Wirtshäuser stehen leer

Perger Gasthäuser suchen neuen Wirt

Mehrere Traditionswirtshäuser im Bezirk Perg stehen derzeit leer und suchen einen Käufer oder einen Pächter.

BEZIRK PERG. So öffnete das ehemalige Gasthaus Fischill Anfang 2017 als "Katsdorfer Hof" seine Pforten. Das Lokal wurde optisch auf Vordermann gebracht und erhielt eine neue Schankanlage. Seit einigen Monaten steht es wieder leer und soll verpachtet werden. Ein vorgesehener neuer Wirt ist erst kürzlich abgesprungen. Grund: Er fand für das Landgasthaus im Ortszentrum kein Personal.
Mit Jahresende trat der Saxner Fleischer und Gastronom Anton Böhm in den Ruhestand. Mehr als 100 Jahre lang war das Wirtshaus im Familienbesitz. Bekannt war der Gasthof mit Fleischerei für gutbürgerliche Küche sowie als Treffpunkt für Jung und Alt und Vereine. Nun soll das Objekt im Ortszentrum von Saxen verkauft werden.

Nachfolger gesucht

Klaus Köttstorfer hat bereits mehrere Wirtshäuser erworben und ihnen eine Frischzellenkur verpasst. Eines davon befindet sich in der Rieder Ortschaft Hochstraß. 1956 erstanden es die Großeltern von Ulli Sethaler mit der Aufteilung Wirtshaus, Wohnen und Viehwirtschaft. Ab 2007 führte es Ulli Sethaler in dritter Generation bis zur Pensionierung. Nun wird für den Mittelpunkt des dortigen Ortsgeschehens mit Kegelbahn und Fremdenzimmern ein Pächter gesucht.
Der "Dornacher Landgasthof" sperrte kürzlich zu. Im Hunderte Jahre alten Steinhaus, in dem sich unter anderem 14 Wohnungen befinden, ist das Wirtshaus beheimatet. Es stellt vor allem einen Anziehungspunkt für Radfahrer und Badegäste dar. Vor 45 Jahren kaufte es der Urgroßvater des jetzigen Verwalters Christian Lang und eröffnete eine Gastwirtschaft. Seit etwa einem Vierteljahrhundert verpachtete es die Familie, nun wird ein Nachfolger gesucht.

Disco oder Café?

Wer statt des Wirte-Daseins lieber eine Disco betreiben will, kann das ehemalige Shake an der B3 in Mauthausen mieten. Seit Jänner steht es leer.
Zum Kauf angeboten wird im Ortszentrum von St. Thomas außerdem das ehemalige Puppenhaus-Museum mit Café.
Wie bedeutend ein Wirtshaus für eine Gemeinde ist, davon kann Ortschef Josef Wiesinger ein Lied singen. Immer wieder stand die 1.000-Einwohner-Gemeinde in der Vergangenheit ohne Gastronomie da. "Ein Wirtshaus ist für jeden Ort ganz entscheidend, zum essen Gehen, nach Taufen, zum Frühschoppen, für Geburtstagsfeiern. Es gehört zur Nahversorgung wie ein Kaufhaus, ist das Um und Auf jedes Ortes", sagt der Bürgermeister. Umso mehr freut er sich über den "Dimbacher Wirt", der im Dezember seine Pforten öffnete.

"Hasenstall" läuft gut

Betreiber Andreas Haudum zieht eine positive erste Bilanz: "Wir sind mit dem Wirtshaus sehr zufrieden. Gemeinde und Vereine nehmen es an, es gibt relativ viele Feiern. Im Sommer wird der Gastgarten geöffnet. Ab 4. Mai gibt es alle zwei Wochen an Samstagen Grillabende." Die Öffnungszeiten, ursprünglich Samstag und Sonntag, wurden bereits auf Freitag ausgeweitet, nun kommt der Donnerstag hinzu. Am Sonntag ist ganztägig offen, an den anderen Tagen ab 18 Uhr. Haudum ergänzt: "Auch die Disco 'Hasenstall' läuft sehr positiv. Wir haben alle zwei Wochen am Samstag geöffnet und da herrscht fast Ausnahmezustand."

Wirte-Projekt

Wirte aus der Region entwickelten ihre Unternehmen im Vorjahr beim Leader-Projekt "Dorfwirte mit Zukunft" weiter. In der nächsten Periode (2021 bis 2027) ist eine Neuauflage geplant. Neun Monate lang feilten die Gastronomen an ihren Unternehmenskonzepten und tauschten sich aus. Maurerwirt Günter Maurer aus Kirchschlag stellte das Projekt auf die Füße. Weil er großes Interesse hat, dass die Kultur der Dorfwirte bestehen bleibt. 130 Betriebe haben das Unternehmens-Entwicklungs-Programm der Leader-Region Perg-Strudengau bislang durchlaufen. Eine Teil-Evaluierung dieser Betriebe ergab: Mehr Umsatz und mehr Mitarbeiter. "Gerade kleine Betriebe machen sich über das, was in zehn Jahren sein wird, wenig Gedanken. Mit dem Leitrahmen kannst du weiterarbeiten", so Hubert Schlager vom Verein "comPEtenz", der Weiterbildung und Austausch anbietet.