Allerheiligen
Auf den Spuren von Perger Gräbern

Dr. Karl Hohensinner bei der Grabstätte der Familie Gürtler in Grein. | Foto: Robert Zinterhof
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BEZIRK. Ein Spaziergang auf Friedhöfen und bei Grabstätten mit dem Greiner Historiker und Namensforscher Karl Hohensinner gibt einen interessanten zeitgeschichtlichen Einblick. Karl Hohensinner: „Der Friedhof in Perg ist zeitgeschichtlich wirklich bemerkenswert. Auf imposanten Grabtafeln kann man Perger Familiengeschichte, Betriebsgeschichte und Wirtschaftsgeschichte studieren. Es ist überraschend, welch alte Firmentraditionen es hier gibt. Wir finden hier auch Aufschriften für Personen mit völlig unterschiedlichem Herkommen und Weltanschauung. Unterschiedliche politische Strömungen des 20. Jahrhunderts und Ereignisse der politischen Geschichte können hier erforscht werden.

Bundeskanzler Johann Schober

Leicht zu finden ist das Grab des aus Perg stammenden Bundeskanzlers und Außenministers Johann Schober. Als Polizeipräsident wurde Schober der erste Präsident der 1923 in Wien gegründeten Interpol. Johann Schober starb am 19. August 1932 im Alter von 57 Jahren. Nicht zu übersehen ist die Grabstätte von Bürgermeister Hermann Peham.

Grabstein der Familie Gürtler
„Leider finden sich in Grein nur mehr wenige alte Grabsteine. Deshalb habe ich mich jahrelang als Obmann des Historischen Vereins der Stadt Grein dafür eingesetzt, dass der Grabstein der Familie Gürtler erhalten bleibt. Heute wird vielfach der Name Gürtler mit dem Hotel Sacher in Wien in Verbindung gebracht. Deren Vorfahre war der Nationalrat und Greiner Bürgermeister Johann Gürtler. Er ist der erste Greiner, von dem Filmaufnahmen existieren (1924) und als Nationalrat 1933 den Umbruch von der Demokratie zur Diktatur nicht mitgetragen hat. Sein Sohn Karl Gürtler war 1938 einige Monate im KZ Dachau interniert und kam dann in Verbannung. Ende der 1940er Jahre war er ebenfalls Bürgermeister von Grein und Sparkassendirektor. Er wurde bis zu seinem Tod 1963 von ehemaligen Nazis angefeindet.

Grablege
Friedrike Pfisterer von Mayrau (1840–1925) setzte Bau-Akzente auf Schloss Auhof, Pergkirchen. Sie ließ 1884 eine Gruftkapelle im Stil der Neugotik am Hang des Schlossgartens errichten. Heute ist das Schloss im Besitz der Familie Löw-Baselli. 19 Särge lassen für eine künftige Grablegung keinen Platz mehr.

Asche der Toten

Fast unbemerkt erfolgte Mitte Mai 2021 die Einweihungen einer NS-Gedenkstätte beim Bahnhof Lungitz. Im Zuge von Gleisbauarbeiten waren 2019 Skelette und menschliche Asche von Opfern des kaum bekannten Mauthausener Außenlagers Lungitz - Gusen III, gefunden worden. Die Skelette stammen aus dem Mittelalter.

Große Gönnerin&Kinderfreundin

Juliana Hofer, gestorben 1897, war eine große Kinderfreundin. Sie stiftete die Kleinkinder-Bewahranstalt in Grein am heutigen Standort der Musikschule. Laut Landesarchiv war die Frau auch Christbaumspenderin in Grein. So lange der Friedhof in Grein besteht, bleibt ihre Grabstätte erhalten.

Mit schwarzen Handschuhen
Hermann Heinz Ortner aus Bad Kreuzen (1895-1956) war eine Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur, Chefdramaturg und Dramatiker. Seinen Durchbruch hatte er 1928 mit dem Stück Tobias Wunderlich, das 1929 am Burgtheater aufgeführt wurde. Ortner zählte zu den meistgespielten österreichischen Dramatikern der 1930er Jahre. 1938 wurde zu Hitlers Geburtstag Ortners Stück ‚Ein Volk steht auf!‘uraufgeführt. Wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft war Ortner nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schwer belastet. In den 1970er Jahren musste wegen des Baus der Aufbahrungshalle Ortners Leichnam ausgegraben werden. Zeitzeugen erinnern sich, dass bei der Exhumierung Ortner noch schwarze nazimäßige Handschuhe trug.

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