Mehlwürmer
Perger Koch tischt selbstkreierte Insekten-Pizza auf
Schon über 120 Testesser durften Kevin Lindners Insekten-Pizza kosten. Der junge Koch aus Perg absolviert gerade eine Ausbildung zum Lebensmitteltechnologen. Und experimentiert damit, wie wir Mehlwürmer und weitere Krabbler in unseren Speiseplan einbauen können.
PERG. "Tenebrio molitor" und noch zwei andere Geheimzutaten liefern die Grundlage für eine außergewöhnliche Pizza. Das sieht man ihr allerdings nicht an, denn die im Teig enthaltenen Mehlwürmer und andere Insekten wurden erhitzt und fein säuberlich zu Mehl verarbeitet. Grund zu Angst vor dem "großen Krabbeln" besteht also nicht, ganz im Gegenteil: Das Insektenmehl punktet mit einem hohen Gehalt an Vitaminen und Eisen sowie einem Eiweißanteil von 50 bis 80 Prozent. Mit dem hohen Anteil an essenziellen Aminosäuren und Omega-3-Fettsäuren könnten sich Lebensmittel aus Insekten sogar zum Superfood emporschwingen.
"Eine Pizza beinhaltet mehr als 50 Gramm Eiweiß. So viel, wie wenn du 250 Gramm Forellen- oder 200 Gramm Rinderfilet isst."
Der Erfinder der Pizza mit dem gewissen Etwas heißt Kevin Lindner. Der Perger absolvierte im Gasthaus Geirhofer in Schwertberg seine Lehre zum Koch und Kellner. Mit 22 Jahren fing er im "Essig's" in Linz als Küchenchef an. Dann kam mit der Corona-Pandemie die Zeit für eine Weiterbildung. Lindner schrieb sich in einer Schule für Lebensmitteltechnologie in Niederösterreich ein und steht jetzt kurz vor dem letzten Zeugnis. Die Entwicklung der Insekten-Pizza samt Befragung von Testessern stellt seine Abschlussarbeit dar. Nicht nur in Perg durften sich Probanden bereits seine Pizzen schmecken lassen. Auch Schüler der Tourismusschule Bad Leonfelden kamen in den Genuss der Speise.
Ekelig? Alles nur Kopfsache
Und wie fielen die Reaktionen der Testesser aus? Sehr positiv, denn: "Du merkst es nicht, wenn du es nicht weißt. Wenn du das Mehl gut verarbeitest, ist es nur Kopfsache", so Lindner. Den Geschmack der Insekten beschreibt er als "leicht nussig. Es gibt verschiedenste Käfer und jeder schmeckt anders." Der Perger will auch nach seinem Schulabschluss weiter experimentieren und einen Businessplan erstellen. Gerade als Fleischersatz würden sich Produkte mit Insektenmehl gut eignen. Viele Vegetarier und Veganer würden Insekten als Nahrungsmittel aufgeschlossen gegenüberstehen, berichtet Lindner von seinen Erfahrungen. Auch, weil die Tierchen im Tiefkühler "sanft" in die Winterstarre gleiten.
Insekten: Klimaschonendes Nahrungsmittel
Was die hygienischen Bedingungen der "Aufzucht" anbelangt, hält die Insektenfarm locker mit der "echten" Fleisch-Produktion mit. Ganz zu schweigen vom CO2-Abdruck, denn die Herstellung von Insekten benötigt nur einen Bruchteil der Ressourcen und verursacht weit weniger Emissionen als die Fleisch-Industrie. Führend im Bereich der Insektenzucht sind übrigens momentan die Niederlande. Lindner will das Mehl langfristig aber aus Österreich und in Bio-Qualität beziehen. Denn wie bei Rind, Schwein und Co. ist er überzeugt: "Gute Aufzucht schmeckst du."
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