Cerro Torre gab Osttiroler Alpinisten keine Chance
Toni Ponholzer und Peter Ortner sind wieder gesund von ihrer Patagonien Expedition 2017 zurückgekehrt. Die schlechten Wetterbedingungen im Torre-Massiv haben Toni Ponholzer auch bei seinem sechzehnten Anlauf davon abgehalten, über die legendäre Maestri-Egger Linie den Cerro- Torre zu besteigen.
LIENZ (red). Nach zwanzig Patagonien-Expeditionen kann man Toni Ponholzer zu den internationalen Kennern der Region und ihrer widrigen Wetterverhältnisse zählen. Er trifft vor Ort die richtigen Entscheidungen. Das Wetter hat den beiden Osttiroler Alpinisten nämlich auch diesmal einen Strich durch die Rechnung gemacht: Während ihres Aufenthaltes (17.01.- 07.02.2017) gab es kein einziges längeres Schönwetterfenster.
Lange Zustiege - noch längere Routen
Lang anhaltende Schönwetterfenster braucht es aber, um die hohen Gipfel im Torre-Massiv zu besteigen – schließlich ist Klettern in Patagonien anders als bei uns in Mitteleuropa. Der Weg vom Base Camp in El Chalten zum Einstieg ist schon 25 Kilometer lang und nur zu Fuß möglich. Darauf folgen mehrere hunderte Höhenmeter bis zum Einstieg zu einem der Gipfel. Erst dann startet die Kletterroute, die weit über 12 Stunden in Anspruch nehmen kann. Abseilen und den gleichen Weg retour – eine Tour nimmt also mindestens 20 Stunden in Anspruch. Eine Rettungskette gibt es in Patagonien übrigens nicht. Ab dem Base-Camp ist man auf sich selbst gestellt.
Alternativprogramm
Die beiden Osttiroler Alpinisten machten wie immer das Beste aus ihrem Argentinienaufenthalt und hielten es wie alle professionellen Bergsteiger, die zu diesem Zeitpunkt im Base Camp El Chalten auf bessere Wetterbedingungen warteten: kleinere Touren klettern und wieder umkehren, sobald die Bedingungen zu gefährlich werden. „Den Mut zur Umkehr aufzubringen ist oft schwieriger, als eine anspruchsvolle Wand zu klettern. Man muss aber die Zeichen sehen, die der Berg dem Alpinisten setzt“, erklärt Toni Ponholzer.
Mehr als widrige Bedingungen
Die Zeichen waren diesmal ziemlich spektakulär: Die ständigen Niederschläge wurden durch den starken Wind regelrecht an die Wände „geklebt“. Felswände, sonst um diese Jahreszeit trocken, waren diesmal vereist und eingeschneit. Steigeisen statt Kletterschuhen. Bei Sonneneinstrahlung lösten sich Schnee und Eis und gingen als Lawinen ins Tal. Bei einem Erstbegehungs-Versuch an der Aguja Bifida (ca. 2400m) mussten sich die Kletterer fast zwei Stunden unter einem Felsüberhang vor Lawinen in Sicherheit bringen, die im Minutentakt über den Berg hinunter donnerten.
Die Aguja Guillaumet (ca. 2580m) bestiegen Ponholzer und Ortner bei Windgeschwindigkeiten von 150 km/h.
Keine Chance auf gutes Wetter
Den Cerro Solo (2221m) kletterten Ponholzer und Ortner gemeinsam mit zwei Bergsteigern aus dem Base Camp, um Ortner bei seinem Projekt Climb&Fly zu unterstützen: Während Peter mit dem Gleitschirm in 20 Minuten ins Tal flog, dauerte der Abstieg der drei Kletterer über sechs Stunden.
Die Beobachtung einer Fels- und Eislawine in einer Route, die die beiden Osttiroler vier Tage zuvor durchstiegen hatten und die schlechten Wetterprognosen veranlasste die Alpinisten ihr Projekt eine Woche früher als geplant zu beenden.
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