Ein Denkmal für Femizide
Männergewalt geht gar nicht

- Österreichs traurige Bilanz von Jänner bis April 2021: Nach der Schaffung der Gedenkwand dauerte es nur zwei Wochen bis die Opferzahl von 7 auf 9 anstieg.
- Foto: Kollektiv Kimäre
- hochgeladen von Michael J. Payer
Die zwei feministischen Vereine Viva La Vulva und Kollektiv Kimäre haben eine Gedenkwand für Femizide am Yppenplatz errichtet.
OTTAKRING/WIEN. Beim Treffen am Yppenplatz herrschen frostige Temperaturen. Kein Wunder, denn beim Thema Femizide kann es einem schon kalt den Rücken runterlaufen. Als Femizid gilt per Definition tödliche Gewalt gegen Frauen aufgrund des Geschlechts.
Von Jänner bis April gab es in Österreich bereits neun Frauenmorde. Eine traurige Bilanz, auf welche die feministischen Vereine Viva La Vulva (Sitz in Hernals) und Kollektiv Kimäre (Sitz in Liesing) mit einem Denkmal am Ottakringer Yppenplatz aufmerksam machen wollen. "Während wir überlegt haben, wie wir mit dem Thema umgehen, gab es in Wien schon den nächsten Fall", schildert Ana Badhofer von Viva La Vulva.

- Gedenken am Yppenplatz. Nadine wurde von ihrem Ex-Freund ermordert.
- Foto: Michael J. Payer
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Ein Beweis aus Stein
Der angesprochene Fall hat einen Namen: Nadine. Die 35-Jährige wurde von ihrem Ex-Freund mit Benzin übergossen und angezündet. Sie starb an den Folgen dieses grausamen Anschlages. "Das Makabere daran ist, dass wir während unseres Gesprächs wissen, dass es bald den nächsten Femizid geben wird", sagt Marietta Born vom Kollektiv Kimäre. Die beiden Vereine fordern eine Gedenkstätte - einen "in Stein gemeißelten Beweis". "Sie sollte möglichst prominent sein und damit aufzeigen, dass diese Morde keine Einzelfälle sind", ergänzt Badhofer.
Beim Gestalten der Gedenkwand haben Frauen, Kinder und auch viele Männer reagiert. "Wir wurden gefragt, ob der Mord an Nadine wirklich wahr ist und was Femizid eigentlich bedeutet. Das Interesse ist also vorhanden", sind sich die Feministinnen sicher. Der Yppenplatz als Standort für die Gedenkwand ist auch nicht zufällig gewählt: "Es sollte ein Platz sein, wo tendenziell mehr Männer sich aufhalten."
Für Viva La Vulva und das Kollektiv Kimäre steht die Aufklärung und Wissensvermittlung im Mittelpunkt. "Natürlich geht es um Bildung und man muss bei den Kindern ansetzen. Das heißt aber nicht, dass ältere Menschen nicht dazulernen sollen", sagt Born.
Die Gründe, warum es in letzter Instanz zu den Femiziden kommt, liegen beim vorherrschenden "toxischen Männerbild" und "dem strukturellen Problem namens Patriarchat". "Kein Mensch will zum Mörder werden, aber die Gesellschaft lässt es zu", geben die Aktivistinnen zu bedenken.
Anlaufstellen für von Gewalt betroffene Frauen. Hier bekommen Sie Hilfe:
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