Weltkrebstag am 4. Februar 2020
Diagnose Krebs: Lernen, mit der Angst zu leben
Die Diagnose Krebs ist ein Schock für alle Betroffenen. Neben umfassender medizinischer Behandlung ist eine psycho-onkologische Betreuung für Patienten enorm wichtig. Christina Mayr-Pieper, klinische Psychologin und Psychoonkologin am Ordensklinikum Linz erklärt, wie Betroffene im Wechselbad der Gefühle zwischen Angst, Unsicherheit, Hoffnung und Zuversicht einen Weg finden, mit Krebs umzugehen.
OÖ. „Eine Krebsdiagnose trifft viele Menschen völlig unerwartet. Oft werden Betroffene im Rahmen von Vorsorge- oder Routineuntersuchungen mit einer bösartigen Diagnose konfrontiert“, sagt Christina Mayr-Pieper, die am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern die Abteilung für klinische Psychologie, Psychoonkologie und Psychotherapie leitet. „Für die meisten Krebspatienten stellt die Krankheit eine existenzielle Lebensbedrohung dar, die Fragilität des Lebens wird bewusster. Die Diagnose führt oftmals zu starken Veränderungen im Leben und im gewohnten Alltag.“
Angststörungen und Depressionen
Psychische und soziale Probleme sind in vielen Fällen stille Wegbegleiter bei Krebserkrankungen. „Zu den häufigsten psychiatrischen Diagnosen bei onkologischen Erkrankungen zählen Anpassungsstörungen, akute sowie posttraumatische Belastungsstörungen, Angststörungen und Depressionen“, so Mayr-Pieper. Professionelle Psychoonkologen unterstützen Krebspatienten bei der Krankheitsverarbeitung, Angstbewältigung, sowie bei der Stärkung des Selbsthilfepotentials und bei der Kommunikation mit den behandelnden Ärzten sowie der Familie und dem näheren Umfeld. „Psycho-onkologische Hilfen sind sehr breitgefächert und richten sich nach dem persönlichen Bedarf und dem jeweiligen Problem. Unser Spektrum geht von Informationsangeboten und psychoedukativen, beziehungsweise sehr praktischen Hilfen bis hin zu längeren psycho-onkologischen oder psychotherapeutischen Behandlungen“, erklärt die Expertin.
Wissen hilft gegen Unsicherheiten
Angst ist im Leben von Krebspatienten ständig präsent. Das Ziel sei, mit Ängsten umgehen zu lernen und sie als Handlungsmotivation zu verstehen, sagt die Psychoonkologin: „Ängste entstehen oft in der Zeit nach der Diagnose, im Warten auf Befunden bei Kontrolluntersuchungen oder wenn sich im Krankheitsverlauf etwas verändert. Hier ist es wichtig, sich über den Behandlungsverlauf und Prognosen zu informieren, denn Wissen hilft gegen Unsicherheiten. Vielen Menschen helfen auch Gespräche mit Angehörigen und guten Freunden. Angst ist leichter zu bewältigen, wenn man sich mit ihr auseinandersetzt.“ Hilfreich für den Umgang mit Krebs seien außerdem körperliche Bewegung, Entspannungsübungen, sowie Hobbys, die Freude bereiten um Stress zu reduzieren. Eine Pauschalempfehlung will Mayr-Pieper aber nicht abgeben: „Betroffene merken in der Regel recht schnell, was ihnen gut tut. Wir wollen unseren Patienten Werkzeuge in die Hand geben, um ihren persönlichen Weg im Umgang mit der Krankheit zu finden.“
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