Verborgenes wird wiederbelebt
Bunker unter Yppenplatz wird geöffnet
Unter dem Yppenplatz befindet sich ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Das vergessene Relikt wird geöffnet.
WIEN/OTTAKRING. Wo heute Kinder spielen, suchten vor Jahrzehnten Eltern mit ihren Sprösslingen Schutz vor Fliegerbomben. Heute erinnert nichts an den 600 Quadratmeter großen Luftschutzbunker unter dem Yppenplatz. Die Stiegenhäuser sind mit tonnenschweren Betonplatten verschlossen, die Lüftung von Pflanzen überwuchert. Der einzige Einstieg ist am Platz integriert und versteckt. Verschlossen und vergessen!
Das will die Brunnenpassage mit dem Bezirk ändern. "Ich habe vor ungefähr drei Jahren vom Bunker erfahren. Es war die totale Überraschung, weil ich schon seit über zehn Jahren hier tätig bin", erzählt Anne Wiederhold-Daryanavard.
Für die künstlerische Leiterin der Brunnenpassage ist der Yppenplatz ein "ganz besonderer Ort": "Hier kommen so viele Menschen zusammen und niemand weiß vom Bunker. Es hat mich richtig erwischt, die Vergangenheit hat mich eingeholt." Nach einer Führung im Untergrund hat der Bunker Wiederhold-Daryanavard "nicht mehr losgelassen".
Hier setzt die Kunst an
Daraus entstanden ist eine Vision: "Wir wollen einen Ort schaffen, der buchstäblich in die Tiefe geht. Einen Erinnerungsraum zu den Themen Krieg und Frieden für Künstlerinnen und Künstler jeglicher Herkunft." Der Bunker soll der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden, als Ort "zeitgenössischer Erinnerungskunst". Wiederhold-Daryanavard konkretisiert: "Unser Ansatz ist die Kunst. In den über 40 Räumen soll ganz Unterschiedliches passieren: Videos, Performances oder Skulpturen sollen gezeigt werden."
Nigar Hasib ist Performerin und Stimmkünstlerin und wird im Juni mit einer Liveperformance im Bunker sein. Die Kurdin hat selbst einen Krieg erlebt: "Ich werde im Bunker live arbeiten und wir übertragen das nach oben. Ich habe Krieg er- und überlebt, habe aber nie einen Bunker gesehen. Deswegen war ich sehr am Projekt interessiert."
Bereits von 20. bis 22. Mai, jeweils von 15 bis 20 Uhr, wird die Aktion "Bunker 16 – Der Boden, auf dem wir stehen" über die Bühne gehen. Bei der dreitägigen Aktion wird der Grundriss des unterirdischen Komplexes an der Oberfläche des Yppenplatzes abgebildet. Zeitgleich werden auch Zeitzeugen gesucht, die über die Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Bunkers erzählen können.
Auch die MA 42 – Wiener Stadtgärten, verantwortlich für den Bunker, stimmt der Öffnung und Nutzung des Bunkers zu. "Wenn alles passt, kann eine Grundbenutzung mit der Brunnenpassage durchgeführt werden. Wir sehen das positiv", sagt Referent Michael Müllner.
Zeitzeugen gesucht
Im Zuge von Recherchearbeiten werden Menschen gesucht, die selbst als Kind im Yppenplatz-Bunker ab 1940/41 Schutz gesucht haben oder Angehörige, die davon wissen, dass ihre Eltern/Großeltern sich dort drin versteckt haben. Auskünfte bitte an: info@brunnenpassage.at oder an 0664/8429265
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