Leuchtendes Statement für die Menschlichkeit
Am St. Georgener Marktplatz vermitteln ein großer Christbaum und festliche Beleuchtung Weihnachtsstimmung. Für ein wirklich wärmendes Symbol in einer nicht nur witterungsbedingt kalt werdenden Zeit sorgten aber rund 200 Menschen am Montagabend. Sie zündeten ein Licht der Solidarität für die rund 150 Flüchtlinge an, die in den Pfarrgemeinden St. Georgen, Luftenberg und Langenstein von tatkräftigen Helferinnen und Helfern betreut werden.
"Stille kann laut sein", brachte es Pastoralassistent Jakob Foissner auf den Punkt, der zusammen mit seiner Vorgängerin Monika Weilguni und den Arbeitskreisen Flüchtlingshilfe aus St. Georgen und Luftenberg die Veranstaltung initiiert hatte. So flackerten in einer Minute völliger Stille nur unzählige Lichter am Kirchenvorplatz. Im Mittelpunkt dieses Innehaltens standen Gedanken, Ängste und Hoffnungen der teils schon jahrelang in Ungewissheit um ihre Zukunft bangenden Flüchtlinge und Asylwerber. Ebenso die oft gefühlte Ohnmacht ihrer Betreuer angesichts einer immer rigider werdenden Politik . Unter den Geläute sämtlicher Kirchenglocken und begleitet von der Musik von Kohelet 3 zogen die Fürsprecher der Menschlichkeit anschließend gemeinsam mit ihren Schützlingen auf den Marktplatz. Dort sollte ein großes Friedenszeichen aus hunderten Kerzen gebildet werden. Ungewollt bot sich dabei ein fast symbolhaftes Bild für die aktuelle Situation: Stürmischer Wind blies immer wieder die Lichter aus, die aber ebenso schnell von den Besuchern wieder angezündet wurden - Ausdruck von Engagement und Hoffnung trotz widrigster Bedingungen.
Bestens integriert, aber täglich Angst vor Abschiebung
Von den anonymen "Ausländern" zum greifbaren sympathischen Menschen wie du und ich: Drei in ausgesprochen gutem Deutsch von einer jungen Mutter und zwei Jugendlichen gehaltene kurze Dankesreden illustrierten es. So sind etwa die beiden afghanischen Geschwister Marziyeh und Faramarz Karimi ausgezeichnete Schüler in der Handelsschule bzw. Handelsakademie, in ihren Klassen und im Ortsleben voll integriert, mit besten Zukunftsaussichten in Österreich. Dennoch wissen auch diese beiden nicht, ob sie bleiben dürfen oder in ein kriegszerissenes Land "rückgeführt" werden, das sie kaum kennen und in dem insbesondere für Frauen nur ein chancenloses Leben in Unterdrückung und Armut wartet. Auch die vielen anderen Flüchtlingen, die sich bei einem Becher Kinderpunsch am Feuer wärmten, genossen diese Stunde der Geborgenheit und Anteilnahme, die ihnen von den Einheimischen entgegen gebracht wurde. Die Helferinnen und Helfer sind sich einig: "Diese Menschen sind mittlerweile 'unsere' Flüchtlinge geworden, zu denen wir eine tiefe Beziehung aufgebaut haben und die wir mit aller Kraft weiter unterstützen wollen. Das wollen wir heute ausdrücken, darum sind wir hier und werden für diese Menschen in ihrer Not und Angst da sein. Das ist positives österreichisches Bürgertum und christliche Solidarität, wie wir sie verstehen!
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