"Mega-Tourismusverband" für Donau-Gemeinden?
Eingemeindige Tourismusverbände vor dem Aus – neben positiven Stimmen gibt es Bedenken.
BEZIRK (mikö). Das geplante Tourismusgesetz wirft bereits seine Schatten voraus. Der Vorstoß von Landesrat Michael Strugl (VP) bedeutet das Aus für alle Perger Tourismusverbände. Künftig wird es statt 104 nur mehr 20 Verbände in OÖ geben. Die Pläne stoßen nicht nur auf positives Echo. "Tatsache ist, dass die Masse dem neuen Gesetz auch skeptisch gegenübersteht", sagt Gottfried Kraft vom Tourismusverband Mauthausen. "Es darf nicht mit der Brechstange drübergefahren werden, sondern möglichst sanft. Damit nicht mehr zerbrochen wird, als es bringt." Krafts Bedenken: "Es geht darum, dass dann vor Ort keiner mehr so richtig zuständig ist und alles von Linz aus betreut wird." Derzeit hat der Tourismusverband Mauthausen rund 45.000 Euro zur Verfügung. Damit werden Veranstaltungen organisiert und Ortsbroschüren gedruckt.
Ortsbudgets erhalten
Kraft hofft, dass gewisse Ortsbudgets bleiben, um Angebote erhalten zu können. Er sieht im neuen Gesetz aber auch positive Seiten: "Wir werden schlagkräftiger, haben zum Beispiel nicht die Ressourcen, Mauthausen in Deutschland zu bewerben. So kann ich eine ganze Region bewerben." Bad Kreuzens Bürgermeister Manfred Nenning (VP) sieht den Zusammenschluss positiv: "Weil nicht jeder Einzelkämpfer ist." Man müsse aber abwarten, wie das Gesetz am Ende aussehen werde. "Es gibt viel Diskussionsbedarf, wie die Regionen ausgestattet werden. Unser Zugang ist, dass es im Strudengau ein Büro gibt." Vorteile hinsichtlich der Vermarktung sieht auch Leopold Schöller, Obmann des Tourismusverbands Bad Kreuzen und Chef der Aumühle. Insgesamt werde das Budget größer, weil die Nächtigungsabgabe auf zwei Euro ansteigen soll. Wichtig sei, dass die Infrastruktur erhalten bleibe: Auskunftsbetreuung, Wanderwegeerhaltung, Gästebetreuung und Veranstaltungen.
Donau-Verband wahrscheinlich
Für Gemeinden wie Mauthausen, Bad Kreuzen und Grein ist ein großer Verband mit anderen Donau-Gemeinden wahrscheinlich. "Wenn die Donau ein Verband wird, hat sie mehr Möglichkeiten, jetzt gibt es den Verein Donau OÖ, eine klassische Werbegemeinschaft. In 25 Jahren hat sich die Marke Donau wettbewerbsfähig entwickelt. Das hat vielen Betrieben im Strudengau geholfen", sagt der ehemalige Tourismus-Landesrat Viktor Sigl, selbst Bad Kreuzner. "Wenn ich den Strudengau hernehme, gibt es zwei Themen im Tourismus. Der Donau-Tourismus mit Wasser, Schiff, Kultur, Wandern. Die zweite Dimension ist das 1. Zentrum für Traditionelle Europäische Medizin in Bad Kreuzen mit Gefühl, Natur, Gesundheit, Heilkräutern." Diesen Bereich gelte es, bei einem Donau-Verband mitzubedenken.
Zur Sache
• Ab 1. Jänner 2022 soll das neue Tourismusgesetz in Kraft treten. Bis dahin müssen sich die jetzigen Tourismusverbände in einen großen Verband eingliedern, sonst werden sie zwangszugeteilt.
• Folgende Voraussetzung muss ein Tourismusverband künftig erfüllen: Mindestens 200.000 Nächtigungen und Tourismusbeiträge von mehr als 600.000 Euro.
• Wie sich die Verbände finanzieren? Interessensbeiträge (IB) der Betriebe und Tourismusabgabe (in Zukunft 2 Euro pro Nächtigung) gehen an den Verband, abzüglich Einhebungsaufwand und Mittel für Innovationspool (15 % von IB und 10 % der Abgabe)
• Folgende Gemeinden im Bezirk Perg brachten es im Jahr 2015 auf mehr als 10.000 Nächtigungen: Bad Kreuzen (53.672), Grein (24.024), Naarn (22.980), Perg (15.189), Rechberg (12.294), Mauthausen (11.887)
Strugl: "Brauchen größere, marktfähige Verbände"
OÖ. Mit der Neuausrichtung des Tourismus soll laut Landesrat Michael Strugl (VP) "eine Steigerung der Effektivität, Effizienz und Schlagkraft der touristischen Organisationen erreicht werden". Dazu müssten Anpassungen vorgenommen werden, um schlagkräftigere Verbandsstrukturen zu schaffen und die Marketing-Wirkungen zu maximieren. Strugl: "Klar ist, dass wir derzeit zu viele eingemeindige Tourismusverbände haben. Ziel muss es sein, marktfähige Mindestgrößen bei Verbandsstrukturen zu erreichen. Denn größere, marktfähige Tourismusverbände bedeuten zusätzliche Ressourcen zur Erschließung noch vorhandener Potenziale." Bedenken seien klar: "Wenn man große Veränderungen vornimmt, gibt es Diskussionen und auch Widerstände. Wenn wir nur den Weg des geringsten Widerstands gehen, kommt ein kleinster gemeinsamer Nenner raus. Das können wir uns aber nicht leisten, wir sind mit unseren kleinteiligen Strukturen Schlusslicht in Österreich. Wir haben bei manchen Betroffenen noch Überzeugungsarbeit vor uns." Am 7. Dezember wird mit den Verantwortlichen in den Tourismusverbänden diskutiert.
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