Sandra Spiegel: Das Netzwerken ist wesentlich!
Die Bad Tatzmannsdorferin Sandra Spiegel ist erfolgreiche Unternehmerin und Bezirksobfrau von "Frau in der Wirtschaft".
BAD TATZMANNSDORF (ms). Sandra Spiegel ist Unternehmerin mit großem Einsatz und führt gemeinsam mit ihrem Bruder Edgar das Familienunternehmen. Gegründet wurde es 1973 von ihrer Mutter.
"Ursprünglich war es eine kleine Pension mit Restaurant und im Keller gab es eine Evergreendisco, eine der ersten Discos in der Region überhaupt", erinnert sich Sandra.
Drei Standbeine
"2000 haben wir mit den Pralinen begonnen, anfangs wurde die in der Küche hergestellt, wenn dort nicht gerade gekocht wurde. Das war doch etwas hektisch", schmunzelt sie.
2014 baute man den Betrieb aus und um, 2015 übernahmen ihn Sandra und Edgar. "Es war ein fließender Übergang, weil wir ja schon immer mitgearbeitet haben. Es ist damals der Shop mit Pralinen und regionalen Produkten hinzugekommen, die Bettenanzahl wurde verdoppelt und auch das Restaurant vergrößert. Im Keller gibt es nun das Atelier und die Produktionsstätte für die Pralinen. Somit haben wir drei starke Standbeine mit Hotel, Restaurant und der Pralinenmanufaktur", fasst Sandra zusammen.
Anerkennung von außen
"Für mich ist es als Frau nicht schwieriger, einen Betrieb zu führen, vermutlich auch deshalb, weil ich das Geschäft von meiner Mutter übernehm und bei ihr viel lernte. Früher war es wohl um einiges härter als Frau, Unternehmerin zu sein. Man wird heute sicher mehr wahrgenommen. Von außen kommt dennoch durchaus aus Ehrfurcht und Erstaunen, was sich durch Aussagen wie "Was, das gehört dir?" bestätig. Bei Unternehmenskollegen wird kein Unterschied gemacht, ob du eine Frau oder ein Mann bist", schildert sie.
Vorausschauender Betrieb
Etliche Herausforderungen, die derzeit medial in aller Munde sind - wie Barrierefreiheit oder Registrierkasse - beschäftigen Sandra Spiegel weniger: "Wir haben da schon in vielen Bereichen vorausschauend geplant. Beispielsweise haben wir vor zehn Jahren behindertengerecht gebaut, wir verfügen über Brandschutz, Rauchmelder usw. Eine Registrierkasse haben natürlich auch. Dieses vorausschauende Planen war bei uns immer gegeben, darum stellen diese Herausforderungen für uns kaum ein Problem dar. Selbstverständlich sind gesetzlichen Auflagen genüge zu tun und so haben wir die Allergenausweisung auf der Karte. Doch auch das stellt weniger ein Problem dar, da unsere Produkte alle frisch sind und wir engen Kontakt mit unseren regionalen Lieferanten haben. Wir kochen auch viel vegetarisch oder vegan."
Sie bestätigt aber den enormen Zeitaufwand, sich mit den verschiedenen Auflagen zu beschäftigen: "Dieser ist natürlich sehr hoch, darum verstehe ich all jene, die momentan mit diesen voll konfrontiert sind - vor allem die kleineren Betriebe."
Der Familienbetrieb selbst zählt sich auch zu diesen. "Wir haben in der Saison etwa zehn bis vierzehn MitarbeiterInnen", so Spiegel.
Netzwerken ist wichtig
Neben ihrer Position als Unternehmerin ist Sandra Spiegel auch Wirtschaftsfunktionären. Sie ist Obfrau von "Frau in der Wirtschaft" im Bezirk und gleichzeitig Landesobfraustellvertreterin. "Es gibt doch etliche Unternehmerinnen im Bezirk, die Dunkelziffer ist aber viel höher, da oft die Frauen öffentlich im Hintergrund bleiben", meint Sandra.
Ein wesentlicher Punkt ist für die Obfrau das Netzwerken: "Unternehmerinnen sollen alle Netzwerkmöglichkeiten nutzen, weil dies oft gute geschäftliche Kontakte ergeben - sei es mit Kunden, Partnern oder auch neuen Ideen. Wenn man zu Netzwerktreffen geht, tun sich oft neue Dinge auf. Männer machen das schon seit Jahren gut, wir haben da noch etwas Aufholbedarf. Es ist auch immer wieder ein eigener Motivationsschub, mich mit anderen Unternehmern und Unternehmerinnen auszutauschen."
Begleitung wichtig
"Viele Frauen sind unsicher, ob sie den Weg in die Selbstständigkeit schaffen, Beruf und Familie vereinbaren können. Meine Erfahrung sagt mir, dass es oft sogar leichter ist, da die Zeit leichter einzuteilen ist, als bei einer fixen Zeiteinteilung. Man ist oft flexibler, aber es auch herausfordernd", so Spiegel.
Wesentlich für sie ist eine gute Beratung: "Entscheidend ist eine gute BEratung durch Experten und eine perfekte Begleitung. Es gibt viele gesetzliche Rahmen, Vorschriften usw., die man im Vorfeld oft nicht weiß oder abschätzen kann. Da ist entsprechende Beratung notwendig. Auch wenn es oftmals schwierig ist, hat es doch zahlreiche Vorteile und viele schöne Seiten, Unternehmerin zu sein!"
Zur Person
Sandra Spiegel ist seit 2.3.2011 Bezirksvorsitzende Frau in der Wirtschaft, seit 29.3.2011 Stellvertretende Landesvorsitzende Frau in der Wirtschaft Burgenland und seit 31.3.2010 Mitglied des Fachgruppenausschusses Hotellerie in der Wirtschaftskammer Burgenland, sowie langjähriges Mitglied der Jungen Wirtschaft – Bezirk Oberwart
Unternehmerinnen-Quote:
Die Unternehmerinnen (=Frauenquote) kann nur bei der Rechtsform: Einzelunternehmen erhoben werden. Der UnternehmerInnen/Frauenanteil liegt derzeit (österreichweit) bei 44,6 %. Auf den Bezirk Oberwart umgerechnet haben wir ca. 2.000 Unternehmerinnen.
Hinweis: Bei den jährlichen Neugründungen liegt dieser Frauen-Anteil um einiges höher (Auswertung 2014 – bei 58,4 %). Dieser hohe Frauenanteil bei den Neugründungen ist vor allem auf die Berücksichtigung der selbständigen Personenbetreuerinnen in den Neugründerdaten zurückzuführen.
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