Land Burgenland kauft Bahnstrecke Friedberg-Oberwart
Die offizielle Vertragsunterzeichnung erfolgte in einem historischen Waggon am Bahnhof Oberwart.
OBERWART. Am Donnerstag, 14. September, erfolgte in Oberwart die Vertragsunterzeichnung für den Kauf der Bahnstrecke Friedberg-Oberwart durch die Verkehrsinfrastruktur Burgenland.
Die 25,8 Kilometer lange Güterbahnstrecke stand im Eigentum der ÖBB und sollte stillgelegt werden. „Der Erhalt der Bahnstrecke ist für die wirtschaftliche Entwicklung des Südburgenlandes von großer Bedeutung. Mit dem Kauf durch das Land ist der Weiterbestand dieser Bahnverbindung langfristig gesichert“, so LH Hans Niessl.
Tonnagen verdoppelt
"Die Tonnagen konnten in den letzten Jahren von 40.000 auf 90.000 Jahrestonnen mehr als verdoppelt werden. Ich bin überzeugt, das dieses hohe Niveau gehalten und zukünftig weiter gesteigert werden kann", so Niessl.
Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender der ÖBB Holding AG: „Als Eisenbahner bin ich der umweltfreundlichen Form des Verkehrs natürlich schon lange sehr verbunden. Es freut mich daher ganz besonders, dass es gelungen ist, den Güterverkehr auf dieser Strecke auf der Schiene zu halten. So ist mit dem Erhalt der Strecke die umweltfreundliche Versorgung von sechs Unternehmen auf der rund 28 km langen Bahnlinie gesichert. Außerdem verbraucht jede Tonne Ladegut, die auf der Schiene statt auf der Straße transportiert wird, 18-mal weniger CO2.“
Wichtige Infrastrukturprojekte
„Um die erfolgreiche Entwicklung im Südburgenland fortzusetzen ist infrastrukturell einiges geplant. Der Kauf der Baustrecke gehört ebenso dazu wie der Breitbandausbau und der Ausbau der S7. Der Ankauf ist zudem ein erster Schritt für weitere Ausbaumöglichkeiten. Es laufen Gespräche mit Ungarn, um die Strecke Oberwart - Szombathely zu revitalisieren, dafür wären grenzüberschreitend etwa 130 Mio. Euro notwendig. Ziel ist dieses Projekt auf europäischer Ebene als Förderprojekt umzusetzen. Auch die Bahnstrecke Jennersdorf - Szentgotthard ist ein Thema“, erörtert Niessl.
"Die Strecke Oberwart - Friedberg wird als Anschlussstrecke weitergeführt und wir wollen den Güterverkehr steigern. Damit werden auch die Gemeinden entlang der Bahn entlastet, weil Güter von der Straße auf die Bahn gebracht werden. Wir wollen deshalb den Unternehmen die Bahn wieder schmackhaft machen. Auch an Lösungsvarianten für die Holzverladung in Oberwart wird gearbeitet", erklärt Andreas Reiner, GF der Verkehrsinfrastruktur Burgenland (VIB).
Inwieweit die Anrainergemeinden finanziell beteiligt werden sollen, ist noch offen. "Da wird es noch Gespräche mit den Bürgermeistern geben. Fest steht, dass die Gemeinden hinter der Bahn stehen", so Reiner.
Personenverkehr kein Thema
An eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs ist derzeit allerdings nicht gedacht. "Das ist kein Thema. Die Buslinie G1 ist eine der besten Busverbindungen in Österreich und wurde dafür auch ausgezeichnet. Sie bietet großen Komfort für die Pendler und arbeitet kosteneffizienter", so Niessl.
2011 war der Personenverkehr auf der im Eigentum der ÖBB stehenden Strecke Friedberg-Oberwart aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt worden. Die Stilllegung drohte auch dem Güterverkehr, der von Steiermärkischen Landesbahnen durchgeführt wird. Bereits 2012 war von den ÖBB eine Ausschreibung zum Verkauf der Strecke erfolgt, jedoch ohne Kaufinteressenten geblieben. Nicht zuletzt, weil sich das Güteraufkommen zuletzt verdoppelt hat, forderte eine Reihe südburgenländischer Unternehmen, darunter Unger Stahlbau, den Weiterbetrieb.
2015 wurde schließlich eine Absichtserklärung zum Kauf der Strecke Friedberg-Oberwart durch das Land Burgenland unterzeichnet. Noch im selben Jahr sollte die Übertragung erfolgen, diese jedoch aufgrund offener Punkte nicht finalisiert.
Kritik an Verschwiegenheitsvereinbarung
Die Vertragspartner ÖBB und Land haben vereinbart, über die Kaufsumme Stillschweigen zu bewahren. Dies führt zu Kritik bei ÖVP-Verkehrssprecher und Bgm. LA Georg Rosner: „Alle Fakten gehören auf den Tisch. Wir erwarten uns volle Transparenz und alle Details zum Kauf. „Stillschweigen statt Transparenz – das ist der Stil der Niessl-SPÖ.“
Den Kauf sieht er grundsätzlich positiv, aber "dass die umliegenden Gemeinden ohne jegliche Information zur Mitfinanzierung gezwungen werden, ist ein schlechter politischer Stil. Warum wird über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart? Warum müssen die angrenzenden Gemeinden mitzahlen, ohne genaue Infos zu bekommen? Was zahlen eigentlich die Firmen für die Nutzung der Bahnstrecke?“, fragt sich Rosner, der mittels einer schriftlichen Anfrage offene Fragen klären will.
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