Zell am See: Die Barrierefreiheit im Test

ZELL AM SEE (cn). Ab Anfang 2016 darf es laut Behinderten-Gleichstellungsgesetz bei öffentlich zugänglichen Gebäuden keine Diskriminierung mehr geben. Institutionen wie zum Beispiel Schulen oder Amtsgebäude müssen für alle Mitmenschen - somit also auch für Rollstuhlfahrer oder sehbehinderte Leute - zugänglich sein.

Umfangreiche Umbauten
Das bedeutet zum Teil umfangreiche Umbauten, so wie sie zum Beispiel derzeit beim Gemeindeamt in Bruck durchgeführt werden; im schlimmsten Fall können von den Betroffenen Schadenersatzforderungen gestellt werden. Wir vom Bezirksblatt Pinzgau haben uns deshalb umgesehen, wie es in fünf öffentlichen Gebäuden unserer Bezirkshauptstadt und bei der Pinzgauer Lokalbahn derzeit mit der Barrierefreiheit steht.

Aktiv und engagiert
Für dieses Unterfangen haben wir uns Unterstützung geholt: Bruno Lemberger hat sich gerne dazu bereit erklärt. Der gelernte Metzger ist Bauer beim "Schönsteinhof" am Mittersiller Sonnberg und auch sonst sehr aktiv: Früher hat sich der Rollstuhlfahrer in der Gemeindevertretung engagiert, jetzt agiert er im Mittersiller Pfarrgemeinderat und ist zudem - so es die Arbeit am Hof erlaubt - in der Sterbebegleitung tätig.

Nachfolgend nun die Ergebnisse im kurzen Überblick:

Bezirkshauptmannschaft Zell am See

Das Hauptgebäude der Bezirkshauptmannschaft ist für Rollstuhlfahrer sehr gut bewältigbar, blinde Menschen erwartet ein "sprechender" Lift. Beim BH-Nebengebäude am Stadtplatz 5 gibt es beim Eingang eine Stufe, jedoch keine Rampe. Ohne Hilfe kommen Betroffene nicht ins Haus.

Rathaus Zell am See

Auch dieses Gebäude ist rollstuhlgerecht ausgestattet: Laut Bruno Lemberger sind der Eingang, der Lift (mit Sprachfunktion) und das WC optimal. In der Nähe gibt es auch zwei Behindertenparkplätze, die sowohl vom Rathaus als auch von der Bezirkshauptmannschaft nicht weit entfernt sind.

Wirtschaftskammer Zell am See

Hineinzukommen ist dank einer Rampe gut möglich. Ein Hindernis für nicht kräftige Rollstuhlfahrer sind die teils schweren und automatisch wieder zufallenden Türen. Mit dem Lift sind alle Stockwerke erreichbar. Für das Behinderten-WC im Mitarbeiterbereich muss um einen Schlüssel gebeten werden.

Bauernkammer Zell am See

Wegen der Stufe beim Eingang kommen Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe nicht in das Gebäude. Im Haus gibt es keinen Lift und auch keine eigene behindertengerechte Toilette. Allerdings wird das Amtsgebäude in Maishofen neu errichtet, aber bis Jänner 2016 geht sich die Fertigstellung nicht aus.

Bahnhof Zell am See

Der Bahnhof ist von den automatischen Türen über die Lifte bis hin zum Behinderten-WC gut ausgestattet. Auf dem Boden finden sich Orientierungshilfen für blinde Menschen. Für Zugfahrten müssen sich Rollstuhlfahrer anmelden (österreichweit 24 Stunden, international 48 Stunden vorher).

Pinzgauer Lokalbahn

Wenn Rollstuhlfahrer die Pinzgauer Lokalbahn benützen möchten, müssen sie 24 Stunden vorher anrufen. Dadurch ist gesichert, dass sie mit einem sogenannten "Wendezug" fahren können. Bei diesen Zügen kann eine Plattform, die dann als Rampe dient, herausgeklappt werden.