlage am Dach. Es ist auch ein Windenergieprojekt angedacht, um noch mehr eigenen Strom zu erzeugen. Das Haus hat Niedrigenergiestatus", schildert Mitarbeiterin Sandra Glatz.
Oberwarter Unternehmen
Die Gründer von PhytonIQ sind die Architektin und Lebensmitteltechnologin Eszter Simon und der Bauingenieur und Umweltwissenschaftler Martin Parapatits. Mit ihrem System bieten sie Lösungen und Technik für die Lebensmittelherstellung in kleinen Einheiten, die durch ihre Kompaktheit ideal in Ballungszentren angewendet werden können.
Die Herstellung liefert einen wirtschaftlich hohen Ertrag auf kleinstem Raum und passiert CO2-neutral und wetterunabhängig. Realisiert werden kann die Lebensmittelherstellung in einem Modulsystem in Containern ab 100 Quadratmetern. In diesen Anlagen können Salat, Minigemüse oder Früchte aufgezogen werden. Das Oberwarter Unternehmen bietet für InteressentInnen und KundInnen individuelle Lösungen: Diese beginnen bei Beratung und Planung, dem Kultivieren verschiedenster Pflanzenarten bis hin zu intelligenter Software.
Das Unternehmen beschäftigt aktuell 37 Mitarbeiter, darvon neun in der eigenen Forschungsabteilung. Der Standort in Oberwart wurde 2020 mit einer Investition von knapp 1 Mio. Euro erweitert. "Wir haben hier aus Rettichen einen neuen Eisenrohstoff entwickelt, der vor allem für ärmere Länder wichtig sein könnte", so Parapatits.
Ideal für Ballungsräume
Diese neue Form der Landwirtschaft ist ideal für Ballungsräume mit wenig Flächen für Pflanzenanbau. Es werden neue, höchst effektive und klimaschonende Möglichkeiten der Gemüse- und Obstzucht für Städte oder Einrichtungen wie Spitäler, Altenwohnheime, Schulen oder Universitäten u.ä. eröffnet.
„Wenn wir in den Städten kleine lokale Einheiten hätten, die einen Teil der Gemüse- und Grünpflanzenversorgung leisten könnten, wäre das mehr als nur eine Überlegung wert“, sagte Schneemann: „Denn immer mehr Menschen ziehen in Ballungsräume. Diese haben nur begrenzten Zugang zu landwirtschaftlichen Gebieten. So müssen Lebensmittel oft lange Transportwege in die Städte zurücklegen. Das bedeutet mehr CO2-Ausstoß. Mit der Firma PhytonIQ sind wir wieder einen Schritt an der nachhaltigen Versorgung mit Lebensmitteln näher. In Zukunft hat vielleicht jedes Altenwohnheim, jedes Spital eine eigene, klimafreundliche und wetterfeste Versorgung mit Lebensmitteln. Das System trägt zu regionaler Ernährungssicherheit und Unabhängigkeit der Regionen bei der Versorgung mit Lebensmittel bei.“
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