Gösser Bräu Ottakring
Aufgesperrt um zu überleben
Corona hat Gösser Bräu-Wirt Alex Leitner finanziell hart getroffen - geholfen wird dem Gastro-Profi kaum.
WIEN/OTTAKRING. Am Tag der Öffnungen herrscht im Gösser Bräu in der Thaliastraße munteres Treiben. Das Team von Alex Leitner ist eingespielt - auch nach sieben Monaten Lockdown greifen die Routinen: "Vom Tellerwäscher bis zum Chefkoch, meine Mitarbeiter sind seit vielen Jahren bei mir. Wir sind eine Familie."
Und die Familie lässt man nie im Stich. Schon gar nicht in schweren Zeiten. "Ich habe niemanden gekündigt, sondern habe aus meiner eigene Tasche die Löhne gezahlt", schildert Leitner. Eines muss man an dieser Stelle vorwegschicken, der Gösser Bräu-Chef will keine Almosen, sondern die staatliche Hilfe, welche ihm aus seiner Sicht zusteht.
Leitner hat das Gösser Bräu, nach coronabedingtem Jobverlust, mit 1. Oktober 2020 übernommen. "Nahtlos, es gab keine Betriebsunterbrechung", hält der Unternehmer fest. Vom 7. Oktober bis zur behördlichen Corona-Schließung am 2. November 2020 war das Lokal geöffnet. "In den drei Wochen haben wir schon die Zahlen meines Business-Plans erreicht. Der Standort und das Konzept funktionieren also", sagt Leitner.
Unterstützung? Fehlanzeige!
Was seit November nicht funktionierte, ist die staatliche Unterstützung aufgrund des monatelangen Lockdowns. Mit rund 5.000 Euro Mindestumsatzersatz fühlt sich Leitner "abgespeist". Der Ausfallsbonus von Jänner bis Mai ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. "Mit der nahtlosen Übernahme habe ich aus meiner Sicht nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte übernommen. Warum nicht der Vorjahresumsatz meines Vorgängers als Berechnungsgrundlage herangezogen wird, ist mir ein Rätsel."
Privates Geld im Betrieb
Mittlerweile stecken die kompletten privaten Ersparnisse im Betrieb. "Ich bin jetzt privat aufgeräumt und hab mit den Lieferanten Zahlungsziele vereinbart. Meine Familie steckt in dem Betrieb." Es geht also ums Überleben - ums private wohlgemerkt.
Leitner ist trotz der angespannten Situation positiv gestimmt: "Wir sind optimistisch und werden Spaß haben. Unser Konzept funktioniert." Dennoch stellt sich der Gösser Bräu-Chef die Frage: "Ich engagiere mich und nehme meine Leute mit. Was mache ich also falsch, dass sie mich sterben lassen?"
Keine Außenstände, keine Stundungen, alle Rechnungen bezahlt - eine zum Überleben reichende Förderung geht sich dennoch nicht aus. "Ich rede nicht vom Verdienen, sondern will nur meine Überlebenschance", so Alex Leitner.
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