Karl Hohensinner: Brauchen wir Kriegerdenkmäler
Kriegerdenkmäler gestern, heute, morgen
- Karl Hohensinner beim Kriegerdenkmal in Saxen.
- Foto: Zinterhof
- hochgeladen von Robert Zinterhof
Jedes Jahr besucht der Greiner Historiker rund um Allerseelen Kriegerdenkmäler im Bezirk. Hier seine Gedanken.
BEZIRK. "Nach dem ersten Weltkrieg wurden viele Kriegerdenkmäler errichtet. Männer, die im Krieg umgekommen waren, hatten oft kein Grab. Die Witwen und Waisen wollten eine symbolische Grabstelle.
Im zweiten Weltkrieg bekamen Angehörige die Nachricht, jemand sei gefallen. Jede Woche läutete vielerorts die Sterbeglocke. Es wurde ein symbolisches Begräbnis abgehalten. Statt dem Sarg hatte man ein Holzgerüst, das mit einem Bahrtuch bedeckt war. Vor dem Kriegerdenkmal wurde der Tote symbolisch verabschiedet und Reden gehalten.
Kriegerdenkmal, ein symbolisches Gemeinschaftsgrab
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kriegerdenkmäler erweitert oder neue errichtet. Sinn und Zweck der Kriegerdenkmäler war, dass die Kriegerwitwen und die Kriegswaisen, der Kameradschaftsbund und der Kriegsopferverband ein symbolisches Gemeinschaftsgrab hatten. Der Leichnam des Toten war meist irgendwo auf den Kriegsschauplätzen unwürdig verkommen und ein Grab war dort nicht möglich. So musste Ersatz geschaffen werden, der die Funktion eines Grabes erfüllte. Das war das Kriegerdenkmal. Ein Kriegerdenkmal erfüllt auch die Funktion der Abschreckung: Eine große Anzahl von Namen steht darauf. Alle sind in einem Zeitraum von wenigen Jahren ums Leben gekommen.
In Friedensdenkmäler umfunktionieren
Jetzt ist die Generation, die nach 1945 für sich selbst die Kriegerdenkmäler gebaut hat, gestorben. Einige Leute lesen noch den Namen ihres Vaters, Großvaters oder Onkels darauf. Will man jetzt die Kriegerdenkmäler weiter erhalten? Braucht man sie noch? Sollen wir sie in Friedensdenkmäler umfunktionieren? Wie soll man das angehen? Die Namen der Toten herausmeißeln oder überdecken?
An welchen Frieden will man erinnern? An das Kriegsende? An den Krieg, den wir verspielt haben? Den Hitler verspielt hat?
Bei uns wollten viele den Krieg gewinnen. Man tat alles dafür. Der Friede wurde aufgezwungen von denen, die den Krieg satt hatten. Wir selbst haben uns seit vielen Jahren an den Frieden gewöhnt, weil er uns Vorteile bringt.
Hoffentlich nicht
Aber wann wird der nächste Feldzug kommen? Wann geht es wieder Richtung Schlachtfeld? Wann werden wir so wie einst unsere Vorfahren genauso glauben, dass es jetzt mit irgendwas politisch "endlich genug" sei, dass man jetzt zu den Waffen greifen müsse, dass es die Pflicht von einem jeden sei da mitzumachen?
Können wir an den ewigen Frieden in Österreich überhaupt glauben? Oder werden wir uns eines Tages damit abfinden, dass neue Kriegerdenkmäler errichtet werden. Für neue Gefallene. Diese sind dann wir? Mama, Papa, Frau und Kinder werden davor stehen. Die Musik wird spielen, alles ist künstlerisch gestaltet. Nur selbst ist man tot und weiß nicht wofür."
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