Unsere Jubilare: Willi Grabenhofer aus Buchschachen liebt den Orientierungslauf
Der 70-jährige Wilhelm Grabenhofer holte sogar den Weltmeistertitel.
BUCHSCHACHEN. Der Sport steht bei Wilhelm Grabenhofer im Zentrum. Anfang Oktober feierte der Buchschachener seinen 70. Geburtstag. Geboren ist Willi in Unterschützen.
"Früher habe ich natürlich Fußball gespielt, da gab es ja nichts anderes. Es hat sich alles ums runde Leder gedreht, dem ich und meine Freunde oft fünfmal in der Woche nachjagten", erinnert er sich.
Diese Leidenschaft brachte ihn von der Schüler- bis in die Kampfmannschaft vom SC Oberwart. "Dort haben viele Unterschützen damals gespielt. Als vor 50 Jahren dann der SC Buchschachen gegründet wurde, bin ich dorthin gewechselt, weil ich mittlerweile in Buchschachen wohnte. Dort erlebte ich zahlreiche Höhen und Tiefen mit", berichtet der dreifache Vater und mehrfache Großvater.
Über Tochter zum Orientierungslauf
Abseits des Fußballs stand im Winter vor allem Schifahren am Programm und im Sommer ging die Familie gerne auf Radtouren. Doch später sollte der Fußballer eine neue sportliche Liebe finden.
Denn über seine jüngste Tochter Klaudia, die in ihrer Hauptschulzeit in Markt Allhau durch Lehrerin Rose-Marie Pfeiffer zum Orientierungslauf kam, stieß auch Papa Wilhelm zu dem Sport, der ihn begeisterte: "Ich war zweimal mit dabei und habe das festgestellt, das ist mein Sport. Beim Orientierungslauf bist du eigenverantwortlich, im Wald und der Natur unterwegs und es eine sehr individuelle Sportart, bei der man einfach sehr viele Glücksmomente erfährt. Du läufst beispielsweise 15 Posten an und kommst zum ersten, zweiten usw. Das ist jedes Mal ein Glücksgefühl für sich und im Ziel bist du dann dein eigener Sieger. Vor allem die Flower Ceremony gleich nach einem Lauf ist etwas ganz Besonderes, da gribbelt alles und du spürst die Emotionen und den Lauf noch voll in dir. Bei der offiziellen Siegerehrung Stunden später oder erst am nächsten Tag sind die Emotionen schon wieder heruntergeschraubt. Außerdem bist du immer fokussiert und voll unter Ganzkörperspannung, darum gibt es vergleichsweise selten Verletzungen."
Viele Erfolge
"Mit dem Laufsport an sich ist OL nicht zu vergleichen. Du kannst der beste 10 Kilometer-Läufer sein, aber beim Orientierungslauf völlig versagen. In meiner Anfangszeit habe ich den Sport parallel zum Fußball betrieben. Da bin ich einmal in der Früh nach Kärnten gefahren zu einem OL-Bewerb und dann retour zu einem Match. In den Sport selbst habe ich schnell hineingefunden und in all der Zeit viele Erfolge erzielen können. 1994 holte ich meinen ersten Titel beim Nacht-OL. Danach gab es viele Medaillen, Meistertitel und Erfolge in der Staffel, Lang-, Mitteldistanz und Sprint, zuletzt eben wieder bei der Nacht-OL-Seniorenmeisterschaft", fasst Grabenhofer zusammen, der 2005 sogar Weltmeister in Kanada wurde.
Es heißt oft, dass Orientierungsläufer Posten suchen, das dementiert Grabenhofer: "Orientierungsläufer suchen keinen Posten, sie laufen von Posten zu Posten. Dabei zeigt sich eines, eine Gerade ist zwar der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten, aber nicht unbedingt der Schnellste. Das lernt man beim OL immer wieder, wobei auch Mut und Intuition gefragt sind. Man hilft sich mitunter auch gegenseitig, wenn mal ein Posten nicht zu finden ist. Das kommt vor allem bei den Jüngeren oft vor."
"Der Orientierungslauf ist zudem ein richtiger Familiensport. Das beginnt mit fünf oder sechs Jahren mit der Fähnchenstrecke. In der Jugend gibt es die "Smiley/Frust"-Strecke und geht hinauf bis zur Elite und den Senioren. Es ist einfach herausfordernd, weil ich bei jedem Schritt wissen muss, wo ich bin", so Grabenhofer, der seine Liebe zum Sport auch an die nächsten Generationen weitergab, denn auch die Enkerln Hannah und Marlene sind bereits sehr erfolgreich auf nationaler und auch internationaler Ebene.
Unglaubliche Erlebnisse
Der Orientierungslauf führte ihn und seine Familie über den gesamten Globus. "Wir waren in Russland, Spanien, Kanada, USA, Südamerika, Neuseeland und Australien. Dabei haben wir Gebiete gesehen und erlebt, die einem normalen Touristen verborgen bleiben. Es gab einige sehr spektakuläre und spannende Erfahrungen, dabei lernten wir auch viele Eigenheiten anderer Länder kennen", schwärmt der 70-Jährige.
So begegnete er u.a. einem großen Schwarzbär in Kanada oder einem Stamm der Maori in Neuseeland. "Das war wirklich ein Wahnsinn. Uns ging am Weg zum Millenniums-Lauf in Neuseeland der Sprit aus und strandeten sozusagen bei diesem Maori-Stamm. Diese waren total nett und im Gespräch sagte uns einer, ja Austria kenne er. Das hat uns verblüfft und auf die Frage, was er da kenne - meinte der Mann Herbert von Karajan und Hermann Maier. Sie haben dann Sprit besorgt, aber gebeten, wir sollen doch das Millenniumsfest in ihrem Dorf feiern. Wir mussten aber zum Lauf und das tut mir heute noch leid, dass wir nicht bleiben konnten", berichtet Willi.
Große Veränderungen
Der Sport selbst, habe sich dramatich verändert, so der langjährige Obmann vom LZ Omaha. "Ich habe diese Funktion 1987 übernommen und war praktisch 30 Jahre Obmann. LZ Omaha steht für Laufsportzentrum Oberwart-Mark Allhau-Hartberg. Gegründet wurde der Verein bereits 1977 unter Rose-Marie Pfeiffer. Er ist kontinuierlich gewachsen und besteht heute aus rund 40 Mitgliedern. Zum Fuß-OL kamen später Schi-OL und MTB-OL hinzu", fasst Grabenhofer zusammen.
In seiner Anfangszeit wurden Startnummern händisch bemalt, die Karten bedruckt und händisch gestaltet. "Die Ergebnislisten wurden kopiert und per Brief verschickt, später per Fax und heute ist alles elektronisch kurz nach Laufende abzurufen. Auch im Vorfeld weiß man schon ein paar Tage vorher, wie alles abläuft, damals kamst du zu an und hattest keine Ahnung über Startzeit, Distanz usw.", erinnert sich der aktive Sportler.
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