Das Wiener Volksliedwerk in Ottakring
Wo das Wienerlied zuhause ist
In Ottakring werden zigtausende Flugblätter, Noten, Instrumentalstücke, Ton- und Videodokumente aufbewahrt.
WIEN/OTTAKRING. Vor 117 Jahren nahmen sich Vertreter des "Ministerium für Cultus und Unterricht" etwas Großes vor. Damals, also noch zu Zeiten der k.-u.-k.-Monarchie, wollte man das teils jahrhundertealte Volksliedgut aus dem ganzen Kaiserreich Österreich-Ungarn in einer Buchreihe zusammenfassen. Dazu zählten etwa volkstümliche Lieder, Musik, Tänze oder auch Poesie.
Die Initiatoren des Projekts waren neben dem damaligen Minister Wilhelm Ritter von Hartel auch bekannte Intellektuelle wie der tschechische Komponist Leos Janacek. So entstand das Fundament des "Österreichischen Volksliedunternehmens". Dabei wurde unter anderem in Wien ein Archiv angelegt, um das Liedgut zu sammeln.
Die Stadt Wien subventioniert
Nach 70 Jahren mit einigen organisatorischen Änderungen nahm sich 1974 schließlich die Stadt Wien der nun in "Österreichisches Volksliedwerk" umbenannten Institution an, die bis heute von ihr subventioniert wird. Seit 1993 sitzt das Institut in einem Gebäude mit langer Geschichte: Im Ausflugsgebiet Liebhartstal, nahe des Wienerwaldes, besaß das Brüderpaar Gammer um 1900 ein zweistöckiges Ausflugsgasthaus, den „Bockkeller“. 1906 bauten sie ein weiteres Gebäude dazu, welches innenarchitektonisch durch einen prächtigen Saal dominiert wird. Das zweistöckige Gebäude wurde 1986 abgerissen, der „Saalbau“ aber im Jahr 1993 von der Stadt Wien renoviert und schließlich an das Volksliedwerk vermietet.
Historische Musikschätze
„Seit 1974 gibt es in jedem Bundesland ein Volksliedwerk sowie einen Dachverband in Wien“, erklärt die Geschäftsleiterin des als Verein geführten Wiener Volksliedwerkes, Susanne Schedtler. Die musikhistorischen Schätze im Haus Gallitzinstraße Nr. 1 umfassen 45.000 Lied- und Flugblätter, 40.000 Instrumentalstücke, 1.500 Text- und Liederbücher sowie 2.500 Bücher und Zeitschriften, um nur einige Zahlen zu nennen.
Auch Nachlässe heimischer Sänger und Musiker wie Trude Mally oder Gerhard Bronner, die dem Wienerlied nahestanden, gehören zu den Archivalien. „Wir haben der Österreichischen Mediathek 28 Filme übergeben, die wir von 1995 bis 2003 mit Gerhard Bronner aufgenommen haben. Wir hoffen, mit den digitalisierten Aufnahmen 2022 einen Filmabend anlässlich seines 100. Geburtstages zu veranstalten“, verrät die Musikwissenschaftlerin stolz.
Wean hean
Jedes Jahr wird auch das Wienerliedfestival „wean hean“ abgehalten. Dabei präsentieren junge und junggebliebene Künstler dieses musikalische Genre mit neuen Liedern und Kompositionen. Dies ist natürlich auch für 2022 geplant.
Infos gibt es online unter: www.wienervolksliedwerk.at
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