Widerstand in Sandleiten: Dem Ungehorsam auf der Spur
Der neue Grätzel-Plan "Widerstand und Befreiung" führt durch die Geschichte des Sandleitenhofes.
(uko). Mit zwölf Stopps in die Vergangenheit: Bei den Stationen, die zu Fuß rund um und im Sandleitenhof zu erreichen sind, wird die kampflose Befreiung Ottakrings vom Nationalsozialismus geschildert. Gezeigt werden dabei auch die ergreifenden menschlichen Hintergründe.
So wurden im Kongressbad jugendliche Deserteure von der Badeliege weg verhaftet und zur Hinrichtung gebracht. Auf der Alszeile forderte Paul Vodicka als 17-jähriger Widerstandskämpfer Wehrmachtsoldaten dazu auf, ihre Waffen im Sandleitenkino abzugeben. Dort gelang am 7. April 1945 einer Gruppe Jugendlicher die friedliche Entwaffnung der Soldaten. So konnten Ottakring und Hernals von der Roten Armee kampflos eingenommen werden – ein beispielloser Beitrag zur Befreiung Wiens.
Der Hintergrund des Projektes: Im Sommersemester 2017 haben Studenten der Wiener Kunstschule in Kooperation mit den Wohnpartnern ein Gestaltungskonzept für den geschichtsträchtigen Rundgang erstellt.
Umgesetzt wurde der Plan schließlich von Johanna Gratzer: "Das war eine sensible, in jeder Hinsicht interessante Aufgabe. Dass gerade mein Entwurf von der Jury ausgewählt wurde und jetzt gedruckt vor mir liegt, ist fantastisch", so die 21-jährige Studentin. Als Grundlage diente ihr die 2015 von den Wohnpartnern veröffentlichte Dokumentation "70 Jahre kampflose Befreiung von Ottakring".
Geschichte auf der Bank
"Vor zwei Jahren startete unser erstes Zeitzeugen-Projekt in Sandleiten. Wir wollten damit die Geschichte und die Menschen dahinter in einen aktuellen Zusammenhang bringen", so Isabella Wohinz von den Wohnpartnern.
Die Interviews mit Zeitzeugen wie Paul Vodicka, die von Studenten geführt wurden, sind übrigens in der Sandleitendatenbank, einer großen Parkbank am Matteottiplatz, gespeichert und über Kopfhörer abrufbar. "Diese Installation war der eigentliche Abschluss des damaligen Projektes. Der aktuelle Plan für den Sandleiten-Rundgang ist Teil zwei unseres Zeitzeugen-Projektes", so Wohinz.
Zur Sache:
Den Faltplan gibt'’s gratis bei den Wohnpartnern am Matteottiplatz 3. Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 9–18 Uhr. Infos: wohnpartner-wien.at und kunstschule.wien
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