Brunnenpassage: "Wir sind kein klassischer Bobo-Ort"
Die Brunnenpassage feiert zehn Jahre: Leiterin Anne Wiederhold im Interview über Expansionspläne, hippe Arbeit mit Geflüchteten und Besuche der Wiener Sängerknaben.
OTTAKRING. Von der ersten Veranstaltung auf einer Parkbank in der Brunnengasse bis zum nahezu immer restlos vollen Haus: Wir haben mit Anne Wiederhold, der künstlerischen Leiterin der Brunnenpassage, über das Zehn-Jahr-Jubiläum gesprochen.
Wir haben 400 Veranstaltungen pro Jahr und 25.000 Besucher. Hier in Ottakring sind wir schon am Ziel. In ganz Wien sieht das anders aus.
Das ist unsere Vision. Anfragen diesbezüglich bekommen wir von Simmering bis Floridsdorf. Was klar ist: Einen Zugang zu Kunst und einen offenen Ort des Zusammenlebens kann jeder Bezirk brauchen.
Nein, das war überraschend. Wir haben damals mit fünf Leuten als Pilotprojekt begonnen. Unsere erste Veranstaltung fand auf einer Parkbank statt, da wir noch keine richtigen Räumlichkeiten hatten.
Im Grätzel wurden wir von Anfang an gut aufgenommen. Konflikte gab es fast keine. Nur einmal hatten wir eine eingeschlagene Tür. Das kann allerdings auch ein Betrunkener gewesen sein.
Natürlich gab es Leute, die gesagt haben: "Das ist doch die Tschuschen-Halle." Aber wenn die Sängerknaben bei uns sind oder wir in der Hofburg eine Ausstellung machen, dann ist klar, dass das kein Nischenthema ist. Sondern dass das alle betrifft. Wir sind auch kein klassischer Bobo-Ort: Es geht darum, auf alle zuzugehen.
Die Volkstheater-Produktion 2014: Auf Shakespeares "Der Sturm" basierend, haben wir ein eigenes Stück geschrieben. Wir hatten neun Sprachen auf der Bühne und Plakate in 19 Sprachen. Das machen jetzt auch die Festwochen.
Es tut sich schon etwas. Sprache wird als Türöffner gesehen. Prinzipiell ist Arbeit mit Geflüchteten gerade total in – vom Theater bis zum Poetry-Slam. Und das ist auch toll. Allerdings gibt es wenige Orte, wo diese Arbeit so wie bei uns täglich und über Jahre hinweg stattfindet.
Wir arbeiten bei freiem Eintritt, ausfinanziert sind wir leider überhaupt nicht. Es gibt einen Förderkreis, aber der deckt nur einen Bruchteil der Kosten. Im Notfall springt die Caritas ein. Das ist aber auch nicht im Sinne des Erfinders.
Zur Sache: Brunnenpassage
Die Brunnenpassage bietet Gratis-Veranstaltungen von Tanz bis Theater und Gesang. Ihr zehnter Geburtstag wird das ganze Jahr über gefeiert, etwa mit einem Zirkusfest für Kinder und der Reihe "Arts, Rights & Justice" zum Thema künstlerische Freiheit. das detaillierte Programm und genauere Infos gibt's hier: brunnenpassage.at
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