Ärztliche Versorgung Damals und Heute
Hebammen im Wandel der Zeit
PIELACHTAL. Die Familie wartet vor der verschlossenen Tür. Plötzlich ein Babyschrei und die Hebamme kommt mit dem neuen Familienmitglied aus dem Zimmer. So oder ähnlich, haben es noch viele ältere Menschen erlebt, das Wunder der Geburt. Seit Jahrhunderten gehören die Hebammen zum Gesundheitssystem im Pielachtal und sind auch nicht wegzudenken. Das Berufsbild hat sich verändert, die Anforderungen sind andere geworden.
Die Großfamilien von damals
Helene Winklmayr ist Hebamme in Pension, sie erzählt: "Ein großer Vorteil war, dass die Menschen im großen Familienverband zusammenlebten. So war immer die Hilfe da, die man brauchte." Die Großmütter, Schwestern und Tanten kümmerten sich während dem Wochenbett um den Haushalt und teilten die Arbeiten untereinander auf, und die Mutter konnte sich um das Baby kümmern und Kraft schöpfen. Die jüngeren Kinder haben früh den Kontakt mit Säuglingen und deren Versorgung kennengelernt.
Familien von heute
In der heutigen Zeit lebt man in kleinen Familien, da fehlt oft der Bezug und die Erfahrung mit Babys. Helene meint: "Früher war die Geburt das höchste Ziel und ein Kaiserschnitt eine reine Notfallmaßnahme. Heute wird damit so locker umgegangen und ist zu einer Alternative zur normalen Geburt geworden." Früher wurde sich mehr auf den Instinkt und das Bauchgefühl verlassen. Eine große Erungenschaft war in den 70er-Jahren der Mutter-Kind-Pass. "Die Gestosen sind damit deutlich weniger geworden," erklärte die erfahrene Hebamme.
Das Positive
Tanja Maier ist als Hebamme in Prinzersdorf selbständig, sie ist in der Vor- und Nachsorge tätig. Ein großer Vorteil ist für sie das "Rooming-in", da ist das Baby die ganze Zeit bei der Mama. Früher war das noch getrennt im Krankenhaus. Sie sagt: "Beim Stillen hat sich sehr viel positiv verändert, man bekommt Hilfe und Unterstützung. Viele wissen nicht, dass man auch Anspruch auf Wochenbetthilfe hat."
Der Nachteil
Ein großer Nachteil der modernen Zeit, ist für die junge Habamme das Internet. Die werdenden Mütter sind schon sehr überinformiert und die kleinste Schwangerschaftsbeschwerde wird zur großen Sache im Netz aufgebauscht. So wird die Zeit der guten Hoffnung, eine der Verunsicherungen. Was auffällt, auch das Gebäralter hat sich nach hinten verschoben. "Meiner Meinung nach, sind Spätgebährende über 40 Jahre, das 1. Kind, zu verkopft. Viele, nicht alle, kommen mit der Umstellung schwer zurecht und sind nicht so flexibel."
Bildungsarbeit an den Schulen
Hebammen besuchen die Kinder im Unterricht und vermitteln, was bei der Geburt passiert und was eine Hebamme macht. Es wird auch der Umgang mit Babys geübt und auch über deren Bedürfnisse gesprochen. Seit wenigen Jahren sind die Hebammen jetzt auch im Mutter-Kind-Pass vertreten.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.