Bezirk: Pensionswelle bei Ärzten – drohen unbesetzte Praxen?

Vertretungen zu finden, ist für viele Ärzte schwierig. Auch Nachfolger reißen sich nicht um die freien Stellen. | Foto: RioPatuca Images/Fotolia
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  • Vertretungen zu finden, ist für viele Ärzte schwierig. Auch Nachfolger reißen sich nicht um die freien Stellen.
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BEZIRK PERG. "Kleinere Orte werden keinen Arzt mehr bekommen", sieht der Langensteiner Gemeindearzt Michael Hohl die medizinische Versorgung gefährdet. Schon jetzt müssten laut Hohl Praxen zum Teil mehrfach ausgeschrieben werden. Einige Ärzte über 65 Jahre würden noch praktizieren, weil sie keinen Nachfolger fänden. Hohl kritisiert zu wenige Studienplätze und schlechtere Arbeitsbedingungen als zum Beispiel in Deutschland.

"Situation wird sich zuspitzen", sagt der Bezirksärztevertreter

Bezirksärztevertreter Volker Sinnmayer aus Pabneukirchen kennt die Situation: "Wo nicht lokale Interessenten sind, die das Drumherum kennen und eine Hausapotheke zur Verfügung steht, ist fast kein Nachfolger zu finden." Die Situation werde sich zuspitzen: "Weil die Pensionierungswelle erst zu rollen beginnt. Das System spuckt zu wenig Ärzte aus. Die Peripherie spürt es als erstes." Sinnmayer will aber nicht den Teufel an die Wand malen: "Ich glaube nicht, dass wir in den nächsten fünf Jahren im Bezirk eine große Gefährdung haben, dass wir eine Stelle nicht nachbesetzen können." Er verweist auf erst kürzliche Neubesetzungen in Saxen, Baumgartenberg, Grein, Dimbach und Pabneukirchen. Einen Ansturm gab es aber nicht: "Meist waren es ein bis zwei Bewerbungen." Sinnmayer fordert mehr Studienplätze, bessere Honorare und Bürokratieabbau. Positiv sieht er den allgemeinen Trend zu Gruppenpraxen mit längeren Öffnungszeiten und kaum Schließtagen. Ein leidiges Thema sind lange Wartezeiten bei Fachärzten. Das liegt laut Sinnmayer vor allem am System, dass man ab einer bestimmten Anzahl an Patienten kein Honorar mehr von der Krankenkasse erhält. Und gratis arbeitet niemand gerne.

Maßnahmen des Landes gegen den Ärztemangel

Landeshauptmann Gesundheitsreferent Josef Pühringer verweist beim Thema Ärztemangel auf den Landes-Zielsteuerungsvertrag Gesundheit: Hier hätten Land und OÖGKK in allen Versorgungsstufen geprüft, um in der Planung bedarfsgerecht reagieren zu können. "Dies wird nun getan. Wir legen Augenmerk darauf, in welchen Regionen und Fächern in den nächsten Jahren auf eine besondere Nachwuchssicherung geachtet werden soll", so Pühringer. Wichtige umgesetzte Maßnahmen, um Hausärzte zu erhalten: Beibehaltung Hausapotheken-Regelung und Einführung des Hausärztlichen Notdienstes. Das Etablieren von Primärversorgungseinheiten und -netzwerken könne dazu beitragen, dass sich junge Ärzte ansiedeln. Mittelfristig wesentlich zur Entspannung beitragen werde die Medizinische Fakultät in Linz.

Zur Sache

• Im Bezirk Perg gibt es laut Ärztekammer 48 niedergelassene Mediziner mit Kassenvertrag: 32 Ärzte für Allgemeinmedizin und 16 Fachärzte. Dazu kommen 25 Wahlärzte. Eine Praxis für Allgemeinmedizin in Ried ist unbesetzt.
• Der Altersdurchschnitt beträgt bei Kassenärzten rund 55 Jahre. Die Fachärzte sind etwas jünger, die praktischen Mediziner etwas älter.
• "Wir haben einen Ärztemangel und wir werden neue Organisationsformen schaffen müssen, um die Versorgung aufrechtzuerhalten", sagt Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer OÖ. Als Beispiel nennt er die Primärversorgungszentren Haslach und Enns. Niedermoser fürchtet, dass wohnortnahe Versorgung im Zuge der Gesundheitsreform keinen Vorrang haben werde. Nur wenn die Ärzte weiter Mitsprache hätten, sei die Versorgung in der Peripherie aufrechtzuerhalten.

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