Drogenberatung
Selbsthilfegruppe für Angehörige von Suchtkranken
"Ein Gefühl völliger Hilflosigkeit": Unter einer Suchterkrankung leiden nicht nur die Betroffenen. Auch Angehörige trifft es oft schwer. Eine Selbsthilfegruppe der Drogenberatung Pinzgau soll sie unterstützen.
ZELL AM SEE. "Spätestens als ich im Zimmer meines Sohnes ein Sackerl mit weißen Pulverresten fand, hätten alle Alarmglocken schrillen müssen", erzählt eine Mutter. Um ihren Sohn zu schützen, möchte sie ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen.
"Im Nachhinein erscheint mir vieles klarer. Ich erkenne die Anzeichen, kann die Wesensveränderung richtig deuten", erklärt sie. "Aber bis es eskalierte, wollte ich nicht wahrhaben, dass mein Sohn ein Drogenproblem hat."
Als die Polizei verständigt wurde, brach für sie eine Welt zusammen. "Ich konnte weder essen noch schlafen, wusste mir nicht mehr zu helfen", schildert die Frau. Sie fühlte sich hilflos, machte sich Vorwürfe und hatte das Gefühl, als Mama versagt zu haben.
Unterstützung für Angehörige
In ihrer Verzweiflung wandte sie sich an die Drogenberatung Pinzgau, einer Einrichtung des Suchthilfe Salzburg, die vom Land Salzburg finanziert wird. Das Team dort kennt die Sorgen der Angehörigen. Wendet man sich an Herbert Grießl (Psychologe und Psychotherapeut) und Melanie Schmitt (Sozialarbeiterin), stehen sie einem so gut es geht unterstützend zur Seite.
"Vor allem Eltern vergessen bei so einem Problem oft, dass sie auch auf sich selbst achten müssen", weiß Melanie Schmitt. Geht es den Angehörigen schlecht, können sie auch den Betroffenen schwerer helfen. Außerdem belastet es die Jugendlichen meist zusätzlich, wenn sie sehen, wie schlecht es ihren Eltern wegen ihnen geht.
Doch auch wenn Eltern zu eifrig helfen wollen, kann das schiefgehen. "Abhängigen kann man nur die Hand reichen und mit ihnen gemeinsam den Schritt machen, den sie gerade gehen wollen. Dabei ist es wichtig, dass man als Angehöriger nicht schneller geht", erklärt die Sozialarbeiterin.
Man ist damit nicht alleine
Werden Betroffene und ihre Angehörigen betreut, wird das strikt getrennt – außer es ist anders erwünscht. "Wir unterliegen einer Verschwiegenheitspflicht. Informationen werden an niemanden weitergegeben", versichert Melanie Schmitt.
Da im vergangenen Jahr besonders viele Angehörige in die Beratung kamen, gründete sie gemeinsam mit der betroffenen Mama eine Selbsthilfegruppe (SHG). Deren Sohn schaffte den Absprung, er ist mittlerweile auf dem Weg der Besserung.
"Mir haben die vielen Gespräche mit Melanie während dieser sehr schwierigen Zeit sehr geholfen, um wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Trotzdem hätte ich mich gerne mit anderen Angehörigen ausgetauscht, denen es gleich geht – um zu erkennen, dass ich nicht alleine mit diesen Problemen bin", sagt die Mama.
Offen über Sorgen sprechen
Ihre Erlebnisse und dieses Gefühl des "Nicht-Alleinseins" will sie im Rahmen der SHG mit anderen teilen. Hinzu kommt die jahrelange Erfahrung und die Expertise von Melanie Schmitt. "Eltern, Partner und Kinder von suchtkranken Menschen sind herzlich willkommen – unabhängig davon, welche Substanz konsumiert wird", erklärt die Beraterin.
"Wir wollen einen Rahmen schaffen, in dem Angehörige offen über ihre Sorgen und Erfahrungen sprechen können. Mit Hilfe der Gruppe können sie auch neue Umgangsformen mit dieser speziellen Problematik finden."
Selbsthilfegruppe für Angehörige
Die SHG für Angehörige von Abhängigen trifft sich jeden zweiten Dienstag im Monat. Aufgrund der derzeitigen Situation sollten Teilnehmer ein aktuelles, negatives Covid-Testergebnis haben. Auch Schnuppern ist möglich, um Voranmeldung wird gebeten.
Kontakt
Drogenberatung Pinzgau
Mail: drogenberatung.pinzgau@suchthilfe-salzburg.at
Telefon: 06542-47486
Adresse: Schulstraße 8, 5700 Zell am See
Öffnungszeiten: Montag 9 bis 12 Uhr, Dienstag 14 bis 17 Uhr, Donnerstag 9 bis 12 Uhr
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