Maturameister - Häppchenweise Mathematik für die Matura lernen
Seit dem Schuljahr 2015/16 gibt es in Österreich flächendeckend die Zentralmatura - und jedes Jahr ist die Mathematikmatura dabei für viele Schüler die größte Herausforderung. Der "Maturameister" will hier Abhilfe schaffen - und das tägliche Lernen im Chat ermöglichen.
WIEN. Konstantin Klingler und Zeno Kujawa sind in der österreichischen Startup-Szene nicht unbekannt: Klingler hat gemeinsam mit Moritz Stephan den Bücher-Fahrradzustelldienst Lobu.at gegründet (die bz-Wiener Bezirkszeitung hat berichtet)- Kujawa ist seit diesem Jahr ebenfalls Teammitglied. Nun haben die beiden Schulkollegen (im Maturajahr) mit dem Chatbot "Maturameister" neue Wege beschritten.
Schülerinnen und Schüler können nun auch unterwegs häppchenweise Mathematik lernen. Im Facebook Messenger erhalten sie täglich eine Teil 1-Mathematikaufgabe. Die Zentralmatura ist in zwei Teile aufgeteilt - der erste enthält dabei 18 bis 25 kurze Aufgaben, welche die Grundkompetenz gemäß Grundkompetenzenkatalog überprüfen. Hier setzt der Chatbot an: Man wählt den Bereich (z.B. Wahrscheinlichkeitsrechnung oder Funktionen), erhält eine Frage und mehrere Antwortmöglichkeiten. Wählt man die falsche Lösung aus, erhält man eine leicht verständliche Erklärung.
Im Gespräch erklärt Konstantin Klingler die Beweggründe, die Funktionsweise und die Pläne für die Zukunft.
"Mit der 'Jedem Tag ein bisschen'-Methode lernt man bekanntlich ja am besten."
Erkläre mir bitte in zwei Sätzen, was ich mir unter dem "Maturameister" vorstellen kann.
Konstantin Klingler: Der Maturameister schickt einem täglich eine Matheaufgabe in den Facebook Messenger mit Antwortmöglichkeiten und anschließender Erklärung. Ab jetzt kann man immer und überall Mathematik lernen, ohne dass es sich anfühlt wie Lernen.
Für jemanden, der die modernen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten nicht kennt - wie würdest du da die Funktionsweise eines Chatbots erklären?
Chatbots sind die neuen Apps. Sie können das gleiche, aber es ist kein Download möglich - denn sie sind in bekannten Applikationen wie den Facebook Messenger eingebaut.
Du bist ja selber gerade im Maturajahrgang: Entstand die Idee zu der App aus eigener Betroffenheit?
Ja, bei der letzten Mathematikschularbeit hat ein Großteil der Klasse sehr schlecht im Kompetenzteil abgeschlossen und dasselbe habe ich auch von vielen anderen Schulen gehört. Da wir nun der Matura aber immer näher kommen und die meisten Schüler auf das neue Format vollkommen unvorbereitet sind, spürt man langsam Panik aufkommen. Deshalb haben wir uns gedacht, dass es einen einfacheren Weg geben muss, um sich auf Mathematik vorzubereiten.
Der "Maturameister" soll ja das Lernen für die Mathematik-Matura vereinfachen - kannst du kurz nachzeichnen, wie ein Gesprächsverlauf mit dem Bot aussieht?
Sobald man Maturameister eine Nachricht sendet, kann man aus den verschiedenen Themengebieten (wie z.B. Wahscheinlichkeitsrechnung, Funktionen etc.) auswählen und bekommt anschließend eine original BIFIE Übungsaufgabe zugeschickt - inklusive auswählbaren Antwortmöglichkeiten. Wählt man die falsche Antwort aus, erhält man eine einfache und übersichtliche Erklärung inklusive Lösungsweg, die gemeinsam mit Mathelehrern entwickelt wurde. Wenn man den Bot abonniert, bekommt man täglich eine Aufgabe, damit man bis zur Matura alle Fragen schon einmal gesehen hat.
Warum, denkst du, ist das Lernen mit einem Chatbot wirksamer als das Lernen vor einem gedruckten Schulbuch?
Nun einerseits ist der Chatbot dort, wo die Jugendlichen ohnehin schon sind - auf dem Smartphone, direkt im Chat - dies ermöglicht das kurze Lernen jeden Tag z.B. in der Straßenbahn auf dem Weg zur Schule. Und mit der “Jedem Tag ein bisschen”-Methode lernt man bekanntlich ja am besten. Andererseits gibt es im Gegensatz zu jedem Übungsbuch eine einfache Erklärung zu jedem Beispiel und später wird es auch möglich sein, die Fragen auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers zuzuschneiden. Es ist auch angedacht vielleicht in der Zukunft den Lehrern damit ein Tool zu geben, das sie in ihren Unterricht einbauen können. Ich glaube, dass man damit einen erheblichen Beitrag leisten kann, um Bildung zu digitalisieren und demokratisieren.
Wie kann man sich sicher sein, dass es passende, relevante Prüfungsfragen sind?
Zurzeit sind alle verwendeten Fragen aus vergangenen Maturen und aus dem vom BIFIE bereitsgestellten Übungsmaterial. Bald werden noch mehr Fragen dazu kommen, die von Mathematik-Lehrern stammen.
Wie findest du, neben Schule und Lobu.at, die Zeit für weitere Projekte?
Einerseits ist Zeitmanagement wichtig, andererseits ist es tatsächlich manchmal sehr schwierig dieses einzuhalten, wenn man für eine Idee brennt - und dann muss die VWA zum Leidwesen meiner Mutter etwas warten. Aber genau diese Begeisterung bewirkt, dass man sehr viel arbeitet, ohne dass es sich wie Arbeit anfühlt.
Mit Zeno Kujawa hast du ja einen Teamkollegen von Lobu auch hier an deiner Seite: Wie sah hier die Arbeitsteilung aus? Wer war/ist für welchen Bereich zuständig?
Zum Glück ist Zeno der Gescheite in unserem Team und übernimmt Mathematik und Informatik und ich kümmere mich eher um neue Ideen und Marketing. Ein neues Teammitglied, Antonia, kümmert sich um alles Grafische und meine Rechtschreibfehler, sie ist die Kreativste im Team.
Gibt es Überlegungen, den Maturameister um weitere Fächer zu erweitern?
Zuallererst wollen wir es für alle Schulstufen öffnen und in weiterer Folge soll es dann auch auf andere Schulfächer ausgeweitet werden - das ist aber noch Zukunftsmusik.
Habt ihr vor, mit dem Chatbot Geld zu verdienen? Ist das überhaupt möglich?
In erster Linie ist das nicht das Ziel, denn es geht uns darum, das Leben für viele Schüler einfacher zu machen.
Welchen Tipp hast du für alle Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der Matura? Was ist dein Geheimtipp in der Vorbereitung?
Ruhig bleiben und sich jeden Tag vom Maturameister eine Frage stellen lassen.
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