Leopold Nothnagel Platz für europaweite Pioniertat

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GREIN. Die Leistungen des im Vorjahr verstorbene Alt-Bürgermeister Leopold Nothnagel können nicht alleine über die in seiner Amtszeit errichteten Bauwerke definiert werden. Darüber waren sich die Festredner Bürgermeister Manfred Michlmayr und Walter Edtbauer bei der Eröffnung des Ing. Leopold Nothnagel Platzes am neuen Donau-Kai einig. Nothnagel, der immer für Gerechtigkeit und Chancengleichheit eintrat, setzte vor mehr als 20 Jahren eine europaweite Pioniertat der Menschlichkeit um: Menschen der Lebenshilfe pflegen seit mehr als 20 Jahren Grünflächen der Stadt. Enthüllt wurde das Platz-Schild von Witwe Hermine Nothnagel.

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Festrede von Bürgermeister Manfred Michlmayr

Liebe Hermine!
Liebe Familie Nothnagel! Werte Angehörige!

Es gibt Menschen, die in ihrem Leben tiefe Spuren hinterlassen, an die man sich lange erinnert, ja und man möchte die Erinnerung an diesen Menschen wachhalten. Zu diesen besonderen Menschen gehört Leopold Nothnagel. Allein die Tatsache, wie oft sich Menschen in Gesprächen und bei Besuchen auch bei mir immer wieder nach seinem Befinden erkundigt haben, zeigt, wie außergewöhnlich beliebt der Leopold, oder wie er auch genannt wurde, der "Polo" war. Die Menschen in Grein haben Anteil genommen an seinem schweren Schicksal, waren tief betroffen davon, welch schwere Krankheit ihn ans Bett gefesselt und ihm auch noch die Möglichkeit genommen hat, mit anderen zu sprechen, sich zu artikulieren.
Sechzehn Jahre lang musste er dieses schwere Los ertragen, was nur möglich war, weil Gattin Hermine und seine Familie ihn aufopfernd gepflegt und versorgt haben. Ich durfte ihn im Lauf der Jahre auch einige Male besuchen und er nahm immer lebhaften Anteil am Geschehen in der Gemeinde, ließ sich gern davon erzählte, freute sich über Erfolge, fühlte sich immer noch verantwortlich und zuständig für seine Gemeinde, die Stadt Grein, die ihm so viel bedeutet hat, das konnte man deutlich spüren, auch als er das nicht mehr sagen konnte.
Leopold wurde in Grein geboren, ist hier aufgewachsen, besuchte die Volks- und Hauptschule und erlernte bei der Firma Koller den Maurerberuf. Sehr früh war sein Leben geprägt von Arbeit und Vorwärtsstreben im Beruf. Er setzte sich hohe Ziele und hat diese mit dem HTL Abschluss auch erreicht. Nachdem er kurz bei der Firma HABAU beschäftigt war, wechselte er zur damaligen DOKW wo er in verantwortungsvoller Position bis zu seiner Erkrankung beschäftigt war.
Neben seinem Beruf engagierte sich Leopold Nothnagel in der Gemeinde und sein Name taucht erstmals 1973 auf der Kandidatenliste der SPÖ Fraktion auf. Von 1979 bis 1997 gehörte er dem Gemeinderat an, in den Jahren bis 1991 führte er schließlich die SPÖ Fraktion als Vizebürgermeister an. Bei der Wahl im Jahr 1991 geschah nun das bisher nicht als möglich erscheinende, die SPÖ wurde stärkste Fraktion im Rathaus und erhob den Anspruch auf das Amt des Bürgermeisters. Bei der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates wurde mit Leopold Nothnagel 1991 zum ersten Mal ein Sozialdemokrat als Bürgermeister der Stadt Grein gewählt.
Er nahm diese große Herausforderung an und ging mit großer Energie und Tatkraft an die Umsetzung zahlreicher Projekte heran. In seiner Amtszeit wurde die Abwasserbeseitigungsanlage für die Schießstätte und zum Hahnwirt gebaut und der Grundstein für den Bau der Kläranlage gelegt. Der Campingplatz wurde mit einem Sanitärgebäude ausgestattet und die Güterwege Edtbauer, Würzenberg, Dornach, Schweinsteiner, der Wieshoferweg, die Zufahrten Wassenberg und Panhofer in Herdmann wurden errichtet.
Es wurden Facharztstellen geschaffen, ein Kran für den Feuerwehr - LKW angeschafft, Gehsteige und Schutzwege gebaut und eingerichtet und die LAWOG errichtete neue Wohnungen in Grein. Weiters wurde das neue Rathaus umgebaut und dort Büros für die Stadtverwaltung eingerichtet. Seine besondere Obsorge galt dem Alten Rathaus und dem Stadttheater Grein. Der Rathaus- oder Theaterkeller musste zunächst vom Schutt befreit werden und er wurde anschließend restauriert und als Veranstaltungsraum eingerichtet, der sich bis zum heutigen Tage großer Beliebtheit erfreut, Lesungen, Ausstellungen aber auch Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Sitzungen, Versammlungen, oder Premierenfeiern finden das ganze Jahr über dort in einem zauberhaften Ambiente statt. Gleichzeitig wurde im Theater und im gesamten Alten Rathaus restauriert und renoviert, das Theater wird seither von mehreren Greiner Gruppen und Vereinen bespielt, die Dilettantengesellschaft, die 2012 ihr 20 - jähriges Jubiläum feierte, wurde damals gegründet und das ganze altehrwürdige Haus mit Leben erfüllt und es gilt mehr denn je als das Wahrzeichen der Stadt Grein.
Ein Projekt, welches der Leopold in seiner Amtszeit verwirklicht hat, möchte ich ganz besonders hervorheben, denn nichts zeigt besser, wie sehr er für Gerechtigkeit und Chancengleichheit eingetreten ist, nämlich die Kooperation der Stadtgemeinde mit der Lebenshilfe Grein. Menschen mit Behinderung und Beeinträchtigungen pflegen seit mehr als 20 Jahren Grünflächen in der Stadt, sie arbeiten für die Gemeinde, im Dienst und zum Wohl der Allgemeinheit, die Außengruppe der Lebenshilfe ist heute ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in Grein. Diese Idee zu verwirklichen war eine, war seine Pioniertat der Menschlichkeit, die für immer prägend und bezeichnend für seine soziale Einstellung und Haltung bleiben wird.
Leopold Nothnagel begnügte sich aber nicht mit der Arbeit für die Gemeinde, er gehörte mehreren Vereinen und Organisationen an, insbesondere der Freiwilligen Feuerwehr Grein und auch dem Ortsstellenausschuss des Roten Kreuzes.
Für seine Verdienste und sein Wirken zum Wohl der Gemeinde wurde ihm am 28. 5. 1998 auch die Ehrenbürgerschaft der Stadt Grein verliehen.
Er war als Bürgermeister und als Mensch immer für alle Greinerinnen und Greiner da, sein Dienst endete nicht zu einer bestimmten Uhrzeit, er übte sein Amt vierundzwanzig Stunden, sieben Tage in der Woche aus, unterschied nicht zwischen Hoch und Niedrig oder Arm und Reich, jeder der ein Anliegen, ein Problem oder Sorgen hatte konnte sich ihm anvertrauen und er hat vielen Menschen geholfen, die ihm bis heute dankbar sind und noch lange dankbar sein werden. Über die Parteigrenzen hinweg hat er sich Achtung und Anerkennung verschafft, er stellte stets das Gemeinsame über das Trennende.
Wenn man ein Vorbild sucht, für verantwortungsbewusstes und unermüdliches Arbeiten für die Gemeinde und die Gemeinschaft, aber auch für Menschlichkeit, da gibt es kaum jemand anderen der dafür geeigneter wäre als Leopold Nothnagel.
Um, so wie eingangs gesagt, die Erinnerung an diesen besonderen Menschen Ing. Leopold Nothnagel wachzuhalten, hat der Gemeinderat der Stadt Grein einstimmig beschlossen, diesen neu geschaffenen Platz an der Donau nach ihm zu benennen. Dieser Platz steht auch sinnbildlich für das Gemeinsame in einer Gemeinde, die Gemeinschaft in der Stadt, die Leopold Nothnagel so sehr verkörpert und gelebt hat. Viele Greinerinnen und Grein haben dazu beigetragen, dass die Gestaltung dieses Platzes so gut gelungen ist und die heutige Namensgebung soll das Andenken und die Wertschätzung für den am 10. März 2013 verstorbenen Bürgermeister Leopold Nothnagel sichtbar zum Ausdruck bringen und uns dazu auffordern, in seinem Geist und seinem Sinne gemeinsam für unsere Stadt Grein tätig zu sein.

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