Exklusivinterview
Mental fit durch die dunkle Jahreszeit im Dindltal
- Mentaltrainerin Claudia Greimel zeigt, wie man auch in der dunklen Jahreszeit innere Balance findet.
- Foto: Lina Chalusch
- hochgeladen von Lina Chalusch
Wenn die Tage kürzer werden, die Sonne seltener scheint und die Temperaturen sinken, geraten viele Menschen seelisch aus dem Gleichgewicht. Müdigkeit, Einsamkeit und Antriebslosigkeit sind häufige Begleiter der dunklen Monate. Die Hafnerbacher Mentaltrainerin Claudia Greimel weiß, wie man Körper und Geist dennoch in Balance hält.
PIELACHTAL. „Licht ist ein zentraler Faktor“, erklärt Greimel. „Auch wenn es bewölkt ist, sollte man täglich hinausgehen – Sonnenlicht wirkt selbst durch die Wolken und bringt unseren Körper in Schwung.“ Wer sich drinnen aufhält, kann mit Kerzen und gemütlicher Atmosphäre nachhelfen: „Kerzen gaukeln unserem Körper das Sonnenlicht ein Stück weit vor – das schafft Wärme, Geborgenheit und Wohlgefühl.“
Ruhe und Gemeinschaft
Neben ausreichend Licht sei der soziale Kontakt entscheidend. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist es wichtig, aktiv auf Menschen zuzugehen: „Freunde anrufen, gemeinsam spazieren gehen oder einfach plaudern – das hilft gegen Einsamkeit. Es muss kein großer Aufwand sein, manchmal reicht schon ein kurzer Anruf oder ein Kaffee mit der Nachbarin.“
Doch die Mentaltrainerin betont auch: Die stille Jahreszeit darf ruhig sein. „Im Herbst und Winter zieht sich die Natur zurück – das darf auch der Mensch. Wir müssen nicht ständig leisten, sondern dürfen uns Ruhe und Rückzug gönnen.“ Problematisch werde es, wenn der innere Wunsch nach Entspannung mit dem äußeren Druck der Vorweihnachtszeit kollidiere: „Der Körper sehnt sich nach Ruhe, aber gesellschaftlich ist das die stressigste Zeit des Jahres. Da darf man bewusst auf die Bremse steigen.“
Einsamkeit aktiv begegnen
Gerade rund um Weihnachten fühlen sich viele Menschen besonders allein. Greimel rät, Kontakte bewusst im Vorfeld zu suchen: „Weihnachten kommt nicht überraschend. Es hilft, schon in der Adventzeit mit anderen in Kontakt zu treten – etwa mit einem kleinen Besuch, einem Spaziergang oder einer Einladung auf einen Tee.“ Auch digitale Möglichkeiten wie Videotelefonie können Nähe schaffen, wenn Familie oder Freunde weiter entfernt leben.
Wichtig sei, die eigene Situation nicht passiv hinzunehmen: „Zu Hause sitzen und auf Gesellschaft warten funktioniert selten. Man muss selbst aktiv werden – es gibt viele Möglichkeiten, sei es ein Verein, ein Kurs oder ein Spaziergang, bei dem man Menschen begegnet.“
Die Jugend im Fokus
Auch Jugendliche haben zunehmend mit mentalen Belastungen zu kämpfen. „Viele junge Menschen fühlen sich überfordert oder nicht verstanden“, sagt Greimel. Ihr Appell an Eltern, Großeltern und Bezugspersonen: „Jugendliche wollen ernst genommen werden. Nicht ständig über Schule reden, sondern echtes Interesse zeigen – an ihren Hobbys, Freunden und Gedanken. Und vor allem: ihnen vermitteln, dass sie wertvoll und richtig sind, so wie sie sind.“
Kritik und gesellschaftlicher Druck führten häufig dazu, dass Jugendliche sich zurückziehen oder das Gefühl haben, nichts richtig zu machen. „Starke Persönlichkeiten entstehen nicht durch Druck, sondern durch Wertschätzung“, betont Greimel.
Generationen verbinden
Besonders in der dunklen Jahreszeit können generationenübergreifende Kontakte viel Positives bewirken. „Großeltern sollten den Kontakt zu ihren Enkeln aktiv suchen, vielleicht um Rat bitten oder sich Themen erklären lassen, die sie nicht verstehen – etwa rund um Technik oder soziale Medien. Das schafft Nähe und gegenseitiges Verständnis.“
Dabei gehe es vor allem um echten Dialog: „Wenn man die Meinung des anderen als Blödsinn abtut, ist das Gespräch beendet. Offenheit und gegenseitiger Respekt halten den Kontakt lebendig.“
Bewusst leben statt Multitasking
In ihrer Arbeit hilft die Mentaltrainerin Menschen, wieder „Pilot ihres eigenen Lebens“ zu werden. „Viele rennen im Hamsterrad – Beruf, Familie, Verpflichtungen. Es geht darum, unbewusstes Handeln bewusst zu machen und das eigene Leben aktiv zu gestalten.“
Ein zentrales Werkzeug ist dabei Achtsamkeit im Alltag: „Nicht nebenbei den Kaffee trinken, sondern bewusst genießen – das ist dann deine Auszeit. Oder beim Gehen spüren, wie du einen Fuß vor den anderen setzt.“ Multitasking, so Greimel, überlaste das Gehirn und raube Lebensenergie.
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