Essen statt wegwerfen
Lebensmittelretter starten Öko- und Sozialprojekt
Zwei gefüllte Kühlschränke mit Getränken, Obst und Milchprodukten. Ein zweitüriger Kasten, in dem sich von Brot über verpackte Mehlspeisen und Konserven bis zu Kaffee eine Vielzahl hochwertiger Produkte türmt. Dazu fünf volle Kisten schönster Bananen. Die Samstagsausbeute einiger weniger Geschäfte aus der Region St. Georgen/Gusen. Nein, keine Spende für soziale Bedürftige: all das wäre eins zu eins im Müllcontainer gelandet. Seit wenigen Monaten sind nun tatkräftige Idealisten aktiv, diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. Der junge Verein "Lebensmittelretter OÖ" eröffnete in seine erste Gratisverteilstation beim Einsatzzentrum.
ST.GEORGEN/GUSEN. "Bananen, die gelb statt grüngelb(!) sind. Nur falsch etikettierte, aber völlig frische Lebensmittel. Produkte, nahe am Mindesthaltbarkeitsdatum, aber weit weg vom Endverbrauchsdatum. Getränkeflaschen, in die einige Milliliter zu viel oder zu wenig gefüllt wurde. Diese Verschwendung ist eine himmelschreiende Schande. Und dass nicht einmal Bedürftige, Flüchtlinge, Obdachlose, Familien mit vielen Kindern, Jugendzentren oder auch die Helfer von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Sozialvereinen profitieren, vervielfacht diese Schande. Darum sind wir aktiv geworden. Innerhalb weniger Wochen haben sich seit Mai rund 100 Freiwillige und gut 20 Partner gefunden, drei aktuell in St. Georgen. Bürgermeister Erich Wahl hat uns beim Pilotprojekt mustergültig unterstützt" freut sich Vereinsobfrau Doris Weissengruber-Humer.
In Luftenberg, Gallneukirchen und im Bezirk Linz Land sollen weitere solcher Projekte entstehen. Einige Filialen von Handelsketten, selbständige Franchiser, Kaufleute, Bauern und ein Bäcker spenden die Lebensmittel. Einzige Bedingung: Sie müssen ohne Profit verschenkt werden.
Vereinsmitglieder betreuen Verteilstationen
Die Vereinsmitglieder holen die Lebensmittel nach Geschäftsschluss ab, etikettieren sie, sortieren wenn nötig Verdorbenes aus und befüllen dann Kühlschränke und Kästen der Verteilstation. In St. Georgen steht diese geschützt am 'Lebensmittelretter Platzl' (LMR-Platzl), das ist hofzugewandt an der linken unteren Ecke des Einsatzzentrums bei der kleine Bachbrücke. "Dort kann sich wirklich jeder herausnehmen, was er oder sie möchte. Ob Snacks für Jugendliche, eine Powerbanane für Jogger oder ein Topfentascherl zum Kaffee fürs Pensionistentratscherl. Besonders laden wir natürlich die Helfer vom Einsatzzentrum ein - auch mitten in der Nacht, wenn sich nach einem Einsatz Hunger regt. Wir kontrollieren, befüllen und ordnen jeden Tag am Abend neu", so Weissengruber-Humer. Sie appelliert an Verantwortungsbewusstsein und Ordnung halten.
Niederschwellig, ohne Konkurrenz zum Sozialmarkt
Der überparteiliche Verein sieht sich als sozial und ökologisch engagiert, will aber keine Konkurrenz zu Sozialmärkten oder Essenstafeln aufbauen. Für diese brauchen Bedürftige Ausweise und zahlen geringe Beträge, ist also ein "offizieller" Ablauf nötig. Das fällt bei den Lebensmittelrettern weg. Sie arbeiten noch eine Stufe niederschwelliger. Viele sind in Sozialprojekten aktiv und nutzen die Gratisquelle auch für ihre Schützlinge. Um die Masse der Lebensmittel aber zeitnah unter die Menschen zu bringen - Brot oder Milch müssen ja etwa möglichst rasch konsumiert werden - gibt es die Verteilpunkte für jedermann.
Helfer und Spender willkommen
Über Lebensmittelspender in der Region und neue Kollegen, die diese abholen und in der Verteilstation einsortieren, freuen sich die sympathischen Idealisten besonders. In Kürze wird die Vereinshomepage online gehen. Bis dahin kann man sich über Vereinsziele und Engagement als Helfer oder Spendenpartner über den am LMR-Platz publizierten QR-Code (auch diesem Beitrag bei den Bildern beigefügt) in der WhatsApp-Gruppe der Lebensmittelretter informieren.
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