OÖ Gemüsebauern eröffnen Saison
Wintergemüse: Die regionale Antwort auf den Klimawandel

Als Wintergemüse gilt, was an Gemüse hauptsächlich im Winter aus dem Freiland oder auch den unbeheizten Folienhäusern (am Foto) ohne zusätzlichen Energieaufwand geerntet werden kann.  | Foto: Palme
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  • Als Wintergemüse gilt, was an Gemüse hauptsächlich im Winter aus dem Freiland oder auch den unbeheizten Folienhäusern (am Foto) ohne zusätzlichen Energieaufwand geerntet werden kann.
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Vom Produzenten bis hin zum Händler, vom Vermarkter zum Konsumenten: Alle sind sich der Problematik des Klimawandels bewusst. Eine Antwort darauf ist der Konsum von regionalen und saisonalen Produkten, wie beispielsweise von heimischem Wintergemüse.

OÖ. „Unsere Gemüsebauern bieten mit dem Wintergemüse eine klimaschonende und nachhaltige Alternative zu Gemüse aus beheizten Glashäusern und importieren Gemüsearten an. Regionale Produktion senkt die Transportkilometer und verbessert die Kohlendioxid-Bilanz unseres Lebensmittel-Konsums enorm. Regionaler und saisonaler Einkauf ist zudem die beste Vorbeugung gegen Lebensmittelverschwendung“, betont Michaela Langer-Weninger, Präsidentin der Landwirtschaftskammer OÖ.

Jetzt ist Wintergemüse-Zeit

Zwischen Ende November und Anfang April ist Wintergemüse-Zeit. Als Wintergemüse gilt, was an Gemüse hauptsächlich im Winter aus dem Freiland oder auch den unbeheizten Folienhäusern ohne zusätzlichen Energieaufwand geerntet werden kann. Oft ist das Gemüse auch haltbar gemacht oder wird professionell eingelagert, sodass man den ganzen Winter über auf Karotten, Kraut und Co zurückgreifen kann.

Eine gesunde Ernährung im Winter versorgt das menschliche Immunsystem mit Vitaminen und Mineralstoffen, damit sich der Körper besser gegen Viren und Bakterien zur Wehr setzen kann. Heimisches Wintergemüse ist dafür bestens geeignet.
Der Oktober 2019 brachte viele Tage mit ungewöhnlich warmem Wetter. In der vorläufigen Monatsbilanz liegt der Oktober 2019 im Tiefland Oberösterreichs 1,7 Grad Celsius über dem vieljährigen Mittel und damit unter den 20 wärmsten Oktober-Monaten seit dem Messbeginn im Jahr 1767.

Regale mit ausländischer Sommerware

„Die Wintermonate Dezember, Jänner und Februar stehen bevor. In den Regalen der Supermärkte kann man aber oft nur schwer erkennen, dass draußen Spätherbst und Winter ist. Wie auch beim Obst: Viele Regale sind meist mit ausländischer Sommerware befüllt und verlocken so zB dazu, Tomaten das ganze Jahr über zu konsumieren. Dadurch kommt es zu einem klimabelastenden und ressourcenverbrauchenden Konsumverhalten. Die OÖ Gemüsebauern haben den goldenen Herbst 2019 genutzt, um eine bunte Vielfalt an Herbst- und Wintergemüse zu ernten und haben dieses auf Lager gelegt. Den heimischen Konsumenten steht ein breites, vitaminreiches und qualitativ hochwertiges Angebot an Gemüsearten zur Verfügung, welches ab sofort erhältlich ist und in den kalten Wintermonaten für geschmackliche Abwechslung sorgt“, so Langer-Weninger.

Das Herbsterntejahr 2019

Auch das Jahr 2019 zeigt nach den Jahren 2017 und 2018, dass sich die OÖ Obst- und Gemüseproduzenten auf neue Klimabedingungen einstellen müssen. Die positive Seite des eigentlich südländischen Produktionsklimas in den letzten Jahren ist die ausgezeichnete Qualität des heimischen Wintergemüses durch praktisch null Krankheitsdruck durch Pilzerkrankungen.

„Bei Wurzelgemüse (Hauptvertreter: Karotten, Sellerie, Rote Rüben und Pastinaken) gab es je nach Bodenbeschaffenheit und ausreichender Bewässerungsmöglichkeit zufriedenstellende bis gute Erträge. Der trockene Witterungsverlauf über die Sommermonate und das damit einhergehende verstärkte Auftreten von tierischen Schädlingen (Insekten, Mäuse, Wild) hat aber so manchen Einbruch bei der Ernteausbeute und somit bei der wirtschaftlichen Gesamtrechnung gebracht. Auch bei Kohlgemüse waren heuer durch das vermehrte Auftreten von tierischen Schädlingen vereinzelt Ausfälle zu verzeichnen. Insbesondere bei Bio-Kraut und Bio-Blattkohl-Arten sind trotz verstärktem Einsatz von Kulturschutznetzen bzw. Bio-Hilfsstoffen deutlich geringere Erträge zu verzeichnen“, erläutert Langer-Weninger.

Bei Vertragsgemüse, sowohl bei Wurzel- als auch Kohlgemüse, erwartet man allerdings bis Ende November eine ausreichende Ernte. Die überdurchschnittliche Menge an eingelegten Essiggurken ist dem tollen Sommer zu verdanken.

Gemüseanbaufläche in OÖ auf hohem Niveau

Der erwerbsmäßige landwirtschaftliche und gärtnerische Gemüseanbau wird in Oberösterreich von 160 Betrieben auf einer Gesamtanbaufläche von etwa 1.820 Hektar (inkl. Mehrfachnutzung) betrieben, was einer neuen Rekordfläche entspricht. „Somit kann rückblickend auf die vergangenen zehn Jahre gesagt werden, dass trotz enormem, internationalem Druck die Gemüseanbaufläche auf hohem Niveau gehalten werden konnte. Auch die Anzahl der Gemüseanbaubetriebe hat sich in den vergangenen zehn Jahren halbwegs stabilisiert, weil Betriebe, die aufgehört haben, durch Neueinsteiger abgelöst wurden“, erläutert Ewald Mayr, Obmann des Verbandes der Obst- und Gemüseproduzenten OÖ.

In Oberösterreich liegt die Stärke in der großen Vielfalt der Gemüsearten zur regionalen Vermarktung und saisonalen Verarbeitung so wie derzeit u. a. Sauerkraut, Rote Rüben und Erdäpfel. Die Gemüseanbaufläche mit etwas mehr als elf Hektar je Betrieb ist im Vergleich zu den Hauptgemüseländern in Europa (Holland, Spanien, Italien, etc.) sehr niedrig und ein Zeichen dafür, dass sehr viele dieser Betriebe den Gemüseanbau im optimalen Fruchtwechsel zu anderen Ackerbaukulturen ausüben.

Hauptgemüsearten im Winter

Die Anbauschwerpunkte für Wintergemüse in OÖ liegen bis dato deutlich bei den Kohlgemüsen und den Wurzelgemüsearten. Innerhalb von Österreich sind die OÖ Gemüseproduzenten beim Anbau von Lager- und Sauerkraut, Karotten, Roten Rüben, Sellerie, Speisekürbis und Erdäpfeln marktführend bzw. marktbedeutend.
Vermehrt, und den neuen klimatischen Gegebenheiten angepasst, werden seit dem Jahr 2015 auch Süßkartoffeln angebaut. Derzeit sind, großteils im Eferdinger Becken, 14 Hektar mit diesem köstlichen Gemüse bestellt.

„Die OÖ Gemüseproduzenten richten sich nach den Kundenwünschen, so steigt beispielsweise das Angebot an Zuckermais kontinuierlich“, erläutert Obmann Mayr.
Zu den Hauptgemüsearten gesellen sich in unterschiedlicher Ausprägung viele Formen von Spezialitäten und Raritäten, welche neben dem Lebensmitteleinzelhandel besonders in der Direktvermarktung angeboten werden.

Winter-Fitgemüse aus der Kohlfamilie:

Foto: LK OÖ

Wintersalate – zartbitter und verführerisch:

Foto: LK OÖ

Wurzelgemüse und Erdäpfel – bunte Winterschätze aus dem Boden:

Foto: LK OÖ

Zwiebelgewächse - pikant und aromatisch im Winter:

Foto: LK OÖ

Winterfruchtgenuss:

Foto: LK OÖ

Artenvielfalt – Gesundheit und Geschmack

Immer mehr Menschen entdecken, welche Vielfalt und welch vielseitigen Geschmack unser heimisches Gemüse zu bieten hat und das nicht nur bei warmen Temperaturen im Sommer, sondern auch im kalten Winter. So verschiedenartig die Gemüsearten auch sind, alle schmecken in der lichtarmen und kühlen Jahreszeit besonders gut und erfüllen durch ihre reichen Gehalte an Mineral- sowie Ballaststoffen wichtige gesundheitserhaltende und gesundheitsfördernde Funktionen in unserm Körper. In Vitaminbomben wie z. Β. Broccoli, Sauerkraut, Rote Rüben und Grünkohl steckt sogar mehr Vitamin C als in Zitronen und Orangen. Darüber hinaus liefern Porree, Zwiebel & Co. auch wichtige sekundäre Pflanzennährstoffe.

„Um diese lebensnotwendigen Inhaltsstoffe bestmöglich zu erhalten, ist es vor allem wichtig, das Gemüse nach dem Einkauf im Haushalt richtig zu lagern und schonend zuzubereiten. Nur so kann unser Wintergemüse helfen, gesund und munter durch den Winter zu kommen und vital ins neue Jahr zu starten“, erläutert die Bio-Gemüse-Bäuerin Gabriele Wild-Obermayr.

Buchtipp: "Ernte mich im Winter"

Der Umweltgedanke und die Klimakrise sollte nicht nur Politik und Wirtschaft beschäftigen. Wer im Kleinen beginnt kann nachhaltig Großes bewirken. Ein herausragender Gemüse-Pionier ist Wolfgang Palme mit seiner Forschungsarbeit „Gemüseanbau im Winter“: Der Gartenbauexperte ist Abteilungsleiter Gemüsebau in der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Wien, Mitbegründer der Cityfarm Schönbrunn, einem städtischen Erlebnisgarten, in dem ein breites Spektrum gärtnerischer Bildungsprogramme angeboten wird, und Buchautor.
Palme: „Der Winter galt als verlorene Jahreszeit im Garten, die Saison dauerte meist von März bis Ende Oktober. Dass Salate bei Minusgraden erfrieren, stimmt nicht. Forschungen zeigen, dass viele Salate und Gemüsearten viel frosthärter sind, als bisher angenommen wurde. Dies sind ganz neue Erkenntnisse für den Gemüseanbau. Jetzt heißt es, man soll das Naheliegende nutzen, das heißt auf teure Technik oder Importe aus Südländern verzichten.“
Beleuchtung und Heizung gehen am Sinn der Sache vorbei. Menschen sollten sich lokal, saisonal und ressourcenschonend ernähren können. Der Winter kann auch Erntezeit sein, aber wegen der Kälte und weniger Licht keine Hauptwachstumszeit.

„Ernte mich im Winter“ - Einfach immer frisches Gemüse: säen, wachsen, glücklich sein,…
Vom Bestseller-Autor des Handbuchs „Frisches Gemüse im Winter ernten“ Wolfgang Palme: eine Liebeserklärung an das Wintergemüse, erzählend, persönlich, humorvoll – mit allen nötigen Infos, um den Anbau für die kalte Jahreszeit zu starten und Salat, Radieschen, Karotten & Co. auch von November bis März zu ernten.
176 Seiten, gebunden; Preis: 24,90 €; ISBN 978-3-7066-2661-3;

Veranstaltungstipp: Bio-Wintergemüse

„Bio-Wintergemüse - Anbau und Kultivierung“ - Praktische Tipps von Wolfgang Palme
29. Jänner 2020, 9 bis 17 Uhr, Achleitner Biohof GmbH, Unterm Regenbogen 1, 4070 Eferding, Anmeldungen erbeten: LK OÖ, Kundenservice: Tel 050 6902 1500, Kurs Nummer: 8457/3
Teilnehmergebühr: 94,00 bzw. 47,00 Euro (gefördert); www.ooe.lfi.at

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