Gewalt an HTL Ottakring
Ein Lehrer redet Klartext
Die bz hat sich mit einem Lehrer an der HTL Ottakring über das Thema "Gewalt an Schulen" unterhalten.
War die "Spuck-Affäre" an Ihrer Schule eine Ausnahme oder gehört dort Gewalt zum Alltag?
MICHI MÜLLER: Mir ist in der HTL Ottakring kein weiterer Fall bekannt. Aber gewisse Vorfälle gelangen sicher nicht gleich an die Öffentlichkeit. Medial wurde der Fall auch sehr aufgebauscht.
Wie konnte es überhaupt so weit kommen?
Das Problem wird von den Pflichtschulen mitgenommen. Ich sehe die Überforderung eher dort. Aber einige Schüler kommen mit falschen Erwartungen an die HTL.
Können Sie das konkretisieren?
Viele probieren es einfach und kommen dann in der HTL nicht klar. Schlechte Noten erzeugen Frustration. Dann werden Grenzen ausgelotet.
Ist die Aufnahme in eine HTL zu einfach?
Man kann das nicht verallgemeinern, aber man sollte stärker differenzieren. Wenn man aus dem Gymnasium kommt, sind die Noten, solange sie positiv sind, vollkommen egal. Für Schüler aus der Mittelschule gibt es je nach Notenstand einen Aufnahmetest. Wenn man von Zuhause aber nichts mitbekommt, dann nützt das alles nichts.
Fehlt den Schülern der nötige Respekt für die Lehrer?
Oft ist das sicher der Fall. Wir leben in einer Gesellschaft, in der das leider akzeptiert wird. Es gibt für Fehltritte ja auch kaum Konsequenzen.
In Ihrer Schule in Ottakring gab es Ausschlüsse.
Das entscheidet aber nicht die Schule in Letztinstanz. Die Möglichkeiten sind mit einer Versetzung in die Parallelklasse oder der Androhung eines Ausschlusses sehr beschränkt. Ein Ausschluss ist auch sehr kurzfristig gedacht. Das löst nämlich nicht das ursächliche Problem der Gewalt.
Was braucht es, um Gewalt entgegenzuwirken?
Jede Aktion muss eine Reaktion auslösen. Bei aggressiven Schülern braucht es Sozialarbeiter und unterstützendes Personal. Ein Pädagoge ist nicht dazu ausgebildet, Gewalt in den Griff zu bekommen. Das führt zu Überforderung.
Gibt es an der HTL Ottakring auch ein sprachliches Problem?
Mit den Schülern weniger, aber mit Eltern. Da muss nachgeschärft werden. Eine höhere Schule ist nicht für Erziehungsaufgaben da.
Was halten Sie von der eingeführten Probezeit für Lehrer?
Gar nichts. Mit dieser Einführung wollte man scheinbar die Öffentlichkeit beruhigen.
Interview: Michael J. Payer
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