Keine Zeit für Trauer - hartes Los für die Frauen

Ottingbäuerin Eva Mayrhofer mit Enkel Joseph (um 1938).- Foto: Privat
- hochgeladen von Gudrun Dürnberger
Schwerpunkt: 100 Jahre Republik
LEOGANG. So tragisch das Schicksal der Soldaten war, so schlimm war die Situation oft auch für die Angehörigen daheim. Für Frauen bedeutete die Abwesenheit der Männer, dass sie allein für die Versorgung von Haus, Hof und Kindern zuständig waren. Sowohl die physische als auch die psychische Belastung war meist enorm.
Schlimme Verluste
Die Ottingbäuerin Eva Mayrhofer verlor durch den Krieg kurz hintereinander zwei Söhne, im selben Jahr starb ihr Mann an einer Blinddarmentzündung. Die junge Witwe war mit dem Hof, zwei minderjährigen Kindern und ihrer Trauer auf sich allein gestellt. "Sie war sehr fleißig und hatte einen eisernen Willen", berichtet Hermann Mayrhofer, Kustos des Bergbau- und Gotikmuseums, von seiner Großmutter. "So schwierig und tragisch das Schicksal war, es musste weitergehen." Er habe großen Respekt vor den Frauen, die in dieser leidgeprüften Zeit so tüchtig sein mussten. Nicht nur die finanzielle Unterstützung fehlte damals, es habe natürlich auch keine psychologische Betreuung gegeben. "Heute kommt bei einem tragischen Todesfall ein Kriseninterventionsteam und kümmert sich um die Angehörigen. Früher haben die Menschen mit diesen Schicksalsschlägen allein zurecht kommen müssen", so Mayrhofer.
Gräber gefunden
Als sein Onkel Joseph schwer verwundet in einem Lazarett in Brünn lag, habe die Großmutter ihren Sohn unbedingt noch besuchen wollen. Während der Vorbereitungen zu dieser schwierigen Reise ist Joseph verstorben. Johann, der zweite Sohn, ist kurz darauf in Brixen in Südtirol bei den Drei Zinnen gefallen. Diese Dramen seien in der Familie sehr präsent gewesen und hätten den Zusammenhalt gestärkt, so Mayrhofer. Er hat die Gräber seiner Onkel gesucht und beide gefunden. Sogar das Grab in der ehemaligen Tschechoslowakei sei gut erhalten und gepflegt gewesen.
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