"Und ein Lied erklingt" - Schüler und Profis inszenieren Stück über das Buchenwaldlied
Die Geschichte des Buchenwaldliedes ist vielen Menschen gar nicht bekannt - das Stück "Und ein Lied erklingt" möchte das ändern. Am Donnerstag, den 23. Februar findet im Goethe Gymnasium eine der seltenen Vorstellung in Österreich statt.
PENZING . Schülerinnen und Schüler des Goethe-Gymnasiums entführen uns mit ihrer aktuellen Inszenierung in einen Geschichtsunterricht der heutigen Zeit. Das Besondere am Stück ist, dass professionelle Schauspieler die Ereignisse während der NS-Zeit und danach für die Besucher und die Schüler selbst darbieten. Der Schweizer Oberstufenlehrer Achim Lück hat sich für dieses Werk mit der Geschichte des Buchenwaldliedes beschäftigt - und sich dabei für diese besondere Erzählweise und Inszenierung entschieden.
Das Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten auf deutschem Boden. Zwei der Insassen, die österreichischen Künstler Fritz Löhner-Beda und Hermann Leopoldi, haben an diesem Schreckensort das "Buchenwaldlied" gedichtet und komponiert. Der Schutzhaftlager“-Führer Arthur Rödl forderte Ende 1938 die Insassen auf, ein Lied über das KZ zu schreiben - das "Buchenwaldlied" ließ er dann von allen mit Nachdruck einüben. Es sollte eine Schikane für die KZ-Häftlinge an - damit wollte man ihren Lebenswillen brechen. Doch vielmehr das Gegenteil war der Fall.
Hymne der KZ-Häftlinge
Die zweite Hälfte des Refrains war für die Insassen statt Schikane ein Hoffnungsschimmer: "O Buchenwald, wir jammern nicht und klagen, / und was auch unser Schicksal sei, / wir wollen trotzdem ja zum Leben sagen, / denn einmal kommt der Tag: dann sind wir frei!" - und so wurde das Stück zu einer Hymne der KZ-Häftlinge. 1942 wurde Löhner-Beda, mittlerweile ins KZ Ausschwitz gebracht, erschlagen, Leopoldi hingegen kommt 1939 frei (bzw. wird freigekauft) und schafft es dann nach New York.
Zur Info: Für die Aufführung (Goethe-Gymnasium, 14., Astgasse 3 – Tel. 01/8947539) am Donnerstag, 23. Februar 2017 um 19 Uhr gibt es noch Zählkarten an der Abendkasse.
Im Vorfeld der Aufführung hat sich die bz-Wiener Bezirkszeitung mit Frau Prof. Friederike Melchert unterhalten - sie leitet die Unverbindliche Übung "Darstellendes Spiel" und führt Regie für den Schüler-Part des Stücks.
"Solche Dinge beginnen im Kleinen."
Wie kamen Sie auf die Idee, „Und ein Lied erklingt“ am Goethe-Gymnasium aufzuführen?
MELCHERT: Der Autor des Stücks, Achim Lück, kam an unsere Schule und schlug uns das vor. Fritz Löhner-Beda hat im Umkreis der Schule gewohnt hat, deshalb fand Lück das Goethe Gymnasium für den richtigen Ort.. Ich bin als Lehrerin für das Fach „Darstellendes Spiel“ dafür zuständig und fand die Idee gut.
Wie viele Schülerinnen und Schüler sind in die Aufführung dieses Stückes involviert?
Auf der Bühne stehen, neben den professionellen Schauspielern, vierzehn SchülerInnen und Schüler. Ein Schüler hilft uns noch bei der Technik. Einige weitere Schüler kümmern sich um das Buffet und den Kaffee.
Wie kam es zur Umsetzung mit den professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern?
Das war eine Idee von Achim Lück. Da das Stück einerseits eine heutige Schulklasse und andererseits die NS-Zeit abbildet, spielen die Schüler eine Klasse mit Geschichtsunterricht, während die Schauspieler die Chansons und Kabarrettszenen aus der Kriegszeit darbieten. Die Schauspieler wurden erst letzte Woche eingeflogen, erst in dieser Woche können wir das gesamte Stück proben.
Spannend dabei ist, dass einer der Profis, Roland Seboth, ein ehemaliger Schüler dieser Schule ist (Maturajahrgang 1973) ist - und schon damals hat er in der Schule gern Theater gespielt.
Warum ist dieses Thema heutzutage immer noch so präsent?
In manchen Familien der Schüler gibt es heute noch Zeugen dieser Zeit, damit ist es automatisch ein Thema. Aber solche Dinge beginnen im Kleinen. Es passiert schon in der Familie, dass man Leute nicht ausgrenzt, nur weil sie nicht der allgemeinen Norm entsprechen. Ein gewisser Respekt ist einfach notwendig. Und auch in der Schule ist das, u.a. aufgrund von Mobbing ein Thema. Es beginnt hier, es ist einfach die kleine Zelle. Hier versuchen wir dagegenzuwirken und deshalb ist das immer ein Thema.
Sie haben ja bereits bei der Eröffnung der Paul-Amman-Brücke im Jahr 2013 einen Stakkato-Sprechchor mit Schülern inszeniert, bei dem das Thema Flucht behandelt wurde. Warum ist es für das Goethe Gymnasium offenbar von so großer Bedeutung, die Zeitgeschichte nicht zu vergessen?
Wir haben regelmäßig Zeitzeugen an unserer Schulen und sind mit unseren Schülern immer wieder am Spiegelgrund oben. Mit meiner siebten Klasse war ich im vergangenen Jahr auch in Mauthausen.
Wir pflegen an unserer Schule eine humanistische Grundhaltung und versuchen, diese auch unseren Schülern bzw. Absolventen auf den Lebensweg mitzugeben. Somit sind all diese Themen wie Respekt, Akzeptanz anders denkender, Ausgrenzung, gutes bzw. angemessenes Benehmen im kleinen Rahmen und auch auf der politischen Bühne aktuell, und werden nicht nur im Geschichtsunterricht erörtert und behandelt, sondern sind bzw. sollten prinzipielle Anliegen in der Erziehung von jungen Menschen sein.
Sind weitere Aufführungen geplant?
Nein, leider nur die eine. Das ist zwar schade, es ist aber auch schwierig. Die Profi-Schauspieler werden eingeflogen, proben mit der Musik, lernen die Bühne kennen, aber sind eben nur für kurze Zeit hier. Und vier Achtklassler haben zudem im April ihren letzten Schultag und sind dann mit ihrer Matura beschäftigt. Die eine Aufführung wird aber mitgefilmt werden.
Nach „Der Floh im Ohr“ von Georges Feydeau im vergangenen Jahr und „Und ein Lied erklingt“ heuer - gibt es bereits Pläne für die kommenden Jahre?
Ich würde gerne „Kleines Bezirksgericht - Der Kiebitz“, eine Komödie von Otto Vielen inszenieren. Da sind fünfzehn, sechzehn Schauspieler am werken, da kann ich all meine Schüler unterbringen. Denn die Kinder wollen auftreten - die, die sich für „Darstellendes Spiel“ entscheiden, wollen dann auch auf der Bühne stehen. Hier muss ich aber erst noch mit dem Verlag sprechen. Ich hoffe, dass es etwas wird.
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