Eine SMS von Gams und Rothirsch - Forschungsprojekt im Habachtal geht weiter
BRAMBERG/HABACHTAL. Nationalparkreferentin LH-Stv. Astrid Rössler: "Schon seit 2009 ist die Nationalparkverwaltung Pächter des Jagdreviers Habachtal der Österreichischen Bundesforste. Die Verwaltung hat dieses Revier in wenigen Jahren zu einem beeindruckenden Lehr- und Forschungsrevier ausgebaut. Nun ist mit dem neuen Pachtvertrag mit den ÖBF die Fortsetzung sowohl der Schalenwildforschung als auch der Bildungsangebote und Besucherinnen- und Besucherangebote wie Schaufütterung im Winter und Wildtiersafari im Sommer für die kommenden neun Jahre abgesichert."
Eine Besonderheit: Die Nationalparkverwaltung verfügt nicht über das Jagdrecht
Anders als in den meisten Nationalparks verfügt die Nationalparkverwaltung in den Hohen Tauern nicht über das Jagdrecht und ist daher bei der Gestaltung des Wildtier-Managements wesentlich eingeschränkt. Das Jagdrecht haben grundsätzlich die privaten Grundeigentümer oder die Österreichischen Bundesforste (ÖBF). Die ÖBF üben dieses selber aus oder verpachten es.
Sehr praxisbezogene Forschungsfragen
"Die Forschungsfragen, die im Habachtal gestellt werden, sind sehr praxisbezogen", erklärte Nationalpark-Direktor Wolfgang Urban die Herangehensweise. "Viele Antworten haben immer auch Relevanz für die Jagdausübung in den gesamten Hohen Tauern und darüber hinaus. Die Ergebnisse finden regen nationalen und internationalen Austausch."
Bleifreie Munition
So hat sich zum Beispiel die Nationalparkverwaltung in die Diskussion über die Verwendung bleifreier Büchsenmunition bei der Jagd auf Schalenwild als Testrevier eingebracht. "Die Ressourcen in einer Nationalparkverwaltung - von der wissenschaftlich fachlichen Projektkoordination über den Zugang zu unterschiedlichen EU-Förderprogrammen bis zu den ganzjährig angestellten Berufsjägern - sind naturgemäß anders als in den meisten anderen Jagdrevieren.
Je 16 Stück Rot- und Gaswild wurden besendert
Eine andere Frage, die auch revierübergreifend von großer Relevanz ist, ist die Raumnutzung des Rot- und Gamswildes. Je 16 Stück Rotwild und Gamswild wurden dazu mit GPS-GSM-Sendern ausgestattet und alle weiteren mit Ohrmarken markiert. Nach zwei Jahren Akkulaufzeit ist nun der Zeitpunkt des Austausches gekommen. Das per Funk gesteuerte Lösen der Magnetverbindung bei den Halsbändern während der Schaufütterung war zudem eine besondere Attraktion für die Besucherinnen und Besucher. Nun werden wieder Tiere möglichst stressfrei gefangen, betäubt und mit neuen Sendern ausgestattet.
Vorsorgliche Isolierung der DNA
Unter tierärztlicher Aufsicht werden zahlreiche Proben für weitere Laboruntersuchungen betreffend Kondition, Immunsystem, Parasitenbefall, Verdauung, Stoffwechsel, Stresshormone genommen. Für etwaige spätere genetische Fragestellungen wird auch die DNA vorsorglich isoliert und aufgehoben.
Die Infos werden in Datenbanken eingespeist
Die Senderhalsbänder liefern nun wieder zwei Jahre kontinuierlich die per GPS gemessenen Positionen der jeweiligen Tiere. Diese werden per SMS direkt in die Nationalparkverwaltung nach Mittersill übermittelt. Dort werden sie in Datenbanken und ins Geografische Informationssystem des Landes eingespeist. Später können die Daten über die räumliche und zeitliche Nutzung verschiedener Lebensräume mit konkreten Fragestellungen und anderen Kartierungen verschnitten und verknüpft werden. "Da gibt es noch immer sehr Vieles, das kaum objektiv beantwortet ist: von der Interaktion zwischen Haustieren, also Schafen und Rindern, und den Wildtieren bis zur Wirksamkeit touristischer Aktivitäten, der Ausnutzung von Wildruhegebieten bis zur Auswirkung von großen Beutegreifern", so Astrid Rössler.
Dazu ein allgemeiner NP-Bericht, in dem Nationalpark-Direktor Wolfgang Urban Kritik daran übt, dass die Pachtverträge alle neuen Jahre neu ausverhandelt werden müssen:
http://www.meinbezirk.at/pinzgau/lokales/nationalpark-hohe-tauern-ein-blick-auf-anstehendes-d1604369.html
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