Seniorenheime im Bezirk Perg: "Brauchen dringend Mitarbeiter"
Leere Betten, fehlendes Personal – Schwierige Situation für Seniorenheime – "Ausbildungsoffensive" läuft
BEZIRK PERG. Nicht erst seit gestern sucht der Sozialhilfeverband (SHV) Perg händeringend nach Personal in den Seniorenheimen. Sieben Krankenschwestern und acht Altenbetreuer fehlen aktuell, bestätigt Bezirkshauptmann und SHV-Obmann Werner Kreisl. "Mittelfristig brauchen wir aber mehr Personal, wegen Nachbesetzungsbedarf und weil wir die aktuell freien Pflegeplätze zu disponieren haben."
64 Plätze aktuell frei
In Summe stehen in den sechs SHV-Häusern 540 Pflegeplätze zur Verfügung, bei derzeit 440 Mitarbeitern. Perg, Schwertberg und Mauthausen sind ausgelastet. In den östlich gelegenen Heimen in Grein, Bad Kreuzen und Baumgartenberg bleiben viele Betten leer. Insgesamt 64 Pflegeplätze stehen aktuell frei.
Warten auf Aufnahme?
Aufgrund des Personal-Mangels ist von Wartelisten die Rede. "Im vergangenen Jahr hatten wir immer wieder Interessenten auf einer Warteliste. Aktuell bin ich sehr froh, dass wir allen Personen, die eine Aufnahme beantragt haben und auch die Voraussetzung Pflegestufe 4 oder höher erfüllen, einen Heimplatz anbieten können", so Kreisl. Derzeit gebe es 31 Anfragen, das von der Gemeinde St. Georgen/Gusen betriebene Altenheim mitgerechnet. Nur acht der Anfragen würden die Voraussetzung erfüllen. Fünf dieser acht Personen bekommen nun einen Platz, drei warten auf ein Bett in Schwertberg. Was mit den 23 Personen in Pflegestufe 1 bis 3 passiert? "Diese werden von Koordinatorinnen besucht, sie durchlaufen ein Objektivierungsverfahren durch das Land. Dabei wird geklärt, ob trotz der niedrigeren Pflegestufe eine Heimaufnahme nötig ist oder andere Betreuungsmodelle, wie zum Beispiel Hauskrankenpflege."
Seit 1. Jänner 2018 gilt die Pflegestufe 4 als Voraussetzung für die Aufnahme. Um die erwartete verstärkte Nachfrage durch die Abschaffung des Pflegeregresses abfedern zu können.
Warum fehlen Mitarbeiter?
Pflegekräfte werden auch anderswo dringend benötigt. "Wir sind in bester Gesellschaft, Ried und Grieskirchen suchen auch händeringend", so Kreisl. Und ergänzt: "Der Arbeitsmarkt ist ausgeschöpft, das spielt sicher auch eine Rolle." Einen Nachteil hätte der Bezirk, weil es kein Krankenhaus gibt. Die Folge: Es kann keine Ausbildung für Krankenpflege angeboten werden.
Fachkräftestipendium
Derzeit laufe eine "Ausbildungsoffensive" für Altenbetreuer in Baumgartenberg. Im Herbst startete ein Lehrgang, im Sommer beenden 13 Schüler ihre Ausbildung und im kommenden Herbst beginnt der nächste Turnus. Kreisl hofft durch das Fachkräftestipendium auf mehr Teilnehmer. "Die Ausbildung dauert zwei Jahre, einige Mitarbeiter gehen bald in Pension. Wir müssen dran bleiben und brauchen dringend Mitarbeiter. Wir müssen den Pflegekräften vor Augen führen, dass es Vorteile hätte, nicht nach Linz pendeln zu müssen."
Mehr Bezahlung und Pflege-Lehre
BEZIRK PERG. Das Thema Pflege beschäftigt die Politik auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene. SHV-Perg-Vorstandsmitglied Anton Froschauer (VP), Bürgermeister von Perg und Bundesrat, sagt: "Es gibt erste Maßnahmen. Die Pflegefachschule in Baumgartenberg wurde erweitert." Seit diesem Jahr befindet sie sich im 1. Stock der Raiba. "Auf Bundesebene ist Pflege ein Thema: Wie kann ich den Zugang zum Beruf verbessern, Stichwort Pflege mit Lehre. Ich bin überzeugt, dass es noch heuer Ergebnisse gibt und auch geben muss."
Erich Wahl (SP), Bürgermeister von St. Georgen/Gusen und ebenfalls im SHV-Vorstand: "Rahmenbedingungen wie die Bezahlung müssen deutlich besser werden." Eine wichtige Maßnahme: Menschen müssten während der Umschulung zur Pflegekraft bezahlt werden. Im von der Gemeinde betriebenen Seniorenheim St. Georgen sei es auch schwierig, aber man finde die Mitarbeiter. Für die Arbeitnehmer gebe es viele Maßnahmen. Laut Wahl brauche es zudem mehr Angebote beim "Betreuten Wohnen" für Menschen mit Pflegestufe 1 bis 3. "Sehr viele Anstrengungen werden nötig sein, dass Leute ihren Lebensabend in Würde verbringen können."
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