Pielachtal
Kleinkinder waren Zeugen bei Gewaltexzessen
PIELACHTAL (ip). Extrem gewalttätig verlief die Beziehung eines Paares aus dem Pielachtal. Die beiden Kleinkinder waren häufig dabei, wenn es brutal zur Sache ging. Nun stellt sich für den Richter am Landesgericht St. Pölten die Frage, ob er dem Antrag von Staatsanwältin Nicole Elsinger auf Einweisung des 25-jährigen, einschlägig vorbestraften Mannes nachkommt.
Junge Mutter wurde gewürgt
Die Auseinandersetzungen nahmen in den letzten Jahren quantitativ und an Heftigkeit zu. Ohrfeigen, Fußtritte, sowie Schläge mit Schuhen, Staubsaugerrohr oder Teppichklopfer gehörten beinahe schon zur Tagesordnung. Besonders brutal verhielt sich der Angeklagte bei einem Vorfall im vergangenen Jahr. Wegen einer Kleinigkeit wischte er einen Topf vom Herd, wobei auch zwei Gläser zu Bruch gingen. Als die junge Mutter aufwischen wollte, habe sie ihr damaliger Lebensgefährte gewürgt, sodass sie auch kurz bewusstlos gewesen sei. Gleichzeitig habe er ihren Kopf seitlich in die Glasscherben gedrückt.
Er habe sie schon sehr intensiv gewürgt. Da habe sie geröchelt und ganz leise gesagt: „Bitte hör auf!“, gestand der Beschuldigte, der sein Verhalten auch auf seinen finanziellen Druck zurückführte. Es habe ihn sehr viel Geld gekostete, als er während einer Autofahrt mit seiner Partnerin stritt und dabei einen Verkehrsunfall verursachte, bei dem die Frau und seine Tochter schwer verletzt wurden.
Täter bekennt sich schuldig
„Er hat ein Aggressionsproblem und ist bereit, sich auch stationär behandeln zu lassen“, erklärte Verteidigerin Regina Krahofer und gab einen Einblick in die schwierige Kindheit ihres Mandanten, der sich zu allen Vorwürfen unter Tränen schuldig bekannte, obwohl es keine Beweise anhand dokumentierter Verletzungen der Frau gibt. „Sie hat sich nie zum Arzt getraut“, meinte die Opfervertreterin, die Schmerzensgeld in Höhe von 4.500 Euro fordert.
Als der Richter die Streitanlässe hinterfragte, kam er nach den Schilderungen des Angeklagten zu dem Schluss: „Sie haben sich wechselseitig also nichts geschenkt!“ Bestätigt fühlte er sich dabei auch durch das ungebührliche Verhalten der Frau vor Gericht. Nachdem er sie mehrfach abmahnte, verwies er sie zuletzt aus dem Saal.
Prozess vertagt
Gerichtspsychiater Dietmar Jünger diagnostizierte im Vorfeld eine schwere Persönlichkeitsstörung bei dem 25-Jährigen, konnte dieses Ergebnis nach den Aussagen des Mannes im Prozess aber nicht aufrecht erhalten, zumal der Angeklagte berichtete, dass er schon geraume Zeit eine Substanz zu sich nehme, die ihm ein Arbeitskollege überlassen habe. Allerdings wisse er nicht, was es sei. Für ein neuerliches Gutachten musste der Richter den Prozess vertagen.
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