Aus Kirchenglocke wurde im Krieg Kanone

Franz Moser, Obmann der Heimatvereins Perg
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PERG (ulo). 2. August. Ein schöner Sonntagsmorgen. Ganz Perg war zum Frühzug um 5.30 Uhr auf den Beinen. Die Allee bis zum Bahnhofe war erfüllt von den einrückenden Pergern und ihren Angehörigen. Stille Trauer beherrschte alle. Als der bereits übervolle lang Zug einlief, brausende Rufe „Hoch Österreich!“. Ergreifend waren auch die Pferdetransporte nach Linz. Aus der Bezirkshauptmannschaft Perg rückten in den Tagen des 1. und 2. August 7000 Soldaten und 500 Pferde ein.
(Aus der Chronik der Volksschule Perg von Schulrat Johann Stöckler)

Am 28. Juni 1914 starben der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie bei einem Attentat in Sarajevo. Der Erste Weltkrieg war die Folge. Dieser Epoche widmet der Heimatverein Perg eine ganz besondere Ausstellung, in der Schicksale und Erinnerungsstücke aus der Region präsentiert werden. Wie zwei Schrapnellkugeln aus dem Knie von Bindermeister Carl Pöschl aus Perg, der an der Ostfront verwundet wurde. Die Geschichte von Alois Pree, der an der Italienfront einen Kopfschuss erlitt. Er überlebte und alles was zurückblieb war ein bisschen Schielen, heißt es in der Ausstellung. Erhalten ist auch der Feldstecher von Karl Gratzer, Großvater von Heimatvereins-Obmann Franz Moser. „Damit war er an der Italienfront. Das war der Ausgangspunkt für die Ausstellung. In einem halben Jahr Vorbereitungszeit haben wir hunderte Sachen und Geschichten gesammelt“, so Moser. Und: „Es soll eine Friedensausstellung sein. Zum Nachdenken anregen über die Auswirkungen des Krieges.“

Kein Patriot mit Goldring
Die große Not ist in vielen Schriftstücken dokumentiert. „Die jungen Leute waren an der Front, die Bauern konnten die Arbeit nicht bewältigen. Anton Trauner, Karlingberger, bat darum, ihm sein Pferd nicht für den Kriegsdienst wegzunehmen, da er es für die Arbeit brauchte. Mathias Waldhör suchte um Anbau-Urlaub für seinen Knecht an. Es herrschte großer Arbeitskräftemangel“, weiß Moser. Der Kaisertreue tat dies keinen Abbruch. „Die Leute waren ihm ganz ergeben und die Opferbereitschaft war enorm. Unter dem Motto ‚Gold gab ich für Eisen‘ etwa spendete man Gold zur Finanzierung des Krieges. Wer seinen Ehering gab, bekam dafür einen Eisenring. Besonders in der zweiten Kriegshälfte galten jene, die noch ihren Goldring trugen, nicht als Patrioten,“ sagt der Heimatvereins-Obmann. 1917 wurden sogar die Kirchenglocken aus Perg und Windhaag dem Krieg geopfert: „Sie werden als Kanonen dienen gegen die Feinde“, hieß es.
Wenig bekannt ist die Existenz eines Kriegsgefangenenlagers in Mauthausen. Ab Herbst 1914 waren Serben und Italiener dort inhaftiert. Heute steht ein Baumarkt auf dem Gelände. „In Spitzenzeiten waren 40.000 Gefangene dort. Man darf sich das nicht wie ein KZ im Zweiten Weltkrieg vorstellen. Es war Ehrensache, die Gefangenen gut zu behandeln. Es gab eine Arbeitspflicht, aber keine Exekutionen.“

Die Liebe siegt im Lager
Tote waren trotzdem zu beklagen: Typhus forderte oft 100 Opfer am Tag. Darunter auch der Linzer Bischof Rudolph Hittmair, der als Seelsorger ins Lager kam und sich ansteckte. In einem Fall aber siegte die Liebe: Der italienische Kriegsgefangene Giovanni Battista di Benedetto lernte im Lager seine Frau kennen. Moser: „Sie war Köchin aus Mauthausen und konnte Italienisch. Wenn das Ehepaar später gestritten hat, dann angeblich auch auf Italienisch, damit es die Kinder nicht verstanden. Den von Benedetto gegründeten Friseursalon in Perg führen heute seine beiden Enkeltöchter.“
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„Gold gab ich für Eisen“ im Heimathaus-Stadtmuseum Perg
Bis 26. Oktober
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, 14-17 Uhr
Gruppen jederzeit nach telefonischer Vereinbarung
Eintritt: 2 Euro, Kinder und Schulklassen: 1 Euro
Kontakt: Franz Moser, fra.moser@eduhi.at, 0650/5427786 und 07262/52387

„Warum gerade in Sarajewo?“, Ermordung Franz Ferdinands vor 100 Jahren, Referent Harald Marschner, im Heimathaus-Stadtmuseum, Mittwoch, 9. Juli, 20 Uhr. Freiwillige Spenden.

„Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus, „Perg liest“ im Kulturzeughaus, Mittwoch, 3. September, 19.30 Uhr. Freiwillige Spenden.

Exkursion, Samstag, 20. September, 13 Uhr, Treffpunkt Karbrunnen, nach Mauthausen (Heimathaus, Marktrundgang, Soldatenfriedhof 1. Weltkrieg, Schiffmeisterhaus), 7 Euro.

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Die Sonderausstellung „Katsdorf im Ersten Weltkrieg“ wird am Sonntag, 29. Juni, um 10 Uhr im Karden- und Heimatmuseum Katsdorf eröffnet. Sie ist bis Ende Oktober jeden ersten Sonntag im Monat geöffnet. Nähere Informationen unter 0664/73003561.

Als Beitrag zum „Gedenkjahr 2014“ lädt der Kameradschaftsbund St. Georgen an der Gusen am Samstag, 5. Juli, um 20.30 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung am Vorplatz der Pfarrkirche. Es wird den Opfern des Ersten Weltkrieges, Soldaten wie Zivilbevölkerung, gedacht. Nach einer Segnung beim Denkmal für die Opfer der Weltkriege beziehungsweise bei der „Passage gegen das Vergessen“ wird als stimmungsvoller Abschluss bei Fackelschein der „Große Österreichische Zapfenstreich“ durch die Marktmusik St. Georgen an der Gusen aufgeführt.

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