Drei Nieren, zwei Bauchspeicheldrüsen
Neues Leben mit zwei Organen extra
Seit 17 Jahren lebt Rudolf Brettbacher mit drei Nieren und zwei Bauchspeicheldrüsen. Schon als Kind musste er Insulin spritzen, dann streikten auch die Nieren. Letze Chance vor lebenslanger Dialyse: Eine doppelte Organtransplantation.
ST. GEORGEN/GUSEN. "Manche Herren sind Linksträger, manche Rechtsträger. Ich bin Links- und Rechtsträger", meint Rudolf Brettbacher und zwinkert verschmitzt. Sein Humor hat dem 57-Jährigen über ein heftiges Vierteljahrhundert hinweggeholfen. "Ich bin überkomplett. Links im Unterbauch sitzt nun die zusätzliche Niere, gegenüber werkt meine neue Bauchspeicheldrüse. Meine Ärzte haben sie dort eingebaut. Unorthodox, aber es funktioniert. Die Originale hab ich noch."
25 Jahre im Ausnahmezustand
Seine Erkrankung konfrontierte ihn als Siebenjährigen und prägte ab da sein Leben. Skiunfall, mehrfacher Knochenbruch, Organschock der Bauschspeicheldrüse, Diabetes Typ 1 und damit tägliches Insulinspritzen. Heute relativ komfortabel machbar, war das in den 1960ern kompliziert. Künstliches Insulin, Geräte, Diagnostik und Behandlung waren weit weg vom heutigen Wissen. Die Diabetes ruinierte schleichend die Nieren. "1985 bekam ich ein Zuckermessgerät. Viel zu spät, aber es gab einfach nichts Patiententaugliches. Schon davor hatte der Zucker meine Augennetzhaut geschädigt, der Führerschein war weg. Seit 1989 trug ich permanent eine Insulinpumpe am Gürtel, die über eine Sonde die Tagesdosis in meinen Bauch freigab. Essen hieß Rechnen und die nötigen Broteinheiten extra dosieren. Acht Tabletten täglich und 180:120 Blutdruck waren normal", erinnert sich Rudolf Brettbacher.
Auferstehung am Karfreitag
Hiobsbotschaft Anfang der 1990er: "In fünf Jahren brauchen Sie Dialyse - oder eine mehrfache Organtransplantation!" Mit eiserner Disziplin, strengster Diät und guter medizinischer Betreuung verdoppelte der junge Familienvater diese Frist. Glücklicherweise stand er nicht lange auf der Warteliste für die beiden Organe, tägliches Hoffen und Bangen wurden trotzdem Wegbegleiter. Im Jahr 2000 versagten die Nieren sukzessive, die künstliche Blutwäsche stand unmittelbar bevor. Am 10. April war er schon unterwegs zur Transplantation nach Innsbruck, die Spenderorgane bekam im letzten Moment jedoch ein noch besser geeigneter Empfänger. Ein Tiefschlag, doch die "Auferstehung" erfolgte ausgerechnet elf Tage später am Karfreitag. Um 6.15 Uhr morgens kam der ersehnte Anruf. Mit Blaulicht nach Innsbruck, mittags Operation, am Morgen danach die Nachricht an seine überglückliche Frau Elisabeth: "Alles gut gegangen, alles funktioniert!" 17 Jahre später führt der St.Georgener ein normales Leben, die neuen Organe arbeiten noch immer klaglos. Nur fünf Tabletten erinnern ihn täglich an das Geschenk eines gesunden Körpers.
Transplantations-Infoplattform
Als Spezialist in eigener Sache ist Rudolf Brettbacher mittlerweile Präsident derARGE Niere Österreich. Seine Organisation sorgt mit vorbildlichem Engagement für Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Vernetzung zur Organspende.
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