Hochwasser, Schuldfrage geklärt?
Meinbezirk erhielt nachstehendes Schreiben von Michael Fröschl aus Grein: "Ich habe wie bei jedem Hochwasser ein paar Zeilen geschrieben:
Hochwasser - Schuldfrage geklärt ?
Nun sind einige Wochen vergangen und dank großartiger Hilfe vieler freiwilliger Helfer konnten schon wieder die meisten sichtbaren Schäden behoben werden. Mit dieser zeitlichen Distanz ist es nun angebracht, dieses Hochwasserereignis in die Geschehnisse der letzten 800 Jahre einzureihen. Im langfristigen Vergleich zählt dieses Hochwasser mit einem Spitzenwert von 15,03 m in Grein zu den höchsten. Nachdem das Augusthochwasser 2002 ja 10 cm tiefer blieb wurde es lediglich von 2 Hochwässern übertroffen. Das Hochwasser im Oktober 1787 übertraf den Höchststand in Grein um 50 cm. Die historisch bedeutenste „Sintflut“ vom August 1501 überstieg jedoch mit einem Pegelstand von 17,70 m den heurigen Wasserstand nochmals um 270 cm!
Die Pegelkurve des heurigen Hochwassers war in Grein eine äußerst gleichmäßige Kurve. Auch der Vergleich mit den Pegeldaten anderer Donau-Orte von Passau bis Krems lässt keine Unklarheiten offen. In Passau war es das 2.größte Hochwasser nach 1501. Da die selbe Hochwasserwelle sich stromabwärts bewegte wurden mangels großer Zubringerflüsse folgerichtig auch alle stromabwärts liegenden Orte bis Linz so aussergewöhnlich überflutet. In Linz wirkte sich das Hochwasser weniger dramatisch aus, weil die Flussbettverbreiterungen der 60er-Jahre hier zu einer Spiegellagen-Verringerung führten. Da beim heurigen Hochwasser die Pegelhöchstsände von Traun und Enns bereits 1 Tag vor dem Eintreffen dieser Welle in Mauthausen überschritten wurden, blieben den Orten zwischen Traun- und Ennsmündung größere Pegelstände erspart.
Woher kommt das Hochwasser?
Die Donau in Grein hat ein Einzugsgebiet von 92000 km2. Das sind etwa die Hälfte von Österreich und 2/3 von Bayern. Bei uns rinnt somit all jenes Wasser vorbei, welches auf den genannten Flächen nicht versickern konnte. Sowohl 2002 als auch heuer wurden die sehr hohen Pegelwerte mit vergleichsweise wenigen Regentagen erreicht. Traurige Tatsache ist daher, dass wir mit sehr viel höheren Pegelständen rechnen müssen, wenn ein Regenereignis wie in den Jahren 1899 und 1954 eintrifft. Damals hatte sich eine viel größere Regenwassermenge noch auf 8 bzw. 10 Tage verteilt. Die fortschreitende Bodenverdichtung und -versiegelung wird so eine Verzögerung aber künftig nicht mehr ermöglichen !
Verantwortlichkeiten:
In vielen Berichten, Leserbriefen und Stammtischdiskussionen wurde in den letzten Wochen nach Verantwortlichkeiten gesucht. Auch ich vertrete die Meinung, dass eine Überarbeitung von Wehrbetriebsordnungen nach allen Großereignissen erforderlich ist und die Datenweitergabe verbessert werden muss. Man sollte sich jedoch auch bewusst sein, dass wahrscheinlich 97% der Pegelwerts-Erhöhung aufgrund der riesigen Wassermassen von Kraftwerksbetreibern völlig unbeeinflussbar sind. Ein Besuch der Kraftwerke an Hochwassertagen und ein Blick auf die voll geöffneten Wehre und Schleusen untermauert diese Feststellung. Durch früheres und langsameres Öffnen von Schleusen kann zwar die Geschwindigkeit des Wasseranstiegs noch beeinflusst werden. Die Pegelhöchsstände sind aber nur im cm-Bereich beeinflussbar.
Ablagerungen in der Donau:
Ein viel diskutierter Punkt sind die Ablagerungen in der Donau. Dazu kann man sagen, dass sich Sedimente in der Regel an Nichtströmungsstellen ablagern und somit auch nur beschränkt den Strömungsquerschnitt und die Pegelwerte beeinflussen. Das viel verlangte Ausbaggern der Sedimente erscheint dann wenig hilfreich, wenn man bedenkt dass 1000 LKW-Ladungen Sedimente in nur 1 Sekunde wieder mit Wasser aufgefüllt würden. (Abfluss Grein 11000 m3/sec.)
Sehr gut bewährt haben sich beim letzten Hochwasser die neu errichteten Hochwasserschutzmassnahmen. In den nächsten 100 Jahren werden diese noch sehr oft Schutz vor Hochwässern bieten. Als Realist muss man aber auch erkennen, dass oft die Höhe der Massnahmen nicht ausreichen wird. Ein spannendes Kapitel im Kampf „Mensch gegen Natur“ steht also noch bevor!"
Michael Fröschl, Grein
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