Kordonsiedlung
Noch immer keine Inschrift für die Bombenopfer
Kordonsiedlung: Für den Text auf einem Gedenkstein wird vom Magistrat keine Genehmigung erteilt.
PENZING. Seit einem Monat hat Edda Peter nun keine Antwort mehr bekommen. "Das", sagt sie, "ist das Schlimmste." Denn Frau Peter und einige ihrer Nachbarn kämpfen um einen Gedenkstein, der am Fuße des Satzberges in der Kordonsiedlung aufgestellt werden soll. Ein Stein für mehr als 60 Tote, die durch einen Bombenangriff im letzten Kriegsjahr des zweiten Weltkrieges ums Leben gekommen sind – Mütter und Kinder.
Vor ein paar Monaten hat alles noch so gut ausgesehen. Es gibt eine Steinmetzschule, die den Gedenkstein kostenlos anfertigen würde und die Zustimmung der Magistratsabteilungen zum Aufstellen des Steines. Einzig die Inschrift musste noch abgesegnet werden. Dafür ist die Magistratsabteilung für Kultur, die MA 7, zuständig. Doch jetzt, kurz vor dem Ziel, steht alles still. Denn die MA 7 wird die von Edda Peter und ihren Mitstreitern vorgeschlagene Inschrift nicht genehmigen. Peter und ihre Nachbarn hingegen wollen den Textvorschlag des Magistrats nicht auf dem Stein sehen.
Die Tragödie am Kordon
Edda Peter ist fast 80 Jahre alt. Sie hat sechs Kinder, die schon außer Haus sind. Frau Peter lebt mit ihrem Mann, einer Katze und einem Papagei in der Penzinger Kordonsiedlung. Da, wo sich heute der Campingplatz Wien West befindet, hat vor 74 Jahren, am 26. Juli 1944, die Tragödie stattgefunden. Nun will Peter einen Gedenkstein aufstellen, der mahnt, der den Krieg zum Thema macht. Der Text dazu soll lauten: "In Gedenken. Am 26. Jui 1944 kamen hier, im Zuge der Befreiung Österreichs von der nationalsozialistischen Diktatur, 66 Menschen, vorwiegend Frauen und Kinder, ums Leben."
Entschluss der MA7
Doch das Magistrat will diesen Text nicht gelten lassen. Der Gegenvorschlag: "Beim vermutlichen Notabwurf eines amerikanischen Bombers starben am 26. Juli 1944 nahe diesem Ort im Halterbachtal 66 Menschen, darunter viele Kinder. Sie hatten in einem ehemaligen Wasserbehälter der albertinischen Wasserleitung Zuflucht gesucht."
Doch dieser Text sei widersprüchlich, langatmig und ungeschickt formuliert, sagt Edda Peter. Der Bombenabwurf könnte ein Unfall oder ein gezielter Angriff gewesen sein. Auch die Textpassage „nahe diesem Ort“ scheint widersprüchlich. Der Gedenkstein soll nämlich genau an dem Ort des Unglücks aufgestellt werden.
Die MA 7 sieht das anders. "Die Art und Weise der Umsetzung, die vom Verein vorgeschlagen wurde, entspricht nicht einer zeitgemäßen Erinnerungskultur, die bei dauerhaften Errichtungen auf öffentlichen Flächen erforderlich ist", erklärt Ursula Schwarz vom Magistrat. Also sei ein Gegenvorschlag für einen ausführlichen Text gemacht worden. Das hat der Beirat, der über Inschriften entscheidet, Anfang Dezember mitgeteilt. Frau Peter hat am 14. Dezember noch ein enttäuschtes Mail geschrieben. Dann kam keine Antwort mehr.
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