Ein Kommunikationsraum für Asylwerber in Redlschlag
Im Rahmen ihrer Bezirkstour war Landtagsabgeordnete Regina Petrik, Die Grünen, in Bernstein zu Gast. Dabei wurden neue Ideen zur Konfliktlösung mit Asylwerbern erarbeitet.
BERNSTEIN/OBERWART. In den letzten Wochen war die grüne Landthagsabgeordnete Regina Petrik auf Informationstour durch alle Bezirke. Im Bezirk Oberwart war sie am 13. März in Bernstein zu Gast und sprach dort mit Gemeindevertretern.
"Ziel dieser Tour durchs Burgenland ist, herauszufinden, was die Leute in den Gemeinden denken, wo mehr als ein Prozent Asylwerber untergebracht sind. Wo gibt es Probleme, welche Ideen für ein funktionierendes Zusammenleben gibt es. Ich will damit auch Anregungen zusammenführen und weitertransportieren", so Petrik.
Infobroschüren
"Es gab zu Beginn in Eisenstadt im Freibad ein Problem, weil junge Asylwerber nicht wussten, wie sie sich dort zu verhalten haben. Es wurde darauf reagiert und Verhaltensregeln in vier Sprachen formuliert und übersetzt. Seit dem Zeitpunkt gab es keine Probleme mehr. Zu vielen offenen Fragen haben wir außerdem einen Flyer erstellt, der sich diesen stellt wie sieht die Versorgung aus oder warum kommen so viele junge Männer. Die Erste Bank hat unter dem Motto "Willkommen in Österreich" Infokarten erstellt", berichtet Petrik.
"Es gibt nach wie vor Ängste in der Bevölkerung, vor allem bei den Frauen. Auch weil man wie beispielsweise von Übergriffen wie in Köln hört und liest", sagt Zettl.
"Deshalb ist es wichtig, Lösungen zu finden, um diese Angst vor dem Fremden oder den Fremden zu verringern", ist Petrik überzeugt.
"Engagierte integrieren sich"
"Engagierte integrieren sich. Es kamen Asylwerber zu mir und sagten, sie wollen unebdingt etwas tun, um beschäftigt zu sein. Für diese Freiwilligentätigkeiten beispielsweise in Redlschlag gibt es Gutscheine oder Sprachkurse. Viele der Engagierten sprechen bereits gut Deutsch und zeigen auch Willen sich zu integrieren. Die Sprache ist dafür ein wesentlicher Faktor", betont Bgm. Renate Habetler.
"Ein Asylwerber fragte, ob er bei der Feuerwehr mitmachen könnte. Das war kein Problem. Er zeigte sich engagiert, doch als er dann einen positiven Asylbescheid erhielt, ließ er nichts mehr von sich hören und ging nach Wien. Ein Problem ist, dass sie keine Arbeitserlaubnis als Asylwerber haben", meint dazu Vizebgm. Markus Zettl.
Handy als Kritikpunkt
"Sehr oft gibt es auch Kritik, dass Asylwerber Handys bei sich haben und dass es Probleme mit dem Essen gibt", so Zettl.
Dagmar Frühwirth-Sulzer, Obfrau des Vereins "Flüchtlingsinitiative Südburgenland" relativiert beides: "Das Problem ist, dass die Menschen oft gar nicht wissen, was ihnen ein Quartiergeber vorsetzt. Die Speisen in ihren Herkunftsländern sind ganz andere. Da haben sich die Quartiergeber auch entsprechend zu informieren, sie erhalten schließlich Geld für die Unterbringung. Und Handys sind oft das einzige, was sie mitnehmen können, wenn sie flüchten müssen. Handys haben meist wichtige Daten gespeichert, Kontaktdaten von Familienangehörigen, Fotos udgl. Natürlich werden ihnen manchmal auch Handys geschenkt. Die Flucht ist meist die einzige Chance zu überleben, wenn alle gegen jeden kämpfen und welche Mutter würde ihren Sohn nicht auf diese Weise retten wollen. Wir können uns das nicht mehr vorstellen, wie ein Krieg ist. Für diese Menschen war es Monate oder Jahre Alltag."
Fahrtendienst und Treffpunkt
"Was in Redlschlag fehlt, ist ein Treffpunkt bzw. ein Netzwerk", waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig.
"Vielleicht könnte hier die Flüchtlingsinitiative als Partner fungieren, um als Anfang einmal in der Woche so einen zu organisieren", so Frühwirth-Sulzer. Als Ort schlug Bürgermeisterin Habetler die Alte Schule vor, wo bereits Sprachkurse stattfinden. "Eventuell wäre auch im Zuge des Kochkurses ein Abend unter dem Motto "syrisch kochen" eine Idee. Es ist letztlich wichtig sich zu fragen, was können sie für uns machen und nicht nur, was können wir für sie machen", meint sie.
Positive Erfahrungen habe sie, so Habetler, mit einer verpflichtenden Nachmittagsbetreuung gemacht. "Auch eine ehrenamtliche Mithilfe fördert die Integration. Dazu ist aber eine Hauptansprechperson wichtig. Auch ein Shuttledienst wäre denkbar, um die Asylwerber ins Zentrum zu bringen. Die Gemeinde hätte dafür Autos der Diakonie zur Verfügung", sagt die Bürgermeisterin. Positiv hebt sie hervor, dass die Integration im Kindergarten sehr gut ist.
Selbstversorger
Ab 1. April seien die Asylwerber in Redlschlag Selbstversorger, weshalb das derzeit bestehende Problem bezüglich der Speisen dann wohl ausgeräumt sei, sagt die Bürgermeisterin.
Zurzeit sind in der Gemeinde 119 Asylwerber untergebracht, davon 17 - hauptsächlich - Jugendliche in Redlschlag und 69 - vorwiegend Familien - Asylwerber in Stuben.
Kein Rechtsunterschied
Rechtlich gebe es, so die Abgeordnete, auch keinen Unterschied zwischen einem Kriegs- oder Wirtschaftsflüchtling. "Wenn jemand Asyl beantragt, hat er das Recht auf ein Verfahren, bei dem es dann einen Bescheid gibt ob ja oder nein. Es gibt auch noch den Subsidiärschutz bei guter Integration und mit manchen Staaten gibt es kein Rückführungabkommen, falls ein Bescheid negativ ausfällt. Da gehört noch viel gemacht. Auch Straffälligkeiten wirken sich negativ auf Bescheide aus, doch auch hier wird viel polarisiert, ohne die Gesetzeslage zu kennen", sagt Petrik.
"Es wird viel kritisiert, ohne sich mit den Leuten selbst auseinanderzusetzen", sagt Frühwirth-Sulzer.
Gründe für die hohe Anzahl an Flüchtlingen seien zum einen fehlende Perspektiven in den überfüllten Lagern im Libanon, Türkei oder Syrien und auch der Geldmangel beim UNHCR, weil einige Länder ihre Unterstützungen kürzten, so Petrik: "Das führt zu Unterversorgung und Hunger. Das führt natürlich dazu, dass die Menschen nach Europa drängen. Syrer sind oft gut stituiert und gebildet, Afghanen eher weniger. Und ohne Handy würde es vielen noch schlechter gehen, ist es doch oft die einzige Möglichkeit mit Verwandten in Kontakt zu bleiben!"
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